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Volltext: Katalog der archaeologischen Ausstellung

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deckend einzutragen. Diese Technik, deren Resultat — die so 
genannte Ripsbindung — blos eine besondere Abart der -gewöhn 
lichen Leinwandbindung darstellt, wurde, wie die erdrückende 
Mehrzahl dieser Funde lehrt, zur Herstellung der Gewandver 
zierungen noch in spätantiker Zeit fast ausschliesslich verwendet. 
Als technische Bezeichnung dafür hat sich in den letzten Jahren 
das Wort Wirkerei eingebürgert, dessen Gebrauch aber neuestens 
heftig bekämpft wird, weil man eine missverständliche Verwechs 
lung mit der Bedeutung dieses Wortes in der modernen Textil 
kunst (eine Art mechanischer Strickerei) befürchtet. Die Bezeichnung 
»Gobelintechnik«, die heutzutage hierfür noch am meistengebraucht 
wird, ist vom historischen, sachlichen und sprachlich-nationalen Ge 
sichtspunkte gleichmässig zu verwerfen. Den technischen Apparat, 
auf welchem die Alten ihre Leinengewebe mit eingewirktenVerzierungs- 
einsätzen gefertigt haben, repräsentirt der Webstuhl Nr. 1640 in 
der unmittelbar benachbarten Abtheilung. Dass aber die Ornament 
wirkerei nicht erst in der spätantiken Zeit die Hauptrolle bei der 
Verzierung von Gewändern gespielt hat, sondern auch schon von 
den hellenistischen Griechen geübt worden ist, erscheint bewiesen 
durch Funde aus der Krim, die in der Eremitage verwahrt werden. 
Die Ornamentwirkerei in Wolle wurde im Mittelalter abgelöst 
durch die Seidenkunstweberei; eines der ältesten erhaltenen Bei 
spiele hierfür, mit allen Merkmalen der spätantiken Stilweise, re 
präsentirt Nr. 1639 (im Webstuhlkasten). 
d) Ornamentaler Charakter der Verzierungen. Auf den Schulter 
einsätzen in der Mitte ein Centaur, auf den Einsätzen des Unter- 
theiles ein Hase, in den Bordüren gereihtes geometrisches Rauten 
muster mit Füllpunkten, das auch in den Aermelborten wieder- 
kebrt; in den Spangen desgleichen, mit Herzmuster abwechselnd. 
1585. Fragment einer Frau e n - T u n i c a. Schnitt ähnlich wie bei 
Nr. 1584, oben ein viereckiger Halsausschnitt anstatt des Schlitzes; 
die Spangen breit und bis zum unteren Saume herablaufend, dieser 
selbst mit einer breiten Borte besetzt. Die Verzierungen in diesem 
Falle zwar auch in der Technik der Wirkerei, aber besonders 
gearbeitet und aufgenäht. In den Spangen alterniren nimbirte 
Halbfiguren in oblongen Medaillons mit Blumenornamenten und 
nackten, vogeltragenden Genien und andere Figuren, deren Deutung 
durch die starke Ausmoderung der Wolle erschwert ist. Im unteren 
Saumstreifen ein durch Rankencombinationen im Rautennetz be 
strittenes, unendliches Muster. 
1586. Langes Aerrnelgewand aus Leinen mit flott liegenden Noppen 
auf der Innenseite, gewöhnlich als Wintergewand erklärt. 
1587. K i n d e r-T u n i c a. Schnitt und Vertheilung der Verzierungen 
ähnlich wie bei Nr. 1584; die blattförmigen Schulter- und Saum 
einsätze, wie der Augenschein zweifellos ergibt, aus einem älteren, 
schadhaft gewordenen Gewandstück ausgeschnitten und aufgenäht, 
desgleichen der Besatz am Halsschlitz und an den Aermelenden; 
dagegen das Streumuster der eigentlichen Aermelborten und der 
Spangen unmittelbar in das Grundleinen eingewirkt. 
1588. Ki n d er-T uni ca. Vorder- und Rückentheil, sowie die Aermel 
besonders zugeschnitten, der Halsausschnitt wie an der Frauen- 
Tunica Nr. 1586, sämmtliche Zierbesätze aufgenäht. 
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