Seite 36
Internationale
Rabbinerpredigten und Gedichte in diesem Buche ab-
gedruckt sind. Noch sei auch einer besonderen Huldigung
durch die Armee für ihr ausgezeichnetes Mitglied Grafen
O’Donell gedacht, die in einem Ehrengeschenke, einem
silbernen Schild, von ihm dem städtischen Museum in
Salzburg letztwillig vermacht, bestand. Die plastischen
Darstellungen darauf versinnbildlichen sowohl die
Rettung Sr. Majestät als wie auch die in O’Donells Tat
ausgeprägten kriegerischen Tugenden und den Wappen
spruch seiner Familie: »In hoc signo vinces« im Kreuzes
zeichen. Es ist ein Meisterwerk Österreichischer Kunst,
zu dem der Professor N ü 11, der Historienmaler Karl
.Meyer und textlich der bekannte Dichter Baron
Zedlitz ihr volles Können und Wissen zu dessen Ge
lingen aufwendeten.*
So sehen wir, wie damals jedermann im weiten
Reiche bemüht war, sich an den verschiedenartigsten
Kundgebungen für die glückliche Rettung des jugend
lichen Herrschers irgendwie zu beteiligen und Freude
darüber und damit auch Abscheu gegen die Mordtat aus
zudrücken. Heute nach Verlauf von fast zwei Menschen
altern können wir Staatsbürger dieses gottbegnadeten
Reiches dem Allmächtigen nicht genug danken, daß er
unseren Kaiser, nunmehr den längstregierenden Herrscher
unseres Reiches und den Nestor unter den regierenden
Fürsten des Erdballs, in voller Gesundheit und geistigem
Schaffen erhält; einen Herrscher, der der Welt ein Vor
bild ist in getreuester Erfüllung der durch die Eigenart
unserer vielstämmigen Monarchie riesig erschwerten
Pflichten, unermüdlich in seinen weitverzweigten Auf
gaben und Sorgen um Größe und Wohl der Monarchie,
sowie um Erhaltung des Friedens. Darum aber mögen
die Namen O’Donell und Ettenreich in Schule und Haus
in allen unseren Ländern in höchsten Ehren erhalten
werden, denen wir es schulden, daß Oesterreich-
Ungarn noch heute und hoffentlich noch sehr lange
Jahre besitzet den Friedenskaiser, allgemein gepriesen
als den Vater des Vaterlandes.
* *
Der Sammlung des geschätzten Verfassers des vorstehen
den Artikels, Exzellenz Baron Teuffenbach, entstammt
das interessante Blatt, das wir in einer Verkleinerung in Fig. 1
reproduzieren. Im Mittelfond sieht man die jugendliche Gestalt
Kaiser Franz Josefs. Darunter liest man:
Am 18. Februar 1853.
Gott in den Höhen, Du wachst! — Mit tausend metallenen
Zungen
Jubelt es Gutenbergs Kunst hin vor den Kaiser und Herrn.
Oesterreichs Franz Josef verewige sie — und die Retter
Nenne sie fernstem Geschlecht, dankbar in Type und Bild!
Von der k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei.
Links vom Kaiser ist in Arabesken eine auf den Grafen
Maximilian O’Donnell, rechts eine auf Josef Ettenreich
bezügliche Inschrift. Unterhalb des Blattes ist der Wortlaut der
ersten Notiz über das Attentat in der amtlichen »Wiener
Zeitung« vom 19. Februar 1853 angebracht.
Ueber den in Fig. 2 reproduzierten Schild finden wir in
Wurzbachs »Biographisches Lexikon des Kaisertums Oester
reich«, Bd. 21, S. 9, folgende Beschreibung:
Die plastischen Darstellungen auf dem Schilde beruhen
auf der Idee, sowohl die glückliche Rettung des Kaisers durch
* Ueber Anregung des Erzherzogs Ferdinand
Maximilian, des späteren unglücklichen Kaisers von
Mexiko, wurde durch reichliche öffentliche Sammlungen als
bleibende Erinnerung an die durch Gottes Vorsehung erfolgte
Rettung des Kaisers die Votivkirche in Wien erbaut die ein
sprechendes Zeugnis der dankbaren Völker, gleichzeitig eine
Hauptzierde unserer Residenzstadt .ist.
ammler-Zeitung.
den Obersten Grafen O’Donnell als auch die Tugenden des
Kriegers symbolisch zu bezeichnen, welche sich auf ODonnells
Tat beziehen. Zugleich sollte an dem Schilde das Kreuzzeichen
erscheinen, welches in dem Familienwappen des Grafen. O’Don
nell mit der Devise »In hoc signo vinces« enthalten ist, und
welches Zeichen auch den göttlichen Beistand zum Gelingen des
Rettungswerkes besonders andeutet.
Für den Schild selbst wurde die Kreisform gewählt, welche
sich zur symmetrischen Einteilung am besten eignet, und der
Stil des Kunstwerkes entspricht jener Periode der Renaissance,
welche noch mit der Heraldik des Mittelalters verbunden war.
'Durch die Darstellung des Kreuzes auf dem Schilde ergab sich
ein dominierendes rundes Mittelfeld, umgeben von acht kleineren
Feldern, wovon vier die Flächen der Kreuzarme bilden und die
anderen vier, etwas tiefer profiliert, als runde Ausschnitte des
Kreuzes erscheinen, allegorische Figuren einrahmend. Ein Kranz
von Eichenlaub, dem Feldzeichen der österreichischen Armee,
umschließt das Ganze parallel mit dem Rande des Schildes;
zwischen beiden ist die Widmungsschrift angebracht. In dem
dominierenden Mittelfelde des Schildes erscheint eine gewapp
nete Cherubsgestalt mit dem Flammenschwerte, ein vielköpfiges
Ungeheuer besiegend. Die Einrahmung dieses Mittelfeldes ent
hält die biblische Umschrift: »Der Herr ist die Stärke, die seinem
Gesalbten hilft,« andeutend den göttlichen Schutz, welcher die
drohende Gefahr vom Kaiser abgewendet hatte. In den vier Aus
schnitten des Kreuzes erscheinen allegorische Figuren, unter
welche Sinnsprüche angebracht sind, die sich auf O Donnells
Tat beziehen, und zwar I. Mut und Stärke, zwei sitzende weib
liche Figuren, durch Haltung, Gewandung und Embleme be
zeichnet mit dem Sinnspruche: Aus Ehr’ und Treue entwuchs
Dir Mut und Stärke. 2. Vaterlandsliebe und Treue, eine Gruppe
von zwei gewappneten Frauen mit einem Kinde. Der Sinnspruch
lautet: »Das weite Reich freut sich der Tat des Einen.« 3. Ein
heit und Sieg, eine weibliche und männliche Figur mit charak
teristischen Gruppen und dem Sinnspruche: »Du bist von Oester
reichs Heer ein treues Abbild.« 4. Ruhm und Ehre, zwei weib
liche Figuren mit entsprechenden Attributen und dem Sinn
spruche: »Dein Name klingt im Lauf der Zeiten fort.«
Drei Flächen des Kreuzes zeigen Siegestrophäen mit sechs
Schildern, w r elche die Embleme von Truppengattungen der öster
reichischen Armee enthalten, nämlich der Infanterie, Kavallerie,
Artillerie, Genietruppe, des Generalstabes und der Kriegsmarine
In der vierten Kreuzfläche unter dem Cherub des Mittelfeldes
ist der Doppelaar mit dem k. österr. Hauswappen dargestellt,
welches durch den Kaiser dem Wappen des Grafen O’Donnell
einverleibt w r urde.
Die Widmungsinschrift am Rande des Schildes lautet in
erhabener Schrift: »Dem Retter des Kaisers, am 18. Februar
^1853, Oberst Graf M. C. O’Donnell — die österreichische Armee.«
Die Umschrift ist oben und beiderseits durch kurze, mit dem
österreichischen Wappen gekrönte Säulen unterbrochen, welche
die Namen merkwürdiger Siege der österreichischen Armee aus
der Neuzeit enthalten und neben welchen Säulen Figuren stehen,
die Truppengattungen der Armee darstellend. Am unteren Rande
des Schildes ist das Wappen des Grafen O’Donnell angebracht.
*
Eine interessante Sammlung von Dokumenten, die sich
auf das Attentat auf den Kaiser beziehen, hat der Wiener Anti
quar I. I. Plaschka zusammengebracht. Wir finden da neben
den zeitgenössischen Berichten in der »Wiener Zeitung«, dem
»Fremdenblatt«, der »Presse«, der »Oesterreichischen Volks-
zeitung« und anderen Broschüren und Bücher, die ausführliche
Darstellungen des Ereignisses enthalten, so das Werkchen
»Austria«, erschienen 1853, Auskunftskalender 1854, die goti
schen Briefe, drei Hefte, 1854, Ernst, Erörterungen, 1855,
Klopfer, Unser Kaiser etc. Im »Illustrierten katholischen Volks
kalender« für 1854 befindet sich auf Seite 44 und 45 ein Ge
dicht von Friedrich Halm auf die Errettung des Kaisers und
ein Holzschnitt (Porträt des Kaisers mit dem Schutzengel), ln
der »Leipziger Illustrierten Zeitung« aus dem Jahre 1853 stoßen