Pflanzenfaser.
117
genannt, viel weniger dem Angriff der Inseoten ausgesetzt ist 1 ). Da
diese Wurzel aber nur im Winter zugänglich ist, so wird ein grosser
Theil von Papier auch mit Reisstärke oder der Abkochung einer
Schlingpflanze {Kadzura japonica), zuweilen aber auch mit Hausen-
blaso geleimt.
Die bemerkenswerthe Zähigkeit, welche die japanesischen Papiere
auszeichnet und welche diesen vielmehr einen gewebeartigen oder leder
artigen Charakter verleiht, wird offenbar durch die ausserordentliche
Länge der Faser, welche häufig 2 cm erreicht, und deren vollkommene
Yerfilzung bedingt.
In England angestellte Versuche haben, wie kaum anders zu erwarten
war, ergeben, dass fertiger aus Japan importirter Papierstoff, welcher, um
ihn für die Verarbeitung auf der Papiermaschine geeignet zu machen, im
Holländer gemahlen wurde, ein Papier lieferte, welches keine Aehnlieh-
keit mit dem japanesischen hatte und sogar dem gewöhnlichen Leinen
papier an Festigkeit nicht gleichkam. In Ermangelung direeter Versuche
Hesse sich hieraus wohl der Schluss ziehen, dass an wirklicher Festigkeit
diese japanesische Papierfaser von den Leinen- und Hanffasern über
troffen werde 2 ).
Es ist jedenfalls eine beachtenswerthe Thatsache, dass man in Japan
sich nur der erwähnten Rindenbaste zur Papierbereitung bedient, obgleich
man dort recht wohl weiss, dass in China auch andere Materialien ver
arbeitet werden, an welchen es in Japan nicht fehlt. Es ist demnach
anzunehmen, dass erfahrungsmässig diese Rinden sich am leichtesten ver
arbeiten lassen, und da diese schon seit langer Zeit Gegenstand des
Landbaues geworden, ist deren regelmässige Production gesichert.
Bei genauerer Betrachtung der japanesischen Papierrinden fällt
zunächst die ausserordentlich feinfaserige und homogene Textur des
Bastes auf und ebenso nach dem Aufweichen in Wasser die Leichtig
keit, mit welcher die dunkel gefärbte werthlose Oberhaut und grüne Unter
haut sich vom eigentlichen Bast abtrennen lassen. Eine andere wich
tige Charakteristik dieser Baste ist die geringe Menge von Markstrahlen-
und Parenchymgewebe und daher das Vorherrschen der eigentlichen werth
vollen Bastfaser. Dieses sind jedenfalls Vorzüge, welche selbst bei jungen
’) Bernardin (1. c.) giebt an, dass auch die Wurzel von Hydrargea
paniculata zu dem gleichen Gebrauche verwendet und Tovovo genann wird.
2 ) Eine besonders ausgezeichnete japanesische Papiersorte, das sogenannte
Papierleder, wird in neuerer Zeit in England und anderwärts bereits mit
gutem Erfolge nachgeahmt. Wie das japanesische Product, besteht dasselbe
aus einem äusserst zähen und festen, langfaserigen Papier, welches verschie
denartig gefärbt und durch Firniss wasserdicht gemacht, auf der Oberfläche,
welche mit auf galvanoplastischem Wege von der Narbenseite wirklichen Leders
(Maroquin, Corduan etc.) abgeformten Kupferplatten gepresst ist, ein den
verschiedenen Luxusledersorten täuschend ähnliches Aussehen zeigt und ge
ringen Sorten derselben an Festigkeit kaum nachsteht.