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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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genannt, viel weniger dem Angriff der Inseoten ausgesetzt ist 1 ). Da 
diese Wurzel aber nur im Winter zugänglich ist, so wird ein grosser 
Theil von Papier auch mit Reisstärke oder der Abkochung einer 
Schlingpflanze {Kadzura japonica), zuweilen aber auch mit Hausen- 
blaso geleimt. 
Die bemerkenswerthe Zähigkeit, welche die japanesischen Papiere 
auszeichnet und welche diesen vielmehr einen gewebeartigen oder leder 
artigen Charakter verleiht, wird offenbar durch die ausserordentliche 
Länge der Faser, welche häufig 2 cm erreicht, und deren vollkommene 
Yerfilzung bedingt. 
In England angestellte Versuche haben, wie kaum anders zu erwarten 
war, ergeben, dass fertiger aus Japan importirter Papierstoff, welcher, um 
ihn für die Verarbeitung auf der Papiermaschine geeignet zu machen, im 
Holländer gemahlen wurde, ein Papier lieferte, welches keine Aehnlieh- 
keit mit dem japanesischen hatte und sogar dem gewöhnlichen Leinen 
papier an Festigkeit nicht gleichkam. In Ermangelung direeter Versuche 
Hesse sich hieraus wohl der Schluss ziehen, dass an wirklicher Festigkeit 
diese japanesische Papierfaser von den Leinen- und Hanffasern über 
troffen werde 2 ). 
Es ist jedenfalls eine beachtenswerthe Thatsache, dass man in Japan 
sich nur der erwähnten Rindenbaste zur Papierbereitung bedient, obgleich 
man dort recht wohl weiss, dass in China auch andere Materialien ver 
arbeitet werden, an welchen es in Japan nicht fehlt. Es ist demnach 
anzunehmen, dass erfahrungsmässig diese Rinden sich am leichtesten ver 
arbeiten lassen, und da diese schon seit langer Zeit Gegenstand des 
Landbaues geworden, ist deren regelmässige Production gesichert. 
Bei genauerer Betrachtung der japanesischen Papierrinden fällt 
zunächst die ausserordentlich feinfaserige und homogene Textur des 
Bastes auf und ebenso nach dem Aufweichen in Wasser die Leichtig 
keit, mit welcher die dunkel gefärbte werthlose Oberhaut und grüne Unter 
haut sich vom eigentlichen Bast abtrennen lassen. Eine andere wich 
tige Charakteristik dieser Baste ist die geringe Menge von Markstrahlen- 
und Parenchymgewebe und daher das Vorherrschen der eigentlichen werth 
vollen Bastfaser. Dieses sind jedenfalls Vorzüge, welche selbst bei jungen 
’) Bernardin (1. c.) giebt an, dass auch die Wurzel von Hydrargea 
paniculata zu dem gleichen Gebrauche verwendet und Tovovo genann wird. 
2 ) Eine besonders ausgezeichnete japanesische Papiersorte, das sogenannte 
Papierleder, wird in neuerer Zeit in England und anderwärts bereits mit 
gutem Erfolge nachgeahmt. Wie das japanesische Product, besteht dasselbe 
aus einem äusserst zähen und festen, langfaserigen Papier, welches verschie 
denartig gefärbt und durch Firniss wasserdicht gemacht, auf der Oberfläche, 
welche mit auf galvanoplastischem Wege von der Narbenseite wirklichen Leders 
(Maroquin, Corduan etc.) abgeformten Kupferplatten gepresst ist, ein den 
verschiedenen Luxusledersorten täuschend ähnliches Aussehen zeigt und ge 
ringen Sorten derselben an Festigkeit kaum nachsteht.
	        
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