Nr. 24
Inte rnätionale Sammler- Zeitung
Seite 195
Gemälden, teils aus Privatbesitz und durch Beteiligung der
Wiener Albertina mit Stichen von Dürer, Schongauer u. a.
kommt hier zum ersten Male ein Ueberblick über die Darstel
lung von Maria und Jesus durch alle Zeiten und in jedem
Material zur Besichtigung. Bei diesem Anlässe wird auch die
von dem Berliner Correggio-Kenner, Dr. Hermann V o ß,
Correggio zugeschriebene Heilbrunner Madonna zum
ersten Male weiteren Kreisen sichtbar gemacht. Die Ausstel
lung wird täglich von 10—12 und 2—4 Uhr geöffnet sein.
(Ein Kunstwerk aus Stift Heiligenkreuz im
Kunsthistorischen Museu m.) Dem Entgegenkom
men der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz ist es zu dan
ken, daß einer ihrer kostbarsten Kunstschätze, eine frühmittel
alterliche Elfenbeinschnitzerei, der Sammlung für Plastik und
Kunstgewerbe des Kunsthistörischen Museums leihweise zur
Ausstellung überlassen wurde. Es ist ein ungemein sorgfältig
ausgeführtes Schnitzwerk, das ursprünglich wohl den Einband
eines Sakramentes geziert hat und um 90Ö nach Christo in
Westdeutschland entstanden ist. Dargestellt sind der heilige
Gregor, wie er eben unter dem Diktat des heiligen Geistes,
der ihm in Gestalt einer Taube auf der Schulter sitzt, den An
fang der Praefation des Canons in ein Buch schreibt, und noch
drei geistliche Schreiber. Die etwas untersetzten Figuren
wirken außerordentlich lebendig, und mit rührender Liebe und
auserlesenem Geschmack ist das bauliche und schmuckhafte
Beiwerk behandelt. Von demselben Künstler kennt man noch
zwei geschnitzte Elfenbeintafeln in der Stadtbibliothek zu
Frankfurt a. M. und im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge.
Die Heiligenkreuzer Elfenbeintafel kann im Hochparterre des
Kunsthistorischen Museums im Saal XVII zur gewöhnlichen
Besuchszeit besichtigt werden.
(Breslauer Schloß museu in.) Auch Breslau
hat nun sein Stadtschloß zu Museumszwecken verwandt und
soeben der Oeffentlichkeit übergeben. Es dient einmal als
Erweiterungs- und Ergänzungsbau des bestehenden Kunst
gewerbemuseums und birgt als solches Stücke des Kunsthand
werks aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Zum andern will es
seine historisch bedeutsamen Räume ohne jede Zutat dem
Publikum als Kulturbilder lebendig erhalten. Neben den bür
gerlich-bescheidenen, ja fast primitiven Zimmern, in denen
Friedrich Wilhelm III. den „Aufruf an mein Volk“
Unterzeichnete und das Eiserne Kreuz stiftete, überrascht eine
Flucht von großformatigen Sälen im reizendsten friderizia-
riischen Rokoko. Die Künstler von Potsdam und Berlin haben
hier eine Residenz geschaffen, die ohne besonderen Prunk
und Glanz jene noble und heitere Kultur atmet, mit der
Friedrich der Große sich so gern umgab.
(Ein Museum für Zeitgeschichte und Pu
blizistik) beabsichtigt die in München bestehende
Gesellschaft für Zeitgeschichte und Publizistik zu gründen.
Das Museum soll alle erreichbaren schriftlichen Ereignisse der
letzten zwölf Jahre, also vom Kriegsbeginn bis heute um
fassen.
(Ein Journalistenmuseum.) In dem Pariser
„Haus der Journalisten“, das vor kurzem eröffnet wurde, soll
jetzt ein Museum eingerichtet werden, das Porträts und Hand
schriften berühmter Journalisten, Nummern seltener Zeitun
gen und aridere interessante Gegenstände enthält, die sich auf
Zeitungsleute beziehen.
VOM KUNSTMARKT.
(Moderne Oelgemälde, Aquarelle und
Handzeichnungen.) Die am 21. Oktober in der Galerie
Hel bing in München abgehaltene Versteigerung von Oel-
gemälden, Aquarellen und Handzeichnungen moderner Meister
(darunter Nachlaß Prof. Dr. M e r z b a c h e r) brachte bei zahl
reichem Besuch und teilweise sehr lebhafter Beteiligung eine
Reihe bemerkenswerter Resultate. Den höchsten Preis erzielte
„Fürst Bismarck in Zivil“ von L e n b a c h mit 8100 M. Die zwei
anderen Bilder dieses Meisters, „Römische Frau mit dunklem
Haar“ und „Bauernbub in der Sonne“, brachten 1300 bezw.
685 M. Leistikows „Grunewaldsee am Abend“ ergab 1960
Mark, Defreggers „Bauerndirndl“ 1700 M, Braiths
„Unwillkommener Besuch“ 3400 M, B ü r k e 1 s „Klostersuppe“
1250 M. E. N. N e u r e u t h e r s Originalentwürfe zu „Hand
zeichnungen zu den Dichtungen der deutschen Klassiker“ gin
gen um 3630 M in Kölner Besitz über. Das Interesse konzen
trierte sich besonders auf die verschiedenen Bilder von Spitz-
w e g. Es erzielten „Dorfidylle“ 2800 M und „Die Theater
probe“ 8000 M. „Dorfidylle“ wurde von der Münchener Pina
kothek erstanden. Stäblis „Weiher im Moor“ ergab 1120,
Trübners „Mädchen mit Haarpfeil“ 2800 M. Höhere Preise
erreichten ferner: E. Andreotti „Halbfigur eines blonden
Mädchens“ 490, Baer „Tannenhochwald“ 860, Pal Böhm
„Sakrisch kalt“ 760, Gilbert von Canal „Holländischer Kanal“
1220, E. J. Compton „Rosengarten bei Bozen“ 720 und
„Weißhorn, Rothorn und Cymbalhorn“ 820 M, Paul C r o d e 1
„Sommermorgen“ 420, J. J. D o r n e r der J. „Mühle im Ge
birge“ 480, K. Gebhardt „Der gothische Rathaussaal in Ster-
zing“ 300, Otto Gebier „Am Morgen“ 760, Max
Gierymski „Polnische Patrouille verhört einen alten Bauer“
880, G. v. H a c k 1 „Die kleinen Pfleglinge“ 420, Ed. M. J e n -
s e n „Dänische Landschaft“ 800, Jul. Lange „Vom Gardasee“
390, Georges Michel „Herbstlandschaft“ 360, Erich Niku-
t o w s k i „Dorf im Elsaß“ 580, Robert Schleich „Aus dem
Mittelalter“ 920, W. Schreuer „Die Familienfeier“ 1150,
J. W e n g I e i n „Altes Bauernhaus bei Tölz“ 330, Werens-
kiöld „Kinderlust“ 400, Wopfncr „Erwartung“ 480 und
Alb. Zimmermann „Sonnenuntergang“ 270 M. Eine Bronze
von Stuck „Amazone“ brachte 610 M.
(Gemäldeauktion bei L e m p e r t z.) Man schreibt
uns aus Köln: Wie zu erwarten war, fand die am 26. Oktober
abgehaltene Gemälde-Auktion bei Lempertz, ein
ungemein lebhaftes Interesse, da es sich in der Hauptsache
um Werke solcher Meister handelte, die speziell im Rheinland
ein großes Publikum haben. Das große Angebot wurde durch
wegs zu angemessenen, zum Teil sogar zu recht bemerkens
werten Preisen aufgenomtnen. So brachte Oswald Achen
bachs „Engelsburg in Abendbeleuchtung“ (eines von des
Meisters Hauptwerken) 10.500 Mark, eine kleine Campagna-
Landschaft 1600 Mark, die „Hafen-Einfahrt von Ostende iin
Sturm“ von Andreas Achenbach 7500 Mark, eine Erft
landschaft des gleichen Meisters 2150 Mark, ein kleines Kinder
bildchen von ausnehmender Feinheit von Joh. S p e r I 4600 Mk,
eine große Schweizerlandschaft von Joseph Jansen 2000 Mk.
Auch die holländischen Spätromantiker des 19. Jahrhunderts
waren gut gefragt und brachten angemessene Preise. Es
notierten: H. J. Bource „Aufbruch zum Taufgang“ 1900 Mk,
K 1 o m b e c k und Verboeckhoven, Landschaft mit Vieh
herde 1700 Mk, B. C. K o c k k o c k, Winterlandschaft 1900 Mk,
Willem Koekkock, Stadtansicht 1700 Mk, ein ähnliches
Motiv 1900 Mk, ein kleines Landschaftsbild von Anton Mauve
1000 Mk, J. B. To m, Landschaft mit Herde 1250 Mk, E.
Verboeckhoeven, Schafe und Esel 960 Mk. Von alten
Niederländern erzielten: J. van G o i j e n, Flußlandschaft 2250
Mark, J. D. de H eem, Blumenstück 1200 Mk, Pieter de
B 1 o o t, Bettlcrpaar 600 Mk, G. M e t s u „Das Almosen“ 960
Mark, Pieter M o 1 y b, Gebirgslandschaft 520 Mark, eine Tier
studie von Aelbert. Cuyp 440 Mark eine Landschaft von
Dirk D a 1 e n s 650 Mark. Die Felslandschaft von Alessandro
M.agnasco erbrachte 1500 Mark.
(„D a s alte B e r 1 i n.“) Am 4. Dezember versteigerte
Paul Graupe in Berlin die Sammlung eines guten Ber
liners, der aus allen Gebieten der bildenden Kunst authentische
Zeugnisse für Wesen und Aussehen seiner Vaterstadt zusam-
mengebracht hatte. Aus der Unzahl der Lithographien und
Stiche fielen die Rosenbergischen Folgen besonders auf, deren
einzelne Blätter zwischen 120 und 260 Mark bezahlt wurden.
Doch hätte der Liebhaber — es waren nur zu wenig an
wesend — schon fiir 10 bis 50 Mark interessante Ansichten er
werben können. Die entzückenden Skizzenbücher von F. W.
Kloß (Mark Brandenburg, Italien) waren für 60, 50 und 95
Mark zu haben, Zeichnungen von Hosemann zwischen 40
und 85 Mark. Eine amüsante Schadow’sche Atelierszene
kostete 130 Mark, die lithographierten „Linden“, 8 (!) Meter
lang, 1250 Mark. Die Berliner Ansichten auf Altberliner Por
zellan fanden zahlreiche Liebhaber für 40 bis 150 Mark. Für
ein wunderschönes Biedermeierservice (5teilig) zahlte man 500
Mark. Die Spezialsammler für Berliner Eisenarbeiten bewar
ben sich heftig um die interessanten Grüße (Neujahrskarten
in Eisen, Plaketten usw.), die durchschnittlich 30 bis 40 Mark
brachten.
(Versteigerung französischer Farbstiche.)
Die -Kunsthandlung H o 11 s t e i n u. Puppel in Berlin ver
steigerte vom 18. bis 20. November eine Kollektion franzö
sischer Farbstiche aus fürstlichem Besitz. Die Wichtigkeit der
Versteigerung wurde durch das Erscheinen der bedeutendsten
internationalen Händler deutlich, die aus New York, Paris,
Brüssel, London, dem Haag, Frankfurt und Leipzig zusammen
kamen. Sie legten für die in solcher Schönheit und Frische
des Druckes sehr seltene Graphik des 18. Jahrhunderts hohe
Preise an. So zahlte man für ein Blatt nach B o i 11 y „Dame
mit Knaben am Guckkasten“ 1500 M., für die „Cocarde
Nationale“ von Legfand, nach Boilly, gestochen und in
Farben gedruckt, 2000 M. Ein Punktstich des Louis Marin
Bonnet „Venus und Amor“ kostete 1600 M., die „Liebes
erklärung“ und die „Umarmung“, entzückende farbige Gegen
stände, zusammen 3750 M., vier Blätter mit Liebespaaren 2100
Mark. Ein Frankfurter Händler erwarb die berühmten Blät
ter „L’eventail casse“ und „L’amant ecocite“ für 4300 M.
Für ein „Souper“ und das darauffolgende „Diner“ (ebenfalls
von Bonnet) erlegte man 2200 M. Der Berliner Handel, wie
zahlreich erschienene elegante Damen sorgten dafür, daß die
galanten Szenen nach Boucher und anderen, nicht gar so nie
drig (30 bis 50 M.) zugeschlagen wurden.