Modell für ein belgisches Schloß,
Prof. Joseph Hoffmann. Der Garten mit geschorenen Laubwänden von der Terrasse aus.
künstlerische und sehr witzige Einfälle ausleben. Als solche
Formen sind sie ganz anders zu bewerten; Bauernspielzeug,
soweit es nicht ausgestorben und daher Rarität und Sammeh
gut oder Studienmodell ist, mag man in die Kinderstube
geben; jene wird man als Originalarbeiten in die Vitrine
stellen. Wir werden nächstens auch davon einige Illustrationen
bringen.
Sogar große Plastik enthält der Saal, weibliche Akte vom
Bildhauer LUKSCH für das vom Professor Hoffmann erbaute
Purkersdorfer Sanatorium. Durchaus im Material empfunden,
sind sie dennoch bewegt und von Leben erfüllt, und bei
aller Strenge sozusagen von femininer Grazie umschlossen.
Es ist nichts Unedles in den Linien. Kontrastwirkungen
sind in diesen \C^erken mit großem künstlerischem Feingefühl
verdichtet; es ist ganz überraschend, welchen beschleunigten
Entwicklungsgang der Künstler einschlägt.
In den zahlreichen Vitrinen befinden sich Edelmetallarbeiten,
vor allem Schmuck von den Professoren HOFFMANN,
MOSER, CESCHKA entworfen und von dem außerordentlich
tüchtigen und geschulten Arbeiterstand der Wiener W^erk^
Stätte hergestellt, davon die Leser der „Hohen Warte“ treffliche
Beispiele kennen. Was die Vereinigung von Künstlern und
Arbeitern hervorzubringen im stände ist, gehört zu den wert'
vollsten und feinsten Dingen einer künstlerischen Kultur,
die in der heutigen Gesellschaft leider nicht Gemeingut ist.
Was die Leute heute am Schmuck schätzen, ist nicht die
schöne, edle Arbeit, auch nicht das, was künstlerisch daran
ist, denn beides entzieht sich ihrem Verständnis und darum
ihrem Interesse; sie schätzen viel eher den rohen Material'
wert und nehmen maschinenmäßige Pressungen für Juwelier'
kunst hin. Die Goldschmiedekunst ist darum so auf den
Hund gekommen. In früheren Jahrhunderten hat sie Wunder'
volles hervorgebracht; daß ihr künstlerischer Geist und, von
diesem untrennbar, ihre Technik, die uralt und bei allen
Völkern übereinstimmend ist, nun heute eine Pflegestätte
gefunden hat, sollte uns eigentlich freuen.
Die Leistungen zu schätzen, sind immerhin nur jene im stände,
die Achtung vor der Arbeit haben und namentlich vor einer,
die sich mit so viel Liebe und Kunst verbindet. Diese Arbeit
ist der höhere Wert des Schmuckes, vor dem der bloße
Modell
für ein
belgisches
Schloß
Professor
Joseph
Hoffmann