4
anerkannter Führer, als er mit seinem Nebraska-Hause plötzlich die
Fesseln der Dberlieferung von sich warf und sich zur Moderne be
kannte. Er war ein viel zu geschulter Geist, um nicht auch von
dieser neuen Schöpfung selbst zu behaupten, daS sich in ihr die
Summe seiner Erkenntnis der alten Architektur offenbare. Nur war
er weit über alle Anlehnung hinaus, und also einer der Dahnbrecher
für eine neue Kunst. Bald folgten die vielleicht noch ausgesproche
neren Entwürfe, nach denen heut die gewaltige Bibliothek in Los
Angeles erbaut wird. Man konnte nach diesem Aufschwung noch
Großes von Goodhue erwarten. Plötzlich, im April 1924, ist er im
Alter von 55 Jahren verstorben. Es war leider nicht möglich, die
letzten Entwürfe von der Erbschaftsverwaltung für unsere Aus
stellung zu erhalten.
Kein Zweifel, die gro&e, betont amerikanisch-nationale Be
wegung, die sich im Weltkrieg und anderen Erscheinungen der
letzten Jahrzehnte zu erkennen gab, leiht auch dem künstlerischen
Leben, der Architektur, beflügelnde Kraft. Weile Teile des Volkes
sind sich dessen deutlich bewußt. Mit fast gespanntem Anteil ver
folgt die amerikanische Öffentlichkeit das „Werden eines neuen
Stils“. Die zahlreichen Zeitschriften, die täglichen Beilagen der
großen Tageszeitungen mit Darstellungen von neuen Bauten und
Planungen — die Prachtveröffentlichungen neuer Banken und Ge
schäftshäuser —, die bemerkenswert guten Entwürfe, die dem
Publikum von Vereinigungen wie der der Ziegelfabrikanten oder
der Bauholzhändler geboten werden, — die seit 2 bis 3 Jahren ganz
allgemeine Beschäftigung mit der Frage, wie New York oder andere
Städte in Zukunft aussehen werden, — die phantasiefrohen Zeich
nungen, die der geschätzte Hugh Ferris hierzu immer von neuem
spendet, — alles dies sind Beispiele, die nur von ungefähr aus dem
vorwärtsdrängenden Leben drüben herausgegriffen sind. Die Aus
stellung bringt auch Proben solcher Beispiele, die vielleicht zum
besseren Verständnis des Milieus und, — wenn es nicht allzu
optimistisch ist, auch dazu beitragen könnten, Gedanken über
unsere heimische Umgebung bei Besuchern anzuregen, die sich
bisher von dieser Beschäftigung dispensiert glaubten.
Außer von Hugh Ferris enthält die Ausstellung zeichnerische
Originalbeiträge auch von den Meistern künstlerischer Architektur-
Zeichnung Eggers, Wilson Eyre und Chester Price. — Die Archi
tektur als rein künstlerischen Vorwurf pflegt Joseph Pennell in New
York, dessen Graphik auch bei uns in Deutschland seit langen
Jahren wohlbekannt ist. Er hat uns eine Anzahl seiner neueren Blät
ter gesandt. Eine willkommene Ergänzung dieser kleinen Original-
Sammlung hat schließlich H. C. C. Wach beigetragen. Seine Reise-