Die nationale Hausinduftrie.
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wohl in künftlerifcher, wie technifcher Beziehung übertrifft. Es kann daher die
Induftrie diefer Länder, deren gröfstmögliche Betheiligung auf das Dringendfte
zu wünfchen ift, nur fo behandelt werden, wie jene der civiliürten europäifchen
Länder, das heifst völlig felbftftändig. Von ihr kann daher nur das für die in
Rede flehende Ausftellung der nationalen Hausinduftrie herübergenommen wer
den, was für den Gebrauch der niederen Claffen beftimmt ift.“
So lautete das Programm für Gruppe XXI und man wird zugeben, dafs kein
zweites, ja ich möchte fall behaupten, dafs niemals ein Programm für eine ein
zelne Gruppe fo ausführlich und fo vieles berührend zur Geltung gekommen ift,
wie das Specialprogramm für die Gruppe der nationalen Hausinduftrie, Nr. 6
der Publicationen der Generaldiredtion. Man erkennt auf den erden Blick , dafs
es fich bei diefer Publication keineswegs blos um ein Programm handelte, das
mit jedem anderen gleichbetitelten Aötenftücke verglichen werden kann. Der
erfte Theil enthält gewiffermafsen die Gefchichte des wiffenfchaftlichen Begriffes
der nationalen Hausinduftrie, wie er fich mit den Ausftellungen, durch diefe und
für diefelben allmälig entwickelt hat. Daraus werden die nutzbaren Momente und
die für die Ausnützung folcher Ausftellungen befonders wichtigen Gefichtspunkte
abgeleitet. Im zweiten Theile werden die Gegenftände aufgezählt, welche fich
für eine folche Ausftellung und deren künftlerifche Zwecke befonders eignen. In
diefen zwei Dutzend Worten wäre eigentlich das Nothwendige für ein Weltaus-
ftellungsprogramm gefagt. Gleich darauf folgt nun aber in befter Kathederweife
ein Vortrag über Alles, was diefe einzelnen Gegenftände bedeuten, wo fie am her-
vorragendften erfcheinen, wie fie in dem heutigen Gewerbe benützt oder beffer
ausgenützt werden können. Bis zur äufserften Aengftlichkeit verwahrt man fich
fchon im Programme, das am I. Oktober 1871 ausgegeben wurde, gegen Irrthümer,
welche möglicherweife im Jahre der Ausftellung eintreten könnten. „Schottland
kann feine Plaids fenden, natürlich nurfolche, welche noch wirklich
und e i g e n thiim 1 i ch beiden Clans imGebrauche find.“
Ja, um alles nur Mögliche zu erreichen, greift der Verfaffer auf denjenigen
gewerblichen Künftler, welcher zuerft das Geheimnifs der Hausinduftrie und die
Wichtigkeit der Verbindung derfelben mit dem modernen Gewerbe erkannte, und
welcher auch den Schriftgelehrten ihre heute weitbefchriebene Weisheit lehrte,
auf den Goldfehmied Caftellani in Rom, und zeigt, was derfelbe gethan und
was er Glückliches erreicht hat. Es ift; fomit, um es kurz zu fagen , ftatt eines
Programmes für die Weltausftellung ein Bericht über die Gruppe XXI auf der Welt-
ausftellung gefchaffen worden. •
Wir würden uns felbft gerechte Vorwürfe machen, wenn wir diefe bedeut-
fame Arbeit des bekannten kunftwiffenfchaftlichen Schriftftellers J. Falke ver-
fchweigen oder mit der Maffe der nothwendigen Publicationen verfchwinden
laffen würden. Aber wir können auch nicht leugnen, dafs wir gerade diefes Pro
grammes wegen, das einen Bericht vollftändig erfetzt, gerade nicht fehr beftürzt
waren, als noch in letzter Stunde der dafür gewählte Berichterftatter fein
gegebenes Wort zurückzog. Es bleibt uns eben nichts Anderes übrig, als in Kur
zem zu referiren, wie die Thatfachen der Weltausftellungszeit den Hoffnungen
der Zeit, in welcher die Programme gemacht wurden, entfprachen. Und da
müffen wir freilich geliehen, dafs jene nicht fo grofs und glänzend waren, als diefe
Hoffnungen.
England verkannte in der gröbften Weife die Aufgabe diefer Gruppe. Es
hat höchst nützliche Dinge für das Haus , eine rotirende Mefferputzmafchine,
einen Holzkohlenfilter u. f. w. neben Cartonnagearbeiten für Photographien, Gold
rähmchen u. dgl. ausgeftellt.
Frankreich hat ebenfalls nur Arbeiten von Frauenhänden, alfo Arbeiten
gewiffermafsen vom häuslichen Herde eingefendet, Deutfchland hat gar nichts
gebracht und das im Programme fchon fo vielverheifsend gefchilderte Italien