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117- Grosses Bruchstück eines schönen uni-gestreiften Baumwollentuches
verziert mit farbenprächtigen grossen Gobelinornamenten: ein auf
geschnittener Granatapfel mit kernreichem Inhalt ist umgeben von
vier Blättern. Dieses Muster wiederholt sich.
Dieses Todtentuch mag wohl einen weiblichen Leichnam umhüllt haben,
wenigstens galt die Granate bei den Römern als Symbol ehelicher Fruchtbarkeit.
Die bildliche Darstellung des Apfels als entsprechende Weihgabe mag daher zu
dieser Vorstellung in Beziehung stehen, wie denn auch Granatäpfel von Thon mit
deutlicher Votivbestimmung thatsächlich in römischen Gräbern gefunden worden sind.
11 8. Grosses Bruchstück eines herrlichen befransten Baumwolltuches
(Todtenlacken), combinirt mit fünf grossen farbenprächtigen Rund
medaillons in Gobelinarbeit (s. Nr. iiöa), dazwischen kleine Blüthen-
ornamente. Die grünen Medaillons tragen aufgelegt eine rothe Rosette,
deren gelber Kern (Fruchtknoten) abwechselnd ein schwarzes Bal
samfläschchen (dpußotXoc) und das Bild eines schwarzen Schwans
zeigt. Eine deutliche Anspielung auf den Todtencult.
119- Bruchstück eines Kinderkleides aus feinem weichen safrangefärbten
Wollenribs, der eingesäumt und am untern Rande mit einer gedrehten
Schnur besezt ist. Querüber laufen zwei mit der Textur combi-
nirte Gobelinstreifen in zarter Dessinirung, d. h. dieselben sind mit
directer Benützung der Gewebekette eingearbeitet, sie bilden also
mit dem Wollribs eine Fläche und sind planae (in Gegensatz zu
den striae insutae und intextae). Schadhafte Stellen sind durch Un
terlegung mit einem andern gelben Wollstoff ausgebessert.
120. Gestopfter Aermel, zur vorigen Nummer gehörig. Bemerkenswerth
sind die Saumausschnitte.
12i —122. Bruchstücke eines mit feiner Gobelinborte besetzten uni - ge
streiften Leinengewandes. Die Borten enthalten auf blauem Grunde
rothgelbe sternförmige Muster und sind mit schmalen rothen Streifen
gerändert, welche durch ihre Ornamentirung eine ,/ota-(I)-Linie
bilden.
Charakteristisch für eine ganze Reihe von Borten an unseren Tuniken sind
deren Einfassungen durch Buchstaben Reibungen. Es liegen solche vor, mit T, H. Z,
I, M, fil, TT, C (E), T, HB, ETI, ST etc., wozu das Nöthige bei den betreffenden Num
mern bemerkt werden wird. Es liegt die Vermuthung nahe, dass, wie verschiedene
Anzeichen es zu bestätigen scheinen, diese Buchstabenborten mit Beziehung auf die
Namen der Träger gewählt wurden, wir hätten also in diesen Fällen Namens-
Initialen, ^wie z. B. r(€Uip'poc), Z(axapiac), 'H(Aiac), ’l(uuövvric'), M(dpKoc) oder
M(apia), M = MI(xaf|A), TT(axuptoc) oder TT(4rpoc) etc., C(evvoü0ioc) oder C(^oKpi)
etc., Tftßdpiocl, dann ’H Alac) Bfricaroc), TTI(cotoc), ST(£qpavoc) u. s. w.
12 3. Aufgetrennter Aermel, zu voriger Nummer gehörig.
124. Bruchstück einer sehr kleinen Kindertunica aus Baumwolle, verziert
mit aufgenähten, in Herzblättern auslaufenden Gobelinspangen, welche
nach spätrümischer Kleidertracht von der Achsel über die Brust und
den Rücken herunterliefen. Sie zeigen auf rothem Grund weisse