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Was das oben beschriebene Gewandstück betrifft, so mögen hier noch ein paar
Worte zu dessen Erklärung folgen. Aus den persischen Quellen war wohl zu er
sehen, dass man in alter Zeit sogenannte Dlwklri, d. h. »t e u fe ls fängerische«
Kleider hatte, ohne dass jedoch über diesen sonderbaren Namen irgendwo eine
Aufklärung zu lesen wäre. Nur ein Dichter bemerkt: Das Diwkiri-Kleid habe aus
Linnen bestanden, so zart und weiss, dass man sagen könne, der Körper sei
neben ihm anzuschauen wie Schatten, der sich mit Mondschein paart. Nun, unser
jetzt allerdings stark gebräuntes Fundstück macht, was wenigstens die Fein hei,
seines Linnens betrifft, dem dichterischen Vergleich alle Ehre und beweist, dass
sein »verfänglicher« Name eben nur auf den Kampf des guten mit dem bösen
Daimon gehe, welcher in der Ornamentirung des Kleides bildlich zur Anschauung
gebracht ist.
402. Breite Gobelinborte in Linnen plane eingearbeitet. Sie zeigt auf
rothem Grunde kleine (grün, roth, gelb, weiss und blau) farbige
Kreisfiguren, zwischen welchen weisse Gamma (1”) so vertheilt sind,
dass je eine Kreisfigur von vier dieser Buchstaben umgeben er
scheint. Die Beränderung besteht gleichfalls aus buntfarbigen
Gamma-(T)-Linien in der Nr. 146 beschriebenen Anordnung, doch
hier in überaus zarter Ausführung.
Ueber die Bedeutung der Buchstabenornamentik s. Anm. zu Nr. 121—122, 242,
246, 365 und 366 367. Mit dieser Borte liegt uns sicher eines jener Textilerzeug
nisse vor, welche Anastasius B i b 1 i o t h e cari u s mit der Bezeichnung Gamma-
diae belegt. Dieselbe geht demnach auf die Buchstabendessinirung in den Borten
und Besatzstücken (Modeabzeichen, tabulae, orbiculi, clavi, chrysoclavi) und wir
können mit Fug und Recht unser Stück in diesem Sinne mit jenem alten Kirchen
schriftsteller als eine Gammadion-Borte bezeichnen. Dieselben gelangten im 6.—9.
Jahrhundert hauptsächlich über Alexandrien nach Europa, so dass dadurch ihre
01 ientalische Provenienz ausser Zweifel gesetzt ist. Was unser Stück betrifft,
so möchte ich es für sä sä n i d isc h-p e rsisch erklären (s. Anm. zu vor. Nr.)
indem sich für diese Annahme die überraschende Thatsache ergiebt, dass genau
dieselbe Gammadion-Randborte, selbst was die Farbenfolge der t Gammafiguren be
trifft, sich an dem Seidenstoff im Schatz des Saint-Servais zu Maestricht wieder
holt, und dieser letztere durch Constatirung des säsänidischen Diademzeichens und
des Flugeipaars des Ahuramazda von mir als säsänidisch-persisch unwiderleglich
nachgewiesen wurde. (Vergl. meine »Persische Nadelmalerei Susan dchird« p. 78.)
40?— 4 o5. Theile einer prächtigen rothen, in einem Stücke gewebten
\\ ollribstunica mit den Spangen (s. Nr. 124) und viereckigen Achsel-
tableaux, welche mit feinem rothen Wollstoff unterlegt und aufge
näht sind (Nr. 403, 405) und einem anguslus clavus (Nr. 404).
Diese Gobelinwerke enthalten auf tiefblauem (zum Theil grün ge
wordenen) Grunde stilisirte Blatt- und Baumfiguren und schwebende
oder knieende Amoretten, welche Opfergänse darbringen. Als
Beränderung dienen £ifa-(H)-Linien. Römisch, in classischem Stil.
40(1. Leinenstoff mit plane in die Textur gearbeiteter feiner Spange
(s. Nr. 124), Halsbordüre und Achseltabula. Feine Gobelinarbeit
alterthümlichen Stils.
407. Uni-gestreifter Baumwollstoff mit aufgenähter schmaler Gobelinborte:
einfache dunkelfarbige Blattdessins zwischen Hohlkehlen. Alter Stil.