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Volltext: Katalog der Theodor Graf'schen Funde in Aegypten

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Was das oben beschriebene Gewandstück betrifft, so mögen hier noch ein paar 
Worte zu dessen Erklärung folgen. Aus den persischen Quellen war wohl zu er 
sehen, dass man in alter Zeit sogenannte Dlwklri, d. h. »t e u fe ls fängerische« 
Kleider hatte, ohne dass jedoch über diesen sonderbaren Namen irgendwo eine 
Aufklärung zu lesen wäre. Nur ein Dichter bemerkt: Das Diwkiri-Kleid habe aus 
Linnen bestanden, so zart und weiss, dass man sagen könne, der Körper sei 
neben ihm anzuschauen wie Schatten, der sich mit Mondschein paart. Nun, unser 
jetzt allerdings stark gebräuntes Fundstück macht, was wenigstens die Fein hei, 
seines Linnens betrifft, dem dichterischen Vergleich alle Ehre und beweist, dass 
sein »verfänglicher« Name eben nur auf den Kampf des guten mit dem bösen 
Daimon gehe, welcher in der Ornamentirung des Kleides bildlich zur Anschauung 
gebracht ist. 
402. Breite Gobelinborte in Linnen plane eingearbeitet. Sie zeigt auf 
rothem Grunde kleine (grün, roth, gelb, weiss und blau) farbige 
Kreisfiguren, zwischen welchen weisse Gamma (1”) so vertheilt sind, 
dass je eine Kreisfigur von vier dieser Buchstaben umgeben er 
scheint. Die Beränderung besteht gleichfalls aus buntfarbigen 
Gamma-(T)-Linien in der Nr. 146 beschriebenen Anordnung, doch 
hier in überaus zarter Ausführung. 
Ueber die Bedeutung der Buchstabenornamentik s. Anm. zu Nr. 121—122, 242, 
246, 365 und 366 367. Mit dieser Borte liegt uns sicher eines jener Textilerzeug 
nisse vor, welche Anastasius B i b 1 i o t h e cari u s mit der Bezeichnung Gamma- 
diae belegt. Dieselbe geht demnach auf die Buchstabendessinirung in den Borten 
und Besatzstücken (Modeabzeichen, tabulae, orbiculi, clavi, chrysoclavi) und wir 
können mit Fug und Recht unser Stück in diesem Sinne mit jenem alten Kirchen 
schriftsteller als eine Gammadion-Borte bezeichnen. Dieselben gelangten im 6.—9. 
Jahrhundert hauptsächlich über Alexandrien nach Europa, so dass dadurch ihre 
01 ientalische Provenienz ausser Zweifel gesetzt ist. Was unser Stück betrifft, 
so möchte ich es für sä sä n i d isc h-p e rsisch erklären (s. Anm. zu vor. Nr.) 
indem sich für diese Annahme die überraschende Thatsache ergiebt, dass genau 
dieselbe Gammadion-Randborte, selbst was die Farbenfolge der t Gammafiguren be 
trifft, sich an dem Seidenstoff im Schatz des Saint-Servais zu Maestricht wieder 
holt, und dieser letztere durch Constatirung des säsänidischen Diademzeichens und 
des Flugeipaars des Ahuramazda von mir als säsänidisch-persisch unwiderleglich 
nachgewiesen wurde. (Vergl. meine »Persische Nadelmalerei Susan dchird« p. 78.) 
40?— 4 o5. Theile einer prächtigen rothen, in einem Stücke gewebten 
\\ ollribstunica mit den Spangen (s. Nr. 124) und viereckigen Achsel- 
tableaux, welche mit feinem rothen Wollstoff unterlegt und aufge 
näht sind (Nr. 403, 405) und einem anguslus clavus (Nr. 404). 
Diese Gobelinwerke enthalten auf tiefblauem (zum Theil grün ge 
wordenen) Grunde stilisirte Blatt- und Baumfiguren und schwebende 
oder knieende Amoretten, welche Opfergänse darbringen. Als 
Beränderung dienen £ifa-(H)-Linien. Römisch, in classischem Stil. 
40(1. Leinenstoff mit plane in die Textur gearbeiteter feiner Spange 
(s. Nr. 124), Halsbordüre und Achseltabula. Feine Gobelinarbeit 
alterthümlichen Stils. 
407. Uni-gestreifter Baumwollstoff mit aufgenähter schmaler Gobelinborte: 
einfache dunkelfarbige Blattdessins zwischen Hohlkehlen. Alter Stil.
	        
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