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köimeii. Aber wie viele (legcnstäiide gibt es, die schon so gut und billig
sind, daß die Sucht nach dem besseren und teueren bereits dem (ie-
lächter auheimfällt. Und wie viel, wie unendlich viel mehr solcher könnte
es noch geben, wenn die Berufung auf die Kargheit der Natur, heute
schon mehr Ausrede als Argument, einmal verstummen müßte!
Auf dem Wege zur allgemeinen Verarmung sind wir (ganz ohne Ilinzutun
der Natur) auf dem Punkte angelangt, da Arm-sein auch Kcin-Geld-haben
heißt und der gute billige Gegenstand empfiehlt sich so gleichsam zum
Zwangskauf. Es sprechen für den guten billigen Gegenstand also auch
schlechte Gründe. Sie sollten die guten nicht übertönen. Der gute billige
(iegenstand als Augentrost für die Armut ist fehl am Ort. Lieber keine
Moralsprüchlein als Gebrauchsanweisung. Daß man lernt. (Gegenstände
nach ihrem Gebrauchswert, nicht nach ihrem Preis zu beurteilen, ist
wichtig. Die Unsicherheit der Existenz führt ohnehin zur Erkenntnis,
daß die Gegenstände dem (Gebrauch und dem Verbrauch dienen, nicht
dem Be.sitz.
Darüber sollten die Erzeuger nicht vergessen, daß der Mensch — mag
ei als 1 aiteimensch heutzutage ein noch so kollektiviertes Gehirn haben —
als Käufer, gerade als Käufer verschiedentlich ganz individuelle Gelüste
hat. Die schwere Alelancholie, die alle Menschen beim Eintritt in ein
standardisiertes Warenhaus erfaßt, spricht eine deutliche Sprache. Die
Ereiheit des Individuums ist wohl auch auf diesem Gebiete wie auf allen
anderen eine Illusion. Aber diese Illusion sollte ihm erhalten bleiben.
Es ist eine produktive Illusion.