Die Composition.
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i bis 2 Meter schon zu berücksichtigen
sein werden.
Es gibt auch Werke der Architektur,
an welchen ganz deutlich zu ersehen ist,
dass sie für zwei Sehdistanzen compo-
nirt wurden. Viele Kuppel- und Thurm
bauten, Triumphbögen etc. beweisen dies
deutlich. Der Zweck der Aussenerschei-
nung solcher Bauwerke ist daher sicher
ein zweifacher: die Fa9ade mit ihren De
tails hat den Beschauer vom Platze oder
von der Strasse aus zu befriedigen, wäh
rend die hohen reichsilhouettirten Aufbau
ten ein integrirender Theil einer Vedoute
waren oder im Accorde des Stadtbildes
mitzuklingen hatten, um weithin sichtbare
charakteristische Wahrzeichen zu bilden.
Als besonders fein empfunden sind in
dieser Beziehung die Werke der Barocke
zu bezeichnen, weshalb das Studium der
selben schon in Bezug auf perspectivische
Wirkung und wohlabgewogene Sehdistanz
den werdenden Architekten auf das Wärmste
empfohlen werden muss.
Weniger empfindlich, aber noch immer
empfindlich genug, treten diese Umstände
bei Bauwerken der gothischen Epoche zu
Tage. Die in neuester Zeit so beliebten
Freilegungen gothischer Dome sind des
halb, da ursprünglich sicher nicht beab
sichtigt, ganz verwerflich, und haben alle
derartigen Freilegungen auch immer mit un
geheuerem Fiasco geendet. Die geänderten
Sehdistanzen der Dome von Paris, Köln
und Mailand sprechen diesbezüglich eine
beredte Sprache.
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