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Gleichzeitig sucht es im Publikum das richtige Verständnis
für solche Arbeiten anzuregen, den rein künstlerischen mit
dem praktisch-gewerblichen und wirtschaftlichen Standpunkt
in Einklang zu bringen und den guten Handwerkserzeug
nissen in Ausstellungen und Messen jenen Absatz zu ver
schaffen, den sich der Einzelne nur schwer erobern kann.
Monatelang dauerten die stillen aber um so tiefergehenden
Vorarbeiten zur Ausstellung, die eine lebendige Beweis
führung für gewerbliches Können — insbesonders unserer
bodenständigen Kleinmeister — werden und auch den von
der modernen Kunst stiefmütterlich behandelten Hand
werksgruppen Brücken zu derselben schlagen soll.
Da Wien ohne sein Kunsthandwerk nicht mehr als Wien
vorstellbar wäre und es sich hier um die Hebung der
großen Masse der unter der Wirtschaftskrise leidenden
Wiener Kunsthandwerker handelt, ist die Ausstellung
zweifelsohne eine vaterländisclre Veranstaltung im besten
Sinne des Wortes. Ihr Erfolg wird erst zu übersehen sein,
wenn sich ihre Tore geöffnet haben. Es kann aber im voraus
gesagt werden, daß jedermann die liebevoll schaffende
Hand des Wiener Kunsthandwerkers und die einheitliche
künstlerische Formung der ganzen Ausstellung zu einem
Guß trotz aller Eigenart der einzelnen Leistungen allgemein
erkennen wird.
Möge die Saat dieser Ausstellung, welche mit Mühe den
schwierigsten Zeiten abgerungen wurde, zum Segen des
Wiener und des gesamten österreichischen Kunsthandwerkes
sehr bald aufgehen.
Es ist das erstemal, daß die Kunstgewerbesektion des
Wiener Gewerbegenossensdiaftsverbandes mit einer eigenen
Ausstellung vor die Oeffentlichkeit tritt. Dieses Unterneh-
Das Wiener
Von Kommerzialrat Nalionalrat a. D. Bernhard Eilend, Vor
steher des Wiener Gewerbegenossenschaftsverbandes