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componirt in Rankenwerk, das aus einer Vase hervorwächst, Fruchtkörbe,
Fruchtschalen, Birnen.
Mit einer einzigen Ausnahme, die vielleicht auf altägyptischen Einfluss
zu deuten ist (die Haube der weiblichen Figur auf Tafel V), begegnen uns
durchwegs Elemente, die — sofern sie uns nicht bereits aus anderen Denk
mälern, namentlich Mosaiken, der späten Antike und des frühen Mittelalters
bekannt sind — doch vollständig den allgemeinen Charakter der spätantiken
Ornamentik zur Schau tragen. Eine genauere Zeitbestimmung zu treffen,
ist beim Mangel datirter Stücke heutigen Tages unmöglich. Auch die paar
daran erhaltenen Inschriften bieten bei dem geringfügigen Vergleichmaterial,
das der altkoptischen Paläographie dermalen zur Verfügung steht, keine
wesentliche Hilfe. Christliche Elemente sind ohne Zweifel darin enthalten.
Dies beweisen nicht so sehr die Kreuzfiguren und Nimben, wovon erstere
ein uraltes Wirkornament, die anderen eine in spätantiker Zeit gang und
gäbe Auszeichnung hervorragender weltlicher Personen darstellen. Aber
man hat in Akhrmm Zeugdrucke mit Apostelfiguren, die durch griechische
Beischriften als solche bezeugt sind, gefunden '), vollständig in ravennatischem
Mosaikenstil. Ebenda fand man nun auch Einsätze 2 ) mit nimbirten Brust
bildern des Dionysos und der Ariadne, gleichfalls durch Beischriften als solche
bezeugt. Dies weist auf eine Zeit, da in der Profankunst in vollkommen
naiver Weise die herkömmlichen heidnischen Typen noch gebraucht wurden,
während die Sacralkunst bereits ausgeprägten christlichen Charakter trug.
Man möchte hienach auf das 4. Jahrhundert n. Chr. schliessen; anderseits
glaubt aber der Aegyptologe Dr. Krall die koptische Inschrift auf Taf. IX
aus Sakkarah (dessen Funde wenigstens nicht jünger als diejenigen von
Akhmim zu sein scheinen) dem 7. Jahrhundert zuschreiben zu sollen. Vorläufig
müssen wir uns also mit den weiten Grenzen vom 4.—7. Jahrhundert n. Chr.
begnügen, umsomehr als es dermalen für diese Zeit überhaupt an ent
sprechenden Vorarbeiten fehlt, und dieser Katalog eben auch nur eine
Vorarbeit sein will und kann. Folgendes darf aber jetzt schon aus der
Betrachtung dieser Funde abgeleitet werden: für’s Erste, dass die Profan
kunst des früheren Mittelalters, die uns hier in ihren intimsten Aeusserungen
entgegentritt, mit der späten Antike auf’s innigste zusammenhängt; ferner
dass sich in der Zeit vom 4.—8. Jahrhundert jener Umschwung in der
Geschichte der Textilkunst vorbereitete und vollzog, der vom Wirkereistil
') In der Privatsammlung des H. Graf.
*) Ebenda.