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einer geordneten und vorgeschriebenen Punzierung stammen. Eine sehr
beachtenswerte Nürnberger Arbeit ist der hier abgebildete gebuckelte ver-
goldete Doppelpokal mit dem Leipziger Stadtwappen, aber mit Nürnberger
Beschauzeichen, ein Besitztum des Leipziger Rates.
Wichtig für die Geschichte der österreichischen Goldschmiedekunst sind
zwei teilvergoldete Haüfebecher, deren Rand mit Frührenaissanceranken
graviert ist, und die der Mitte des XVI. Jahrhunderts angehören. Sie tragen
das Salzburger Beschauzeichen, aber kein Meisterzeichen. Es sind mir noch
einige andere Salzburger Haüfebecher von ähnlicher Form, teilweise prächtig
ernailliert, bekannt, die eine hohe Blüte der Salzburger Goldschmiedekunst
in der Renaissancezeit bezeugen. Eine demnächst erscheinende Publikation
dieser Arbeiten wird das gesamte mir bekannte Material in Abbildung und
Beschreibung vorlegen.
Der große wissenschaftliche Gewinn, den die Leipziger Ausstellung ge-
bracht hat, läßt hoffen und recht sehr wünschen, daß man in Bälde für andere
Städte dieselbe Arbeit unternimmt, in erster Reihe für Dresden und dann auch
für andere sächsische Städte wie Bautzen, Halle und andere, eine Aufgabe,
der sich am besten das Dresdener Kunstgewerbernuseum unterziehen könnte.
PETERSBURGER PORZELLAN 50' VON
J. FOLNESICS-WIEN 50'
IE Verwaltung der Petersburger Porzellanfabrik hat
kürzlich ein reich ausgestattetes Werk über die
Geschichte dieser Manufaktur herausgegeben. Bei
der geringen Kenntnis, die wir bisher über diesen
Gegenstand hatten, scheint es uns am Platze,
uns mehr mit dem Inhalt dieses grundlegenden
Werkes zu befassen als mit dessen kritischer Be-
urteilung, und zwar nicht allein deshalb, weil es
schwierig ist, über ein Werk, dessen Entstehungs-
bedingungen uns unbekannt sind, ein gerechtes
Urteil zu fällen, sondern auch weil die Arbeit trotz
augenfälliger Mängel so viel Neues bietet, daß sie unter allen Umständen als
eine höchst dankenswerte bezeichnet werden muß.
An der Abfassung des Werkes, das bereits im Jahre Igoo in Angriff
genommen wurde, ist eine Reihe von Mitarbeitern beteiligt, die vorwiegend
dem Beamtenkreis der Fabrik selbst angehören. Dasselbe ist in russischer
Sprache abgefaßt und präsentiert sich mit seinen nahezu 500 Illustrationen
und zwölf Heliogravüren nebst Markentafel als stattlicher Folioband. Am
Schluß belindet sich ein ausführlicher Auszug des Textes in französischer
Sprache. Die ersten Anfänge der Fabrik stehen mit dem auch als Mitbegründer
der Wiener Fabrik bekannten Christoph Konrad Hunger in Verbindung und