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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

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Aluminium und Aluminiumverbindungen. 
Analog der Verwandtschaft der Thonerde zur vegetabilischen Faser 
findet auch Affinität zwischen den Thonerdeverbindungen und der thie- 
rischen Faser statt, und hierauf beruht eine der wichtigsten Anwendungen 
des Alauns, die zur Alaun- oder Weissgerberei. Die „Alaunbrühe“ 
besteht aus einem Gemisch von Alaun- und Kochsalzlösung. Früher 
herrschte die Ansicht, dass das dabei entstehende Aluminiumchlorid 
oder Aluminiumoxychlorid sich mit der thierischen Haut verbinde. Die 
sehr gründlichen Arbeiten von Fr. Knapp 1 ) belehren uns indessen, 
dass der Kochsalzzusatz nicht den Zweck der Zersetzung des Thon- 
erdesalzes hat. Diese werden unzersetzt von der Hautfaser aufgenoin- 
men, und zwar von Alaun 8'5 p. C., von Aluminiumsulfat 27'9, von 
Chloraluminium 27’3, von Aluminiumacetat 23’3 p.C. Ein Gemisch 
von 1 Mol. Kalialaun und 3 Mol. Kochsalz setzt sich überhaupt nicht 
wechselseitig um. Die Rolle des Kochsalzes besteht vielmehr darin, 
die Wirkung des Alauns auf endosmotischem Wege zu befördern. Beim 
Einträgen der Haut ist diese durch und durch mit Wasser getränkt; 
dieses Wasser muss von der Alaunlösung verdrängt und die letztere 
nach Abgabe ihres Alauns so lange durch frische ersetzt werden, als 
die Haut noch Alaun aufnimmt. Der dialytische Austausch des Wassers 
gegen die umgebende Gerbflüssigkeit geht nun am besten bei Gegen 
wart von Kochsalz vor sich; das Kochsalz ist das endosmotische Vehikel, 
welches den Alaun zu den Fasern des Hautgewebes hinüberfuhrt, bis 
dieses damit gesättigt ist. Die Alaungerbung ist nicht der letzte Zweck 
des Gerbens, sondern die Vorbereitung zur Aufnahme der übrigen gar 
machenden Mittel. Diese sind im Wesentlichen Fett und die Verbin 
dungen von Eiweissstoffen mit Thonerde. So ist die vollständig er 
folgreiche Wirkung zu erklären, welche mit der sogenannten „Nah 
rung“ in der Gerberei erzielt wird, deren Bestandteile, seit langer 
Zeit rein empirisch festgestellt, Alaun, Kochsalz, Eigelb und Mehl sind. 
In Chile wird eine Mineralsubstanz häufig zum Gerben benutzt, 
die sogenannte Polcura, welche bei San Jago in Chile gefunden wird. 
Sie bildet ein schmutzig gelbes, lockeres, krystalhnisches, säuerlich 
zusammenziehend schmeckendes Pulver. Nach einer Untersuchung t es 
Hrn. C. Schaper 2 ) besteht sie aus 13'6 p.C. Wasser, 24'2 in M asser 
löslichen und 62’2 in Wasser unlöslichen Theilen; letztere enthalten 
ausser Kieselerde Eisenoxyd, Thonerde, Schwefelsäure und Magnesia. 
Der in Wasser lösliche Anteil enthält neben den Sulfaten von Iva i, 
Natron, Kalk, Magnesia 97 p.C. schwefelsaure Thonerde. 
Nach Knapp wird Leder auch vorteilhaft mit Hilfe einer un 
löslichen Thonerdeseife bereitet. Am besten wird zu dem Zwec e 
eine Seifenlösung mit Alaunlösung ausgefällt und in der entstandenen 
1) Fr. Knapp, Ding], pol. J. CLXXXI, 311; Wag«. Jal.ve»^ 186«, C!6. 
2) C. Schaper, Bingl. pol. J. CXCII, 79; Wag«. Jahresber. 18faJ, 2J7.
	        
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