VI. Sektion: Moderne Philologie.
Obmann: Landesschulinspektor Stephan Kapp.
Mitglieder: Proff. Schulrat A. Bechtel, W. Duschinsky, Dr. L. Kellner
Dr. E. Kader, Schulrat P. Pejscha, A. Seeger, Dr. IC Vrba, Direktor Dr’
A. Wiirzner und Prof. Dr. A. Zauner.
Bei dem Unterricht in den neueren Sprachen an höheren Lehr
anstalten ist das Prinzip der Anschauung erst seit verhältnismäßig
kurzer Zeit zur Geltung gelangt. Dennoch bietet sich auch hier
schon eine Fülle von Lehrmitteln dar, die auf diesem Prinzipe
fußen und damit einen neuen Beweis für die Fruchtbarkeit der
Anschauungsmethode liefern.
Der Aufschwung der wissenschaftlichen Phonetik und deren
Verwertung in der Schule veranlaßte zunächst die Herstellung von
Anschauungsmitteln zur Förderung des Ausspracheunterriehtes.
Im Anschluß an den englischen Phonetiker Sweet gab 1882 der
Österreicher Arnold Schröer_ (jetzt Prof. a. d. Handelsschule in
Köln) in seiner Abhandlung „Uber den Unterricht in der Aussprache
des Englischen” („Ztschr. f. d. Realschulw.”, VII., S. 257ff) die An
regung dazu.
Der Gedanke der Verwendung des Bildes zur Förderung der
Sprechfertigkeit liegt schon J. Lehmanns mitBildern ausgestattetem
„Lehr- und Lesebuch der französischen Sprache nach der An-
S AvtM Un8Sm - eth ° <ie ” ( 1868 ) mit dem aus Comenius entlehnten Motto
„Nihil est in intellectu quod non ante fuerit in sensu” zugrunde.
Aber die allgemeine Aufmerksamkeit der neusprachlichen Lehrer
welt wurde erst auf die Anschauungsmethode gelenkt, als 1887 der
schweizerische Pädagoge S. Alge und 1890 F. Schmidt im 25. Hefte
der „Lehrgänge und Lehrproben” (herausg. von Frick) die Jahres
zeitenbilder aus dem Wiener Verlage Ed. Holzel, die sich namentlich
durch ihre Größe und geschickte Komposition empfahlen, in metho
discher Weise dem fremdsprachlichen Unterrichte dienstbar machten.
Seitdem hat derselbe Wiener Verlag noch eine Reihe von An
schauungsmitteln für den Sprachunterricht geliefert, die in ganz
Euiopa, namentlich aber in Deutschland, Verbreitung fanden und
einer stattlichen Anzahl von Lehrbüchern als Grundlage dienen. Der
Zeit und dem Range nach eines der ersten ist A. Bechtels En-
seignement par les yeux’’ (Holzel 1893), also ebenfalls das Werk