der Bewegung selb er verrät sich eine geheime Gesetzmäßig::
keit. Unaufhörlich aufgepeitscht zu werden, das würden
unsere Nerven nicht vertragen. Gerade imbakchischenTanz
verlangen sie ein inneres Maß und eine äußere Begrenzung.
© Und noch eine zweite wichtige Beschränkung tritt hinzu,
die aber mehr die Gesamtheit des modernen Kunststiles
betrifft. Lediglich mit dem linearen Motive, aus der ab=
strakten Schöpferkraft der Seele heraus läßt sich das orna=
mentale Bedürfnis unserer jungen Kunst nicht bestreiten.
Eben weil viele Wege zum Ziele führen, hat auch der ent=
gegengesetzte nicht vernachlässigt werden dürfen, der aufs
neue in die Natur hinausführt. Ganz besonders einige deut=
sehe Künstler, wie H. E. v. Berlepsch und Hermann Obrist,
haben diesen Weg mit großem Nachdruck und schönstem
Erfolg beschritten. Beide haben das in hervorragendem
Maße, was man den „Naturforscherblick” nennen darf: sie
finden in der Natur immer neue verwendbare Kunstformen
und entlocken diesen das wundersame Geheimnis des Kon=
struktiv=Organischen. Indem so durch eine eigenartig kom=
binierteForscher=Künstlerarbeit der modernen Ornamentik
aus dem unermeßlichen Gebiete der Flora und Zoologie im=
mer neue dankbare Motive Zuwachsen, erfährt sie eine ganz
ungemeine stoffliche Bereicherung. Und indem nun dieses
gewaltig aufgestapelte Material von dem spezifisch moder=
nen Liniengefühl seine eigenartige Beseelung empfängt und
diesem immer neue Formnuancen zur Verarbeitung über=
gibt, entsteht jene stolze und herrliche Fülle echtkünstleri=
scher Aufgaben, die unserem Streben eine weite, unabseh=
bare Zukunft eröffnen. FRANZ SERVAES.
122