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streifen in seiner unverrückbaren Verbindung mit dem Stabe
zwang das gesamrate Holz sich zusammenzudrücken.
Sollte das Holz doppelt, S-förmig gekrümmt werden,
so kamen zwei Blechstreifen zur Anwendung, der eine für
die Konvexität der oberen Krümmung, der zweite auf der ent
gegengesetzten Seite des Stabes für die untere Konvexität.
Jede Ausbuchtung musste mit Blech gepanzert werden*).
In der Anwendung des eben beschriebenen Verfahrens
ei kennt man den Gipfelpunkt der technischen Leistungen
Thonet’s, die Hauptschwierigkeit war durch einen Eiseu-
streifen gebannt.
Es braucht nicht gesagt zu werden, dass sich diese Er
findung, welche mehr oder minder gleichzeitig auch von An
deren angedeutet worden war, vollkommen bewährte. In ihr
lag der Keim für alle weiteren Erfolge, — Thonet verstand
es nun massiv zu biegen, nach jeder beliebig kombiuirteu
Krümmung.
Die Anlage einer Fabrik in der gut bevölkerten und holz
reichen Gegend von Koritzschan in Mähren im Jahre 1856,
eröffnet 1857, war der nächste Schritt. Die Hauptaufgabe, das
Biegen, schien gelöst. Das Holz gestattet aber selbstver
ständlich die Anwendung der Methode nur dann in vorzüg
lichem Grade, wenn es vorher eine Zeit lang, je nach der Grösse
des Stückes, C — 24 Stunden gedämpft wurde. Die zweck
mässige Anlage des Dampfapparates, welcher die bisherige
Leimpfanne bezüglich des Kochens zu ersetzen hatte, musste
erst durch vielfaches Probiren gefunden werden. Eine ge
steigerte Produktion setzte voraus, dass die einzelnen Möbel-
theile vor dem Biegen ihre zukünftige Profilirung erhielten.
Die Drehbänke, von Maschinenkraft getrieben, sollten auto
matisch die ab- und zunehmende Stärke der Holztheile liefern.
So wurden nach und nach automatische oder Schablonen-
Drehbänke eigener Konstruktion ersonnen. Jedes einzelne Detail
*) In neuerer Zeit lernte man bei geschickter Anwendung auch
nur eines Blechstreifens seihen so zu legen und zu befestigen, dass
bei allen Krümmungen eines Möbeltheiles, die metalleue Schiene, die
konvexen Theile des Holzes fesselt.