406
Ruf ein über die Grenzen des Landes hinausreichender wurde. Die bedeutendsten Ton
künstler rechneten es sich zur Ehre, in die Gesellschaft als Ehrenmitglieder ausgenommen
zu werden. Dussek (1794), Haydn (1800), Gänsbacher (1820), Paganini (1824), Anselm
Hüttenbrenner (1830), Conradin Kreutzer (1839), Marie Milanollo (1843) und viele
andere waren Ehrenmitglieder. Den höchsten Werth legt die Gesellschaft darauf, daß
Beethoven im Jahre 1819 zum Ehrenmitglied ernannt wurde; den eigenhändigen
Brief, in welchem sich Beethoven für die Ernennung bedankte, bewahrt die Gesellschaft als
ein Kleinod in ihrem Archive. Das Werk, welches Beethoven der Gesellschaft in dem
Briefe verspricht, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die Pastoralsymphonie sein, deren
Partitur Einzeichnungen über Tempi u. s. w. enthält, die mit Rothstift von Beethovens
Hand geschrieben sind. Auch dieses Manuscript bewahrt die Gesellschaft als werthvolle
Reliquie in ihrem Musikalienarchiv auf. Die philharmonische Gesellschaft unterhält seit
1821 auch Musikschulen und ist die 1815 gegründete öffentliche Musikschule mit ihr in
jüngster Zeit vereinigt worden. Die Gesellschaft ist als eine Blüte der italienischen Cultnr
zu betrachten, ihren Fortbestand durch fast zwei Jahrhunderte dankt sie vorzugsweise
deutschem Einflüsse.
Neben dem italienischen und deutschen Element trat in neuerer Zeit auch ein drittes
auf, das slovenische. Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts componirte der auch auf
anderen Gebieten des Wissens und Könnens hervorleuchtende Freiherr von Zois slovenische
Lieder als Einlagen für die Oper der Nobelbühne und auch später taucht da und dort
bei festlicher Gelegenheit, im Theater und im Concert der philharmonischen Gesellschaft
ein und das andere slovenische Lied auf. Erst die Bewegung des Jahres 1848, noch
mehr aber die nationale Bewegung der jüngsten Zeit hat auch auf die Pflege des slovenischen
Kunstgesanges eingewirkt; die im Jahre 1872 gegründete diusboriu mutiau hat sich diese
Pflege zur Aufgabe gestellt und sucht sie durch Herausgabe von Chören und Liedern,
durch Veranstaltung von musikalischen Aufführungen und in neuester Zeit auch durch
Unterhaltung einer Musikschule zu erreichen.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß ein Verein zur Pflege der Kirchenmusik, der
Cäcilienverein, sich um die Hebung dieser Musik insbesondere dadurch, daß er eine Orgel
schule unterhält, viele Verdienste erwirbt, sowie von Seite der Lehrerbildungsanstalt auf
die musikalische Ausbildung der Lehrer Nachdruck gelegt wird.
Wer aber in die musikalische Veranlagung des slovenischen Volksstammes einen
Einblick sich verschaffen will, der versenke sich in den reichen Schatz des slovenischen
Volksliedes. Sind es hierbei zwar vorzugsweise die Volksdichtungen, die unser
ganzes Interesse wachrufen, ein Interesse, welches durch die Übersetzungen Anastasius
Grüns in die weitesten literarischen Kreise getragen wurde, so sind es aber auch die