weniger bedeutenden Ausstellung von Hüttl, dem Pester Wahlitl, der
auch eine Porzellanmalerei besitzt, in welcher Elbogener Porzellan decorirt
wird, vorbei, hat zur Linken die Exposition der l-lerender Actiengesell-
schaft und steht dann vor der imposanten Ausstellung von Szolnay in
Fünfkirchen. Wenn man diesem Fabrikanten in Pest besonders nach-
rühmt, dass derselbe ungarische Motive in Anwendung bringt, so zeigt
dies einen Mangel an Verständniss für den eigentlichen Werth der Fünf-
kirchner Majoliken, der eben in ihrer außerordentlichen Vielseitigkeit und
künstlerischen Originalität liegt. Szolnay's Fabrikate scheinen sich über-
haupt in Pest keiner solchen Beliebtheit zu erfreuen, wie in anderen Haupt-
städten Europals und namentlich wie in Amerika. In Pest dominiren
vielmehr die etwas billigeren und viel schlechteren Imitationen von Fünf-
kirchener Majoliken, die Ignaz Fischer seit Jahren zu Markte bringt.
Nicht weit von Szolnay's Majoliken sehen wir die namentlich in
technischer Beziehung vorzüglichen, ja oft bewundernswürdigen Fa-
brikate der Herender Porzellanfabrik. Dieselbe war bis zum Jahre 1884
im Besitze des von sämrntlichen Ausstellungen her wohlbekannten
Samuel Fischer und ist seit 1885 in den Besitz einer Actiengesellschaft
übergegangen, deren Arbeiten, wie erwähnt, gleich beim Hauptein-
gange ihren Platz gefunden. Von weiteren Vertretern der Keramik sind
noch Fidler aus Telkebanyo mit in Bezug auf Form und Material guten
Erzeugnissen in Steingut, Kossuch in Kremnitz ebenfalls mit Stein-
gutwaaren, und Lang 8c Mayer aus Varoslös im Veszprirner Comitat zu
nennen. Dieser Letztere hat seit einem Jahre den löblichen Versuch
gemacht, nach den Mustern der alten ungarischen Bauernrnajoliken zu
arbeiten, ohne sie besonders zu verfeinern. Dieser Versuch ist ihm auch
nicht übel geglückt, jedoch sind bei vielen Stücken die Farben viel zu
grell und ist auch die Glasur nicht immer tadellos. Aehnlich verhält es
sich mit der Fabrication von Thonöfen. Der vielfach erkennbare gute
Wille scheitert an technischen Schwierigkeiten. Dies zeigen in verschieden
hohem Grade die Arbeiten von Schöllhorn in Pest, Graf Migazzy in
Aranyos Maroth (Siebenbürgen), Stöckl, Malczanek und Antal Ascher in
Pest. Letzterer hatte noch obendrein den gewiss originellen Einfall, einen
Ofen in Form eines Schrankes mit Schubläden und veritablen Messing-
beschlagen gemeinster Sorte herzustellen.
In der Textilbranche ist das Kunstigewerbe schwach vertreten; einige
Ateliers für Knnststickerei in Pest, wie Lustig 8c Nessenyi, Fürth u. A.
arbeiten nach guten Vorbildern und einige Webereien, wie Urban 81 Roth-
mann in Pest, Baumann in Mühlbach (Siebenbürgen) und die erste Szekler
Weberei in St. György im Zipser Cornitat bemächtigen sich zum Theil
der nationalen Motive. Auch die Firma Philipp l-laas 8: Söhne hat in Pest
ausgestellt, da dieselbe in Aranyos-Maros eine Weberei besitzt.
Ueberraschend gute Arbeiten finden sich bei einigen Pester Buch-
bindern. Sowohl die I-Iandvergoldungen auf Leder als auch einige Leder-