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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 97)

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Figuren sind in prächtigere Gewänder 
gehüllt worden. Mit Ausnahme des durch 
eine Frau ersetzten Mannes auf der linken 
Seite ist die Disposition der Personengruppe 
Wesentlich gleich geblieben. Zur Schaffung 
der Raumweite bedient sich Tintoretto 
nicht nur der linearen Perspektiven, son- 
dern zweier in weite Entfernung gerückter 
miniaturhafter Zuschauer, oder zum Beispiel 
der hinten aufragenden Speere; die Skizze 
zeigt davon noch nichts. 
Die größte Veränderung hat auf dem Bild 
die himmlische Zone erfahren. Gleichge- 
blieben sind die beiden unteren, im stürzen- 
den Flug den Siegeskranz bringenden 
Engel. Die zwei oberen Engel (es sind jene 
auf der Skizze ohne Köpfe dargestellten) 
streben diagonal auseinander; dadurch geben 
sie den Blick frei in einen aufgerissenen 
Himmelsraum, aus dem die Taube des 
Heiligen Geistes hervorschwebt. Die bläu- 
lich schillernden Atlasgewänder der Engel 
kontrastieren mit dem zarten Rosa ihres 
Inkarnats. Aus den oberen Wolkenregionen 
lugen kinderköpfige Engel mit Flügeln. 
Ein stilkritischer Vergleich des Bildes mit 
den Entwicklungsphasen im Schaffen Tinto- 
rettos überzeugt, daß es unter die frühen 
Werke Tintorettos einzureihcn ist. Es ge- 
hört näherhin seiner dramatisch-dekorativen 
Epoche von 1550 bis 1553 an, der Epoche 
seines großen Aufstiegs. Diese Epoche 
zeigt große Bilder (das Agnes-Bild hat 
400 : ZOO cm) mit vehementen Figuren und 
großen Gebärden. Im Rhythmus seines 
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Stilwandels ist es eine willensstarke Epoche 
gewesen. Als Zeichen dafür mag der auf- 
fallend derbe und kräftig-Hüchtige Pinsel- 
strich gelten, der dort besonders gut zu 
verfolgen ist, wo Glanzlichter aufgesetzt 
sind, wie zum Beispiel auf den Faltenstegen 
und Gewandsäurnen. 
Auf dem Bild ist keine extrem-manieristische 
Figurenform zu finden. Selbst die große 
Gewandfigur des Präfekten zeigt gemäßig- 
ten Manierismus. Um 1550 hat Tintoretto 
seine Stilforrn gefunden: schön gezeichnete 
Figuren, zwar nicht prunkhaft wie bei 
Vcronese, doch farbig-dekorativ zur Gel- 
tung gebracht. Das schönformige Dissegno 
übernimmt er von Parmigianino, das 
Farbige von Tizian. Wie auf dem Bild der 
Markus-Legende tragen mehrere Männer 
auf der Skizze zur Agnes-Legende orien- 
talische Gewänder und Kopfbedeckungen. 
Die Wiedergabe orientalischer Requisiten 
ist auf dem Kirchenbild verschwunden. 
Weil Tintoretto nur Maler war und nie 
für einen anderen Zweck gezeichnet hat 
als für das jeweilig in Auftrag gegebene 
Gemälde, besitzt die Nachwelt von ihm nur 
echte Arbeitsskizzen. Es wäre daher un- 
gewöhnlich, claß außer der wiederentdeckten 
Skizze zum Kirchenbild von Madonna 
delVOrto sich noch weitere Skizzen finden 
ließen. Dieser Umstand erhöht den Wert 
der Entwurfskizze und bringt vor allem 
jene wenigen Kritiker zum Schweigen, die 
die Autorschaft Tintorettos angezweifelt 
haben.
	        
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