Nr. 23
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 363
liehe und Technische zu Gebote stand, wie Haunold?
Mehr als 200 Blätter zählt die Sammlung, welche sich
jetzt unter den Freunden der Altwiener Landschaft ver
tag. 20. Wiidliack, Adolf Fischhof.
teilen wird, und kaum ein Blatt ist darunter, das nicht
den kräftigen Zug echter und wahrer Empfindung zur
Schau trüge, welche für die Qualität einer künstlerischen
Schöpfung bezeichnend ist.
In seinen letzten Lebensjahren war Haunold nur
selten mehr vor die Oeffentlichkeit getreten. Die Liqui
dation seines Nachlasses weckt wieder die Erinnerung
an den trefflichen Landschafter, um sie so bald nicht
wieder vergehen zu lassen.
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Fig. 16 zeigt Leiten am Inn bei Wernstein, Fig. 17
Burg Wernstein, vom Tnn aus gesehen, Fig. 18 bietet eine
Darstellung der Ruine Hals bei Passau.
Mit dem künstlerischen Nachlaß Haunolds verbindet
die Kunstfirma E. H i - s c h 1 e r & Co. auch die Auktion der
Gemäldesammlung L. Bösendorfer in Wien, in der vor
zügliche Meister, zumeist der Wiener Schule des 19. Jahr
hunderts, vertreten sind. Wir stoßen da auf Namen, wie Franz
Alt, Josef Altenkopf, Brioschi, Eduard und Thomas Ender, Fendi,
Gauermann, Remi van Haanen, Eugene Jettei, Juch, Lazar
Krestin. Kriehuber (Porträt des Volksschriftstellers Kaiser)
L'Allemand, Franz v. Lampi, Heinr. Aug. Mansfeld, Anton Pick,
Karl Rahl (Baronin Feuchtersieben als junge Dame um 1830),
Marie Rosenthal-Ifatschek, Ruß, Alois Schönn, Anton Schrödl,
Georg Seit/ v. v. a.
Von Makart finden wir das lebensgroße Hiiftbild »Junge
Römerin« (Fig. 19). Eine junge Römerin sitzt im Halbschatten
einer Mauer, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Von Josef
Wild h a c k, dem 1879 verstorbenen Kammermaler der Erz
herzogin Sofie, der Mutter des Kaisers Franz Josef,
bringen wir in Fig. 20 die Halbffgur Adolf Fischhofs, des
mutigen Vorkämpfers der Wiener Freiheitsbewegung im Jahre
1848. Dr. Fischhof steht en face dem Beschauer zugewendet, in
dunklem Rock mit Samtkragen. Das dunkle Haupthaar kurz ge
schnitten, der brünette Vollbart schön gepflegt, das Kinn ruht
auf der linken Hand, während der Ellbogen auf die Rechte ge
stützt ist.
Historische Autographen.
Von der reichhaltigen Autographensammlung N.ering-
B o e g e 1 bringt das Antiquariat Lee Liepmannssohn in
Berlin in der Zeit vom 9. bis 11, d. M. zunächst, den histori
schen Teil zur Versteigerung.
Der mit großer Sorgfalt hergestellte Katalog verzeichnet
auf 148 Seiten über 1700 Nummern, unter denen wir Selten
heiten ersten Ranges finden. So ein Rarissimum ist zum Beispiel
der hier reproduzierte Brief Friedrichs des Großen aus
dem Jahre 1726 (Fig. 21). Friedrich, damals noch Kronprinz,
klagt in bitteren Worten über die Strenge seines Vaters. Es
sei deshalb nicht daran zu denken, aus Berlin zu entfliehen.
»L’echapade de Berlain (!) ne pouvoit pas bien reussir, selon
toutes les apparences car il y a des ordres si forts et si rigides
sur cet article, que je crois de pareilles choses impossibles« ...
Anhaltend sei der König der bösesten Laune, wodurch er mit
der ganzen Welt raisonniere, da , er mit niemandem zufrieden
sei, nicht einmal mit sich selbst. Wie sollte es ihm denn möglich
sein, den König, der so gewaltig gegen ihn aufgebracht sei,
zufrieden zu stellen. Schwerlich würde sich dieses leidige Ver
hältnis jemals bessern! Allerhand Pläne würden seinetwegen
beraten, aber eine Entscheidung nicht getroffen. — Die Folge
davon sei, daß man sans-souci würde! Bei allen diesen Wider
wärtigkeiten entsage er nicht der Flöte, der Lektüre und der
Freundschaft. Nachdem er den Adressaten noch speziell seiner
herzlichsten Freundschaft versichert, fügt Friedrich seinem
Brief ein Postskripturn bei, worin er Grüße an seine Bekannten
über bringt, von der Jagd und. dem bekannten Oberzeremonien
meister Freiherrn v. Gundling spricht.
Die historische Wichtigkeit des Briefes liegt nicht allein
darin, daß aus dem Inhalt hervorgeht, wie der damalige Kron
prinz sich schon im jugendlichen Alter von 16% Jahren augen
scheinlich einer I.ebensweise hingab, die der König Friedrich
Wilhelm T. zu strengen, dem Kronprinzen durchaus ver
haßten Maßregeln zwang, sondern daß schon damals der Ge
danke beim Kronprinzen keimte, sich der väterlichen Autorität
in irgend einer Weise zu entziehen, ein Gedanke, der zwei
Jahre später zur Ausführung gelangen sollte, als Friedrich 1730
mit Unterstützung seiner Schwester F r i e d e r i k e und seiner
Freunde v. Katt und v. Keith den vereitelten Fluchtver
such nach England unternahm. Daß der Kronprinz sich schon
1728 mit Fluchtgedanken herumtrug, ist, wie ein der Sammlung
beigeschlossener Brief Wilhelm Oncken s, des Verfassers vom
»Zeitalter Friedrichs des Großen«, beweist, selbst diesem Ge
lehrten nicht bekannt gewesen.
Blättern wir in dem Katalog weiter, so begegnen wir
Briefen von Maria Theresia, Kaiser Franz Josef und
Kronprinz Rudolf, Kaiser Ferdinand I., vom großen Kur
fürsten, Kaiser Wilhelm I., Königin Louise von