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riummer 11.
Internationale S
Philatelie.
(Briefmarkenneuheiten.) Von neu erschienenen marken
ist die oon Antigua zu 1 , 2 Cent, grün, die einzeln ausgegeben
rourde, zu ermähnen. (Fig. 1.)
Die marken der Fidchi-Jnseln rourden in uier Werfen
Cent graugrün, 1 Cent rot, 2 Cents lila und gelb und 2 l / 2 Cents
lila und dunkelblau mit dem Überdrucke: tlero Hebrides-
Condominium oersehen und stehen nun als marken der ITeu-
Hebriden im Verkehr. (Fig 2.)
Fig. 1. Fig. 2.
fluch die ITlaledioen haben fünf Werte neuer marken
herausgegeben. Das markenbild zeigt einen runden Turm nach
Art der Wetterkanonenhäuschen. Von den uier Rändern sind je
zrnei mit englischer Inschrift (ITlaldioes troo Cents) ztuei mit
malayist.er Inschrift bezeichnet In den oier Ccken steht die Wert
bezeichnung in arabischen Ziffern. Cs erschienen die Werte:
2 Cents rotbraun, 3 Cents grün, 5 Cents oiolett und 10 Cents karmin.
(Kennzeichnung falscher marken im Handel.) Die
50. Wanderoersammlung des deutschen Philatelistenoerbandes in
Gößniß hat folgenden Antrag angenommen: „Der deutsche Phila-
telistenoerband tuolle im Cinoernehmen mit anderen philatelisfischen
Organisationen, insbesondere auch den Händleroereinen bei der
Reichsregierung dahin oorstellig roerden, geseßgeberische maßnahmen
dahin zu erlassen, dal] falsche und gefälschte Briefmarken nur
dann im Handel oertrieben roerden dürfen, roenn sie als Falsi-
fikate gekennzeichnet sind, und daß das Vertreiben oon Falsi-
fikaten ohne Kennzeichen unter Strafe gestellt roird “
(Briefmarkenoersteigerung.) Jro Wiener „Dorotheum“
gelangten in der Vorwoche zroei Briefmarkensammlungen unter
den Hammer, für die erste, die 4143 Stück im Katalogwerte oon
zirka 4000 mark enthält, fand sich kein Käufer, obwohl sie nur
mit 600 Kronen ausgeboten rourde. Die andere rourde zum flus-
rufspreise (1220 Kronen) losgeschlagen, Die oerkaufte Sammlung,
die sich in einem zweibändigen Schaubeck-fllbum mit Springrücken
befand, enthielt u. a. komplett Baden, Bayern. Belgien, Braunschroeig,
die zroei ersten Cinissionen oon Bulgarien, Dänemark bis 1905,
Ceoanfe, Hamburg, ftiederlande, norddeutscher Posfbezirk, norroegen,
Preußen, Thurn und Taxis, Ungarn und Kap der guten Hoffnung,
erste Cmission. Die übrigen Cänder waren oorzüglich oertreten.
Porzellan.
(Die Tragödie eines Porzellansammlers.) ln Condon
rourde kürzlich ein eigenartiger Prozefj zu Cnde geführt, der
ziemliches Aufsehen erregt hat. Kläger roaren die Crben eines
Sonderlings, der leidenschaftlich Porzellan sammelte, oerklagt
roar ein Kunst- und Antiquitätenhändler aus der Bondstreet. Herr
lohn Dickins hatte sich als 77 jähriger Greis aus dem Geschäfts
leben — er roar Begründer eines der ersten londoner ITlodehäuser
— zurückgezogen. In früheren Jahren hafte er gern kostbares
Porzellan gesammelt, und nun erwachte in dem nicht mehr ganz
geistesstarken Greis die alte Ciebe wieder. Br roarf sich mit einer
wahren Ceidenschaft auf das Sammeln oon altem Porzellan,
beschäftigte sich den ganzen Tag mit Katalogen oon Kunsthändlern
und mit dem Betrachten und Aufstellen seiner kleinen meißener
figürchen und all des köstlichen Bric-ä-Brac. natürlich roar der
alte Herr, der nach jeder Unterredung mit einem Kunsthändler
Herzschwäche oor Aufregung bekam, eine leichte Beute für geroissen-
ammler-Zeitung.
lose Händler, besonders für einen Kunsthändler namens Bllis, der
mit Dickins ein Übereinkommen getroffen hatte, wonach er für ihn
roertoolles Porzellan ankaufte und dafür eine Vergütung oon zehn
Prozent erhielt. Vor zroei Jahren starb Herr Dickins, und die Brben
liefen nun die ganze große Porzellansammlung bei Christie oer-
oersteigern. Die Versteigerung mufjte aber abgebrochen roerden, da
es sich sofort herausstellfe, daß es sich hier um einen Riesen
betrug handelte. Bllis hatte einfach dem alten Herrn mehr oder
weniger wertlose Stücke zu enormen Preisen oerkauft und sich da
bei der betrügerischen ATitroirkung oieler angesehener Kunsthändler
bedient. Zroei flltdresdener lUandarinfiguren hatte Bllis beispiels
weise für 6000 K erstanden, und Herrn Dickins mit 30.öbo K
berechnet. Bine Figur der Gräfin Ko sei aus altem schönen Dres
dener Porzellan, Brroerbspreis 700 K, berechnet mit 11.000 K. Und
so geht es weiter, bis zu manchen Stücken, die fast wertlos sind
und oon der Dresdener ITtanufaktur als fehlerhaft zu Spottpreisen
abgegeben, Herrn Dickins aber mit Preisen bis 30.000 K berechnet
rourden. Der Prozefj endete mit der Verurteilung des Händlers zu
mehrmonatlicher Freiheitsstrafe und Rückerstattung der entlockten
Beträge.
UUohltätigkeitsmarken.
(Roland oon Prag.' Der Deutsche Volksrat hat neue
Wehrschaßmarken herausgegeben, deren Brträgnis dem Prager
Ortsrat zukommt. Die ITlarken sind in drei Ausgaben, zu 10, 20
und 50 Hellern, erschienen und stellen die Roland-Säule oon der
Prager Karlsbrücke dar, roie sie oor der Rekonstruktion durch
einen tschechischen Bildhauer ausgesehen hat, der das alte Stand
bild des deutschen Rechtes zu einem tschechischen „Brunsoik“
umgedichtet hat.
(Dichter- und Komponisten-ITlarken.) Die Buch- und
Kunstdruckerei Jensen & Schroidernoch in Wien hat eine Serie
sehr hübscher Wohltätigkeitsmarken herausgegeben, die mit den
Bildnissen heroorragender deutscher Dichter und Komponisten
geschmückt sind. Der Brtrag der ITlarken, die zum Preise oon zroei
Hellern erhältlich sind, fliefjt dem Pensionsfonde der deutsch-öster
reichischen Schriftsteller-Genossenschaft zu.
Uersctiiedenes.
(Bin Raffael ohne Hände.) Der bekannte Ausspruch,
dafj Raffael auch ohne Hände ein großer ITlaler geworden roäre,
ist zur Wahrheit geworden. Die grolle Gemäldeausstellung in der
Condoner königlichen Akademie zeigt in diesem Jahre unter
anderem auch ein Bild eines Künstlers, der ohne Arme arbeitet,
roenn er auch mit solchen zur Welt gekommen ist. Bertram Hiles,
so berichtet die „Condon Opinion“, oerlor schon als achtjähriger
Knabe bei einem Straßenunfall beide Arme. Aber der Knabe hatte
bereits Zeichen eines außerordentlichen Talentes abgelegt; er wollte
seine Ciebhaberei nicht mehr aufgeben und mit heldenhafter Geduld
erlernte er es, mit dem Bleistift zwischen den Zähnen zu
zeichnen. Ilach zroei Jahren schon hatte er alle seine Alters
genossen überflügelt und heute ist er ein Zeichner oon Ruf. Hiles
malt oornehmlich Bilder kleineren Formats, hat jedoch auch schon
größere Candschaften geschaffen.
(Die Gobelins in Italien.) Der einzige Gobelin-Weber
Italiens, Professor Gentili, oeröffentlichte kürzlich eine Broschüre
über seine Inspektionen in den ITluseen oon Tteapel und Florenz.
Darüber interoierot, erklärte er, daß der ungeheuere Schaß oon
Gobelins, den der italienische Staat besiße, so schlecht katalogisiert
und beaufsichtigt sei, daß oiele zugrunde gingen oder oerschroänden.
So fehle in lTeapel einer der beiden berühmten französischen Go
belins. Als er Bericht erstattet habe, sei jede Untersuchung durch
hohe Pressionen unterdrückt worden. Vor der Bnquetekommission
des Unterrichts-ITlinisteriums habe er auch offen geredet und u. a.
mitgeteilt, daß in Ueapel ein berühmter Gobelin aus dem Seicento,
zur Gruppe „II trionfo degli Dei“ gehörig, mit drei anderen oer-
schrounden sei, obgleich sie inoentarisiert sind. In Florenz besißt
der Staat 765 sehr roertoollc Gobelins. Gentili konnte, da ihm für
seine Inspektion nur zroei lllonate geroährt rourden, nur 310 Go
belins prüfen. Die Gesamtzahl hat einen Handelsroert uon 68