MAK
Seite 166. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 11. 
licher) Tiere, die mährend des Diluuiums zugrunde gingen. Der 
gröf;te Teil derselben stammt aus den bedeutenden Schotter- und 
Sandgruben beim hiesigen Staatsbahnhofe und Siechenhause, einige 
Stücke aus der Umgebung. Das bemerkenswerteste Stück unter 
den größeren Knochen (60 Stück) ist der beinahe oollsfändig er 
haltene Oberschenkelknochen uom ITlammut oder ITlastadon, 99 cm 
lang, gefunden beim Siechenhause, Gin zweiter, noch größerer 
Oberschenkelknochen mal'; 102 cm, ist jedoch bis auf das obere 
grofje Stück mit 29 cm fange zerfallen. Das erhaltene Teilstück 
hat den bedeutenden Umfang uon 90 cm. Gin seltenes Stück uon einem 
Unterschenkel (der obere 
Teil) hat einen Umfang uon 
63 cm. eine Rippe, 66 cm 
lang, eine Kniescheibe, 22 cm 
fange und 16 cm Breite. 
Das ITtuseum besitjt 
des weiteren eine seltene 
Sammlung uon Zähnen uor- 
geschichtlicher Tiere u. zro.: 
8 Stück niammutzahne (uer- 
kalkt). 25 Stück aufjerge- 
möhnliche llfastodonzähne 
(Backenzähne). Der größte 
mif;t samt Wurzel 19 cm 
und die obere Schmelzfläche 
20 cm fänge und 10 cm 
Breite. 4 Stück schöne Zähne, 
Dinotherium giganteum, 
jedenfalls uon einem Tiere, 
roeil sie beisammen ge 
funden wurden. Gin Stück 
samt Wurzel 14 cm lang. 
5 Stück flashornkiefer mit 
darinsteckenden Zähnen, 
5 Stück Zähne uon einem 
Höhlenbären. Gin fast ganz 
erhaltener Stafjzahn eines 
fTlastodons, 70 cm fänge 
und Umfang in der ITlitfe 
40 cm. Cin halber Stafjzahn 
und außerdem mehrere 
größere Teilstücke uon 
niastodon-Stof;zähnen, 
dann uiele Knochen uon 
uorgeschichtlichen Tieren 
uerschiedener Gattung, 
welche in diluuialen Schich 
ten hier gefunden wurden. 
20 Stück Zähne, Hippo- 
therium gracile (Pferd), 
Begleiter des Dinotherium 
und ITlastodon. 
Von Sunden, die ihrer Wichtigkeit wegen eine besondere Be 
schreibung rechtfertigen, seien erwähnt: Im flouember 1903 wurde 
bei der Grabung einer Kalkgrube in ITlistelbach (Kaiser Franz-Josef- 
sfrafje) in der Tiefe uon 17, m ein oorgeschichtlches Brandgrab 
(uielleicht auch Opferstätte) aufgedeckt. Gefunden wurden nach 
stehende Gegenstände: 8 Stück uollständig erhaltene kleine Ton- 
gefäf;e, einige teilweise beschädigte solche GefäF;e und überdies 
zwei Wäschkörbe uoll Tonscherben Diese Tongefäfje (fausi1;er 
Typus) sind mit freier Hand gearbeitet und jedes Stück hat eine 
andere Gestalt. Außerdem wurden noch Stücke uon fünf zer 
trümmerten Webstuhlgewichten gefunden. Sie sind aus Ton, haben 
eine pyramidenförmige Gestalt mit einem fache, sind ziemlich grof; 
und schwer und an der Rufjenseite geglättet. Seitwärts, jedoch 
noch in der fische lagen kleinere Knochen, ln zwei Gefäijen mar 
eine weifjlichgraue Klasse, jedenfalls Speisereste, fluch lagen im 
Grabe noch uiele gebrannte fehmstücke und uerschlackte Stücke, 
die uom fehmbewurf eines Hauses oder einer Vorratskammer aus 
derselben Zeit stammen. Dal; das Feuer grof; gewesen sein muij, 
beweisen die uerschlackten Stücke. 6s handelt sich hier um eine 
dauernde flnsiedlung in der uorgeschichtlichen Zeit. Grabungen an 
nerschiedenen Stellen in der nähe hatten keinen 6rfolg. Die Ge- 
fäije gehören der Bronzezeit on und sind nach Aussage uon Fach 
gelehrten in das 1500. Jahrhundert uor Christi Geb. zu oerlegen. 
Höchst bemerkenswert ist die Beigabe uon uorgeschichtlichen 
Sämereien, jedenfalls als Wegzehrung für das Jenseits 
Professor 11 cum eiler in Zürich, der sich speziell mit der 
Bearbeitung solcher Funde befaßt, stellte nach genauester Unter 
suchung folgende Sämereien fest, als: 1. Weizen in sehr schönen 
Körnern; 2. finse, auf 
fallend klein; 5. Crbse, auf 
fallend durch die geringe 
Gröfje; 4. Cinkorn, in 
wenigen Körnern; 5. lllohn 
(Schlafmohn), nur wenige 
Samenkörner; 6. fabkraut, 
häufiger und 7. Ackerun- 
kraut, wenige Körner. Die 
kleineren Sämereien sind 
in dem grafjen Feuer ganz 
zerfallen, weshalb nur 
wenige ganze Körner er 
halten blieben. Die ganze 
fiste der konstatierten 
bronzezeitigen Sämereien 
zählt sieben Arten. 6s ge 
hört also der lllistelbdcher 
Fund zu den interessantesten 
dieser Art. 
Jm Frühjahr 1905 wurde 
in der Schotter- und Sand 
grube hier 1 m tief ein 
Grab aufgedeckt. 6s ent 
hielt noch das oollständige 
menschliche Gerippe mit den 
schönen und uollständigen 
Zähnen. Als Beigabe ent 
hielt dasselbe einen römi 
sch en bronzenen groijen 
Schöpflöffel, dann zwei 
römische Schalen aus 
schwarzbraunem T on. f eider 
wurde der Schädel ganz 
uernichtet und der bronzene 
Schöpflöffel etwas durch 
locht. 6ine Schale zerbrach 
beim Ginsturze. Die lAusenl- 
leitung kam leider zu spät 
zur Kenntnis uon diesem 
Funde, flach Aussage uon 
Fachgelehrten gehört dieser 
Fund zu den interessantesten, die in den lebten Jahren in flieder- 
österreich am linken Donauufer gemacht worden sind. 
Der bronzene Schöpflöffel hat, was besonders wichtig ist, die 
interessante marke ..VINDOR II OF“, das heifjt Vindobona seonnda 
officina. wodurch erwiesen ist, dal; in Wien schon damals ITletall- 
arbeiter und zwar in zwei Werkstätten arbeiteten. 
Der in ITlistelbach im Grabe aufgefundene Schöpflöffel hat 
also die ganz gleiche lllarke (Stempel), wie das in Petronell auf 
gefundene bronzene Sieb, stammt also aus derselben römischen 
Gufjstätte. 
Auf einem Acker wurden gelegentlich des Tiefackerns (’/ 2 m 
unter der Grdoberfläche) uier sehr grofje Ton-Vorrat- oder Speicher- 
gefäfje aufgedeckt. Diese Tongefäfje waren umgestürzt, daher 
leer und nebeneinander aufgestellt. Der tiefgehende Pflug beschä 
digte den auffallend kleinen Boden derselben. Diese Tongefäfje 
sind innerlich geglättet, dann folgt eine ziegelrote Grdart (gebrannter 
Cehm) und überdies sind dieselben noch uon aufjen mit einer 
silbergrauen Grdmasse (Sand), wie sie an der Fundstelle zu finden
	        
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