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Rümmer 14.
fett, Harz udgl, mit Schmut; und Zeichen des
Alters bedeckt. Als Sammler die Flamen und
Chiffren der JTlaler genauer zu untersuchen be
gannen und fanden, daTj sie nicht fest genug mit
dem Untergrund uerbunden seien, grub er sie
tiefer in die Farben ein. Brachte man ihm ein
altes Original auf Holz zur Restauration, so sägte
er es durch, malte auf das untere der so er
haltenen Bretter eine neue Kopie und oerkauffe
das Original. Der Besitzer untersuchte die Rück
seite, fand sie unoerändert und glaubte sein Ge
mälde in aufgefrischtem Zustande zurückerhalten
zu haben.
Andere Händler zeigen dem Sammler ein
Bild und empfohlen es als gut und billig. Der
Ciebhaber kauft es, schreibt auf die Rückseite
seinen narrten, seljt sein Siegel hin und lä^t es
sich zusenden. Bei genauer Untersuchung stellt sich
heraus, daf; er ein minderwertiges Gemälde teuer
bezahlte. Gr begreift nicht, roie er sich so irren
konnte. Aber Schrift und Siegel auf der Rück
seite zeugen gegen ihn, beweisen, daf; er dies Bild
als gut ansah und erroarb! Hein, der Händler
hatte ihm ein gutes Stück uorgelegf und mit Recht
empfohlen, aber unter dem guten Bilde safj die
elende Kopie. Der Käufer hat seinen Hainen auf
deren Rückseite gesetjt. Als er roeggegangen
mar, hob der Händler das gute Bild aus
dem Rahmen, lief; das falsche darin und adressierte es an
seinen Kunden.
Gin Händler kann sich leicht drei oder oier Kopien anfertigen
lassen. Ist die erste abgeset;t, welche er unter dem Original oer
barg, so kommt die zweite an die Reihe. Gs ist kaum anzunehmen,
daf; die Sache herauskommt, wenn er seine Kopien bei oier £ieb-
habern in Rußland, Preußen, Gngland und Amerika unterbringt.
Die werden sich schwerlich treffen' und ihre Crwerbungen mit
einander oergleichen. Gs wird auch dem Käufer kaum möglich sein,
oor Gericht zu beweisen, daf; er Harne und Siegel auf ein anderes
Bild setjte, auf dem sie stehen, ohne geändert worden zu sein.
Ginem Sammler, der diese Schliche kannte, wollte ein
Händler denselben Streich spielen. Der Ciebhaber kauft das Bild,
(Zu
6. Schönfels. Holzfiguren nach der Restaurierung.
Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.
bezahlt es, läf;t sich eine Quittung ausstellen und schickt sich an,
zu gehen. Der Verkäufer will ihm das Bild senden. „Danke
bestens. Gs ist nicht graf;. Ich kann es selbst tragen.“ Trat; des
Sträubens des Händlers nimmt er es unter den Arm, geht in seine
Wohnung und freut sich, zwei Bilder, ein oberes und unteres, ein
echtes und falsches, als Kuriosität für seine Sammlung billig
erworben zu haben.
Zu Köln befand sich um 1000 im Antiquariatshandel ein
kleines, altdeutsches Gemälde, eine „Thronende ITtadonna“. Gin
fälscher fügte ihr zwei Brustbilder bei, welche er einem
bekannten Bilde des Kölner ITluseums entnahm. Das Bild der
Hladonna war eine gewöhnliche niederländische Schularbeit ohne
besondere Bedeutung. Den Kaufwert oerdankte das Ganze dem
beigefügfen Brustbildern, doch hatten
dieselben einen anderen Stil und war
ihr Original ein oder zwei Jahrzehnte
jünger. De eingehendste technische
Untersuchung des Holzes, der Rückseite
und des Rahmens sprach unwiderleglich
für Gchtheit. Da für die Zutaten der
Hintergrund etwas ausgetieft, das Ganze
neu firnisirt und alt gemacht war, schien
die fälschung oor jeder Ginsprache ge
sichert zu sein.
L fig."7. ITlarienberg. Ratsherrenbilder.
(Zu Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.)
Zu Herrn ßoissel de ITlontoillc,
dem Kunstagen‘en des Herrn Alphonse
o. Rothschild, kam Pierrat, um ihm
mitzuteilen, zwei Brüder hätten zu
Arles oon einem alten Onkel wertoolle
Sachen, besonders seltene und kostbare
Gmails geerbt. Die Sache sei noch un
bekannt, also keine Zeit zu oerlieren.
Der Agent reist mit dem Händler im
nächsten Zuge nach Arles. Hach langem
Warten und Reden erlangen sie Zutritt
zum Saale, worin die ererbten Schäle
stehen. Der Agent kauft für 17.000 frank,
Rothschild ist entzückt über die Gr-
werbung. Ginige Zeit nachher beweist
ein Gxperte die Unechtheif. Die Sache
kommt oor Gericht, und es ergibt sich,