MAK
Hummer 16, 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 243. 
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Ein neues Altarbild uon Tizian? 
6s ist geroifj nur auf das geringe Kunstuerständnis 
der breiten Klassen zurückzuführen, daß noch Diele Schöße 
antiker und mittelalterlicher Kunst ungehoben sind. Ulan 
spürt nur selten 
die kundige 
Hand, die nach 
nerborgenen 
Kostbarkeiten 
sucht; meist 
sind die Cnt- 
deckungen alter 
Kunstmerke 
dem blinden 
Zufalle über 
lassen. So fand 
man, mie unsere 
Eeser missen, 
erstoor kurzem 
auf dem Dach 
boden der 
Kirche non San 
Giuliana, einer 
der ältesten Ve 
nedigs, mitten 
unter altem Ge 
rümpel eineAn- 
zahl non Ge 
mälden, diesich 
nach oorge- 
nommener Re 
staurierung als 
Kunstmerke 
oanhohemWer- 
te erroiesen; 
einen Tintoretto 
und zmei Bilder 
uon Palma dem 
Jüngeren, zmei 
uon fiamengo, 
die doppelte An 
zahl uon Corona 
uud anderen. 
Run roird 
ein anderer be 
deutsamer f und 
bekannt. Cin 
Kunsthändler, 
der Tirol in der 
Hoffnung be 
reiste, da auf 
seine Kosten zu 
kommen, stieß 
in der kleinen 
Ortskirche uon 
Campo, einem 
Dorfe nächst 
Cortina d’Am- 
pezzo in den Dolomiten, auf ein dreiteiliges Altarbild, das 
er für ein Werk Tizians hält. 
Der Haupfmeister der uenetianischen Schule ist in 
der Gegend des fundortes zu Hause. Pieue di Cadore hat 
den Ruhm, ihn geboren zu haben und hat Tizian auch 
schon im zarten Knabenalter den Heimatsort mit Venedig 
uertauscht, um da zu dem großen Künstler heranzureifen, 
als den mir ihn oerehren, so ist die Vermutung nicht uon 
der Hand zu 
roeisen,daßdas 
Triptychon uon 
Campo uon ihm 
stammt, zumal, 
da es sicherge 
stellt ist, daß 
es ursprünglich 
nicht dort sich 
befand. Cs 
scheint eine 
Wanderung 
durchgemacht 
zu haben, deren 
leßte Station ein 
benachbarter 
Ort mar.. Von 
dort kam es, 
da die Kirche 
rnegen Baufäl- 
ligkeit nieder 
gerissen roer- 
den mußte, nach 
Campo, roo es 
nun „entdeckt“ 
rourde. 
DerlRann, 
der die Cntdeck- 
ung gemacht, 
hatte bereits 
den Ankauf des 
Bildes um einen 
hohenPreisuer- 
einbart. Auf 
Grund eines 
alten Hofdekre 
tes, das die Ver 
äußerung uon 
kirchlichen 
Kunstgegen 
ständen an die 
Crlaubnis der 
Verroaltungs- 
behörden 
knüpft, hat je 
doch die kam- 
petenteBezirks- 
hauptmann- 
schaft gegen 
denVerkauf des 
Altarbildes ihr 
Veto eingelegt 
und dessen 
sorgfältige Auf- 
bemahrung angeordnet. Crroeist sich das Bild, das 
mir uorstehend nach einer photographischen Spezial 
aufnahme reproduzieren, als roirklicher Tizian, dann ist 
es mit einer halben Rlillion Kronen nicht zu hoch 
geschätzt. 
5ig. 1. Ein Triptychon aus der Kirche non Campojuon Tizian?
	        
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