Rümmer 18
Internationale Sammler-Zeitung.
der hohen Bewunderung und der großen Wertschäßung seiner
englischen freunde. 15. April 1880.“ Diese Stradiuarius mar früher
im Besiße Viotis gemesen.
(Das ITlädchen uon Antium.) Der italienische Staat
erwarb die berühmte Stalue des ITtädchens non Antium; sie
wird im ITluseo tlazionale in den Diokletians-Thermen aufgestellt
werden.
(Altphönizische Gräber am persischen Golf.) Wohl
oierzig Jahre sind darüber hingegangen, daß eine europäische
llJission auf der kleinen Jnsel Bahrein im Persischen Golf in ädern
unbewohnten Tande gewaltige alte Grabstätten fand, die aus über
einandergeschichteten Korallenbläcken bestanden Die damals
begonnenen Aachforschungen, die bald aufgegeben wurden, sind
mir einigen JTlonaten wieder aufgenommen worden. Wie die
„Illustration“ berichtet, hat man Ausgrabungen ueranstaltet, die
nach Beseitigung der Sandschich zu der Entdeckung großer Galerien
führten, die, übereinander aufgetürmt, eine Reihe uon Toten
kammern bargen, in denen man noch die Reste menschlicher und
tierischer Gebeine oorfand. An manchen Stellen stiefj man auch
auf Rischen in der Art, wie sie heute nach in uielen Tandem zur
Aufstellung uon Heiligenbildern dienen. Inschriften sind bisher nicht
gefunden worden. Ulan uermutet, daß cs sich bei diesen seltsamen
alten Korallenbauten um altphönizische Grabmäler handelt, die
jenen Zeiten entstammen, da die Phönizier noch nienf das Gebiet
des Persischen Golfs oerlassen hatten, um sich am mittelmeerbecken
anzusiedeln Die Gräber führen damit die forschung in die Zeit
um 2400 o. Chr.
(Ein faustkeil aus Südafrika.) Dr. H Obermaier in
Wien beschreibt in der Zeitschrift „Anthropos“ nach ITlitteilungen
non Br. Otto einen bemerkenswerten fund, der im Herbst 1007 bei
Grabarbeiten in der nähe uon fTlariannhill in Ratal gemacht
worden ist. JAan wollte in einer Tehmgrube einen Brunnen graben
und forderte dabei ein Sfeingerät aus feinkörnigem Porphyr zu
Tage, das ohne allen Zweifel durch künstliche Bearbeitung des
Steins hergestellt worden ist. Es wiegt 007 Gramm und hat die
Gestalt, die non den Urgeschichtsfarschern als faustkeil bezeichnet
wird. Das Gerät diente jedenfalls zunächst als doppelschneidiges
Hiebbeil zum Zergliedern uon Körperteilen erlegter Tiere faust-
keile waren in Europa das gewöhnliche Werkzeug der Alenschen
des früheren Eiszeitalters, und die form des afrikanischen Werk
zeugs ist die der ältesten sicheren Kulturstufen der europäischen
Dilunialmenschen (Chelleen und Achenleen). Auf jüngere Kultur
stufen kommt sie in unserem Weltteil nicht mehr oor; es ist aber
wahrscheinlich, dal; sie in andern Erdteilen, wo die „reine Stein
zeit“ bis in die nachchristliche Ara hinausgedauert hat, noch ungleich
jünger ist. ln Südafrika sind Steinwerkzeuge schon früher
gefunden morden; da sie aber stets auf der Erdoberfläche auf
gelesen wurden, so lief; sich über ihr Alter gar nichts aussagen.
Der jeßt gefundene faustkeil aber lag 5 6 m tief unter der Erd-
oberfäche in einer Schicht reinen weißen Sandes. Da das Stück
keine Spur uon Rollung zeigt, so muß es an Ort und Stelle ange-
fertigt oder oerloren gegangen sein, und es hat jedenfalls lange
gedauert, bis die darüber liegende Erdschicht bis zu ihrer heutigen
Höhe angewachsen ist. Dennoch läßt sich aus den nachrichtcn
kein Anhalt fiir die Altersbestimmung gewinnen, und die nach
träglich gemeldete Auffindung einer größeren Zahl ähnlicher Porphyr
steine, die nicht so tief, sondern teils in der den weifjen Sand
bedeckenden Tehmschicht, teils auf den benachbarten Hügeln in der
oberen Humusschicht lagen, ist auch nicht geeignet, die Tösung
des Rätsels zu erleichtern.
(Entdeckung eines Dolmen in Apulien. Aus Rom
wird berichtet: In der nähe Don ßiseeglio in der Proninz Bari hat
jeßt Senator mos so, der bereits uor zwei Jahren bei Taranto
zwei uorgeschichtliche alte Grabstätten auffand, einen großen Dolmen
entdeckt, der der stattlichste und besterhaltenste ist, den jeßt Italien
aufzuweisen hat. Das HJonument liegt etwa 5*/,. Kilometer uon
Bisceglio in der Richtung nach Ruuo. Die Steinplatte, die das
Grab bedeckt, ist 2 ITteter breit bei 5'/« llleter Tange und einer
Dicke non etwa 20 Zentimetern. Die drei felsstücke, auf denen
die Platte ruht und die in ihrer Anordnung ein Rechteck beschreiben,
sind 2 llleter lang, sie ragen f60 llleter aus dem Erdboden heruor.
Besonders gut erhalten ist der Zugang zu dem Grabe; die großen
Steine bilden in regelmäßiger Abstufung einen Gang non 7 x /a ITtetern,
der nach Osten gerichtet ist.
(Kunstschäße als Opfer der spanischen Reuolution.)
Eine ziemliche Anzahl wertnoller Kunstdenkmäler ist leider den
Seite 291.
spanischen Reoolufionären in den leßten Wochen zum Opfer gefallen,
Alte Gebäude, die der arabischen Inuasion und der Belagerung
und Beschießung Barcelonas im Jahre 1714 getroßt hatten, die
während des spanischen Unabhängigkeitskrieges und der folgenden
Reoolutionen stets uon den Siegern pietätooil geschont worden
waren, sind uon den Revolutionären der leßten Tage zerstört
worden Zwar die berühmte Kathedrale uon Barcelona, sowie
Santa lllaria del Pino und San francisco de Paula konnten uon
der Polizei und dem lllilifär mit knapper llot oor den Händen der
Aufrührer bewahrt werden. Dagegen sind drei der ältesten Kunst
denkmäler der Stadt, Gebäude uon heruorragendem archäologischen
Wert zugrunde gerichtet worden; die 414 uon Wilfrid erbaute
San Pablo del Eair.po, dje sich durch ihren alten kata onischen
Baustil auszeichnete und deren Presbyterium nebst dem Haupt
portal und dem reichen Gittermerk uollkommen zerstört ist; weiter
die 945 oam Grafen Suniario erbaute San Pedro de la Puellas und
die im 12. Jahrhundert errichtete romanische ITlarkuskapelle. Eine
ganze Anzahl neuerer Kirchen haben gleichfalls mehr oder weniger
schwer unter den Brandstiftungen der Aufrührer zu leiden gehabt;
so San Eucufate, Santa ITladrona und Santa Antonio Abad, die
ein berühmtes, großes Portal besaß. Das im gotischem Stil erbaute
große Kloster der Geromias ist uoliständig oernichtet und auch
das Kloster uon Valldoncella, in dem die Könige uon Spanien ab-
stiegen, ehe sie in alter Zeit ihren feierlichen Einzug in Barcelona
hielten, ist ausgebrannt. Seine Archive, die Schöße uon unersetz
barem historischen Wert enthielten, sind oernichtet, und eine Urne,
ein lUeistermerk alter Kunst, die einen Arm des fürsten uon Diana
enthielt, ist gleichfalls zerstört. Die reichste Bibliothek Spaniens,
die sich im Kloster der Escolapios befand, ist ein Opfer der
flammen geworden, und die kleine im 14. Jahrhundert errichtete
Klosterkirche der minimes, die uier Altargemälde uon Bergas ent
hielt, die einen Wert uon 80.000 ITT. darstellten, ist mit den übrigen
Kunstschäßen dem Erdboden gleich gemacht worden, ln den
kleineren Städten Kataloniens sollen die Revolutionäre, wie das
Journal des Debats berichtet, überhaupt arg gewütet haben.
(Ausschmückung uon Kunsthallen.) Der Bildhauer
August Gaul wurde uomKunstoerein für das Großherzogtum Hessen
mit der Ausführung zweier Tierbronzen beauftragt, die für das
Treppenhaus des neuen Candesmuseums in Darmstadf bestimmt
sind. Eine lange Reihe seiner Arbeiten hat die Kunsthalle in
Hamburg erworben. Darunter sind zwei große Bronzen, der Tome
und der Adler. Kleineren Umfangs sind die Bronzegruppen der
Römischen Ziegen, der Pelikane, der Käuze, der fischotter, ferner
die der Schafe, Gänse, des jungen Töwen und der spielenden Bären.
(Die Abrüstung in der Tierwelt.) In den großen
naturwissenschaftlichen llJuseen, die auch mit den Resten aus
gestorbener Tiere reichlich ausgesfattet sind, finden sich stets zahl
reiche Skelette, die den Beweis liefern, daß in früheren Zeiten der
Erdgeschichte manche Tiere, auch solche uon ungeheuerer Größe,
wie sie jeßt gar nicht mehr erreicht wird, mit Panzern uon erstaun
licher Hlächtigkeit ausgerüstet waren. Es ist nun eine höchst reiz-
uolle Aufgabe für den Aaturforscher, durch Vergleiche der aus
gestorbenen Tierwelt mit der noch lebenden zu oerfolgen, wie die
einzelnen familien sowohl größerer wie kleinerer Tiere im Taufe
der Zeit ihre Rüstungen zum Teil gänzlich abgelegt haben Es gibt
ja auch heute noch recht tüchtig gepanzerte Tebewesen. Unter den
niederen Tieren, namentlich unter den Insekten, braucht man nach
Beispielen nicht lange zu suchen. Aber auch unter den großen
Wirbeltieren, gerade unter den Riesen ihrer Klasse, finden sich die
„Dickhäuter“ mit ihrem dicken feil, das erst die mörderischen Ge
schosse der neuzcit zu durchdringen oermochten. Außerdem fallen
jedem selbsfoerständlich sofort solche Wesen, wie Schildkröten und
Gürteltiere ein. Dennoch läßt sich der llachmeis führen, wie es
Dr. felix Oswald in der JTlonatsschrift „Science Progreß“ unter
nommen hat, daß im allgemeinen in der Tierwelt die neigung zum
Ausdruck kommt, die Rüstung abzulegen. Die Amphibien und
Reptilien, die heute meist nackt oder schlecht behaart sind, haben
Vorfahren mit einer kolossalen Panzerung gehabt. Die Zahl der
Knochenfische, die oor Alters Dielfach in einem soliden Panzer ein
geschlossen waren, ist wesentlich zurückgegangen oder hat ihr
Schußkleid zum großen Teil oerloren Die Gürteltiere stammen oon