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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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von Metall-Arbeiten, ein vierter für Vergolder, Maler, Tapezierer 
u. s. w. eingerichtet werden. 
Nur eine solche Trennung des Studiums für Ornamentik 
würde die Handwerker in den Stand setzen, ihren Arbeiten den 
der bezüglichen Kunst eigenthümlichen Charakter zu verleihen, 
würde vor argen Verstössen gegen Geschmack und Aesthetik 
(beispielsweise der Verwendung von Holz-Ornamenten für Stein 
u. A.) bewahren und schliesslich die Befähigung verleihen zur 
selbstständigen Entwertung neuer und den Bedürfnissen des Fort 
schrittes der Gewerbe entsprechenden Ornamente. 
Nachdem endlich die grossen Vortheile der Museen für 
Kunst und Industrie allgemein anerkannt sind, so genügt es 
einfach, auf den erspriesslichen Einfluss hinzuweisen, welchen die 
Creirung eines derartigen Institutes in Triest auf die Vervoll 
ständigung der zum gewerblichen Unterrichte nothwendigen Bil 
dungs-Elemente ausüben würde. 
Haben so Schule und Museum ihren befruchtenden Einfluss 
auf die Ausbildung von Geschmack und Formsinn bei den Trä 
gern des Handwerkes geübt, so handelt es sich nun darum, deren 
Leistungsfähigkeit durch die Einführung zweckmässiger Arbeits- 
Maschinen auf die möglichst höchste Potenz zu bringen. 
Das beste Mittel hiezu bestände meiner unvorgreiflichen 
Ansicht nach in der Errichtung von einer Central - Maschiuen- 
Werkstätte durch Privat-Gesellschaften. Der durch Dampf oder 
eventuell Wasser geschaffene Motor würde eine Anzahl von 
Arbeits-Maschinen in Bewegung setzen, welche die den laufenden 
Bedürfnissen der gewerblichen Thätigkeit entsprechenden Vor 
richtungen rasch und billig ausführen, so Maschinen zum Sägen. 
Hobeln, Fraisen, Caueiliren, Drechseln, Bohren u. s. w. 
Die Modalitäten für die Benützung der diversen Maschinen 
würden durch ein Statut zu regeln sein, welches entweder einen 
per Arbeitsstunde zu entrichtenden Preis für jede Maschine 
flxirt oder alter gegen eine entsprechende Entschädigung für die 
Betriebskraft die Erlaubniss gewährt zur Aufstellung und Be 
nützung der den einzelnen Professionisten eigenthümlichen Hilfs- 
Maschinen.
	            		
297 Es ist meine innerste Ueberzeugung, dass das von mir vor geschlagene Project von grösstem Nutzen für die gedeihliche Entwicklung jener Fächer unseres Kleingewerbes sein würde, welche einer billigen Betriebskraft und der bezüglichen Maschinen bedürfen. Nachdem die Errichtung einer oder nach Bedürfniss meh rerer Maschinen-Etablissements eine gute Speculation für Actio- näre abgeben würde, so gebe ich mich der angenehmen Hoffnung hin, dass die Interessenten meinem Projecte Beachtung schenken und dessen Nützlichkeit erkennen werden. Dasselbe wird jedoch zweifelsohne auf grosse Opposition von Seiten unserer Arbeiter stossen, welche meistens entschiedene Gegner der Einführung neuer Maschinen sind, weil sie trotz der unzähligen Beispiele des Gegentheiles fürchten, durch dieselben die Arbeit zu ver lieren. Man mache ihnen endlich in diesem Falle einleuchtend, dass die Maschinen nur ihre Wohlthäter seien und demnach von ihnen gewünscht zu werden verdienen, indem sie die Vermehrung der Arbeit nach sich ziehen. Ich verkenne nicht die vielen Schwierigkeiten, welche der Bealisirung meines Projectes entgegenstehen; jedoch wird keine neue Unternehmung Demjenigen schwer, welcher sich derselben mit ganzer Hingebung und ernstem Willen unterzieht. Ich bin daher gewiss, dass jedes Hinderniss beseitigt werden wird, wenn einflussreiche, dem Arbeiterstande wohlgesinnte Persönlichkeiten zur Unterstützung meines Projectes sich vereinigen. Unter den vortheilhaften und praktischen Resultaten der Wiener Weltaus stellung wäre gewiss nicht am geringsten das Beispiel anzu schlagen, welches unser Triest durch die Unterstützung des Kleingewerbes mittelst Maschinen den anderen Städten der Monarchie zur Nachahmung empfehlen würde. K. Vlacovich. *) Die in dem eben abgeschlossenen Oapitel fehlenden 'Iransportmittel bilden einen iniegrirenden Bestandtheil des unter „Bau- und Civil-Ingenieur- wesen erscheinenden Bericht über „Oberbau und Betriebs-Material der Eisen bahnen“. Wir erlauben uns daher, den geehrten Leser bezüglich der Trans portmittel für Bahnen auf das später folgende Referat zu verweisen. Die Red.
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