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Volltext: Jahrgang 1 (1909) (1.1909,22)

Hummer 22. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 361. 
händler zugeschlagen wurde, der sie in der Praoinz zur Schau 
stellen will. Unter den anderen Objekten, die zur Versteigerung 
gelangten, erzielte eine phrygische ITlül^e 140 Francs. Eine kleine 
Pendeluhr aus dem Besitze der Königin 1TIaria Antoinette wurde 
um 21.000 Francs zugeschlagen, 
(Die gestohlene Schinderhannes - „Reliquie“.) Bei 
einem dieser Tage in Riederjosbach in der Wirtschaft Racky 
erfolgten Einbruch entwendeten die Diebe auch eine wertoolle 
Schnupftabaksdose, die insofern eine Rarität ist, als sie oan dem 
berüchtigten Schinderhannes stammt. Sie tragt die Jahreszahl 
1797 und im Innern den Flamen „Johannes durch den Wald“, 
ein Vorfahr Rackys hatte Schinderhannes ein Darlehen non 500 
Gulden gegeben, wofür dieser als Pfand einen Ring und die Dose 
gab, welche Sachen er aber nicht wieder einlöste. 
(Die Hermes-Statue des Praxiteles). Wie die Times 
aus Athen melden, ist Gefahr oorhanden, daf; die Hermes-Sta 
tue des Praxiteles beschädigt werde. Das ITleisterwerk der alf- 
griechischen Kunst befindet sich bekanntlich in einem steinernem 
Häuschen, das einen Seitenflügel des JTluseums oon Olympia bildet. 
Dieses Häuschen ist baufällig geworden und bietet keinen Schut] 
gegen die dort häufig auftretenden Erdbeben. 
(Der Besser des Hope-Diamanten ertrunken.) Die 
„Daily Exprefj“ meldet aus Paris: Bei dem Untergang des 
Dampfers „£a Seyne“ ist Senor Habib, der Besitzer des berühmten 
Hope-Diamanten, ertrunken. Er soll den kostbaren Stein bei sich 
gehabt haben. Der Hope-Diamant gehört mit seinen 44,25 Karat 
zu den neun größten Diamanten der Erde. Er soll ursprünglich 
als Stein oan 67 Karat unter Fudmig XIV. im französischen Kron- 
schat3 gewesen sein. Er wurde 1792 gestohlen und mar seitdem 
nicht mehr aufzufinden. Es wird nun nielfach behauptet, dafj aus 
diesem Stein der Hope-Diamant und ein im Besit; des Herzogs 
non Braunschweig befindlicher Diamant geschliffen wurden. 
(Ausgrabungen auf Samos). Als Flachfolger des so 
früh (verstorbenen Karl Humann hat der Direktor bei den König 
lichen ITluseen zu Berlin, Dr. Th. Wiegand, im letjten Jahrzehnt 
die Ausgrabungen in Priene, FITilet und am Apollotempel in Didyma 
geleitet, die der Wissenschaft reichen Gewinn gebracht haben. Er 
wird jetjt diese Tätigkeit auf die Insel Samos ausdehnen. Durch 
einen Vertrag mit dem Fürsten oon Samos, Andreas Ko passi, 
ist den Königlichen ITluseen zu Berlin das alleinige Recht zugesichert 
worden, innerhalb der nächsten zehn Jahre die ärchäologischen 
Schäle der Insel zu heben, insbesondere am Heraion, dem hl. 
Weg und in der Stadt Samos und in ihren Flekropolen Aus 
grabungen zu oeranstalfen. Für die Freilegung des Heraion hat ein 
bekannter Freund klassischer Kunst, Dr. jur. FFlax Oechelhäuser, 
die Summe oon 20.000 )Ttk, zur Verfügung gestellt. Im nächsten 
Frühjahr werden die Arbeiten beginnen. 
(Die Funde in dem alten Tarmes). Aus Fldadrid wird 
uns gemeldet, dal) Graf Ramanones die Funde der auf seine Kosten 
in dem alten Tarmes (Prooinz Soria) oeranstalteten Ausgrabungen 
dem madrider archäologischen ITluseum überwiesen hat. Es handelt 
sich um 209 Gegenstände keltiberischen und römischen Ursprunges 
und 12 münzen. 
(Trinkgefäfj-Konkurrenz.) Aus Stuttgart wird ge 
meldet: Bei der im Anschluß an den Studenten-Kunstwettbemerb 
oom Candesgewerbemuseum erlassenen Trinkgefäfj-Konkurrenz 
erhielten die oier Preise (400 bis 100 Ulk.) Prof. Albin lTlüller 
(Darmstadt), Prof, Fritj Oppitj (Haida in Böhmen), Bildhauer 
Wynand (Höhr), und die Steinzeugfabrik FTlerkelbach in Grenz 
hausen und ITlax Kluge (Stuttgart), fobende Eruvähnungen er 
hielten u. a.: Prof. Albert Fliemeyer und Prof. Richard Rierner- 
schmid (münchen). 
(Kunstwerke non Vit Stwosz?) Aus Krakau wird uns 
geschrieben: Die polnischen Blätter oeröffentlichten ein Schreiben 
der polnischen Kunstmaler Wodzinowski und Sfasiak, worin 
sie in ausführlicher Weise darlegen, dafj das Denkmal des englischen 
Königs Arthur in der Hofkirche zu Innsbruck und der berühmte 
Altar in der Kirche zu St. Wolfgang weder uan michacl Pacher ' 
noch non Peter Vis eher herrühren, sondern Kunstwerke des 
berühmten polnischen Bildhauers Vit Stwosz aus dem XVI. Jahr 
hundert sind. 
(Die S ch r i f t der a 11 e n P h i 1 i s t e r.) Auf die Entdeckung 
einer neuen Schriftart, die sich auf einem in Kreta ausgegrabenen 
Diskus befindet, macht Prof. Eduard FTleyer in den Sitzungs 
berichten der Berliner Akademie der Wissenschaften aufmerksam. 
Es handelt sich um eine oon dem italienischen Forscher C. Pernier 
bei den Grabungen um den Palast oon Phaesfos ans Ficht ge 
förderte Hieroglyphenschrift, die bisher noch auf keinem andern 
Denkmal oorgekommen ist. Es tritt also zu den drei Schriftarten, 
die aus dem älteren Kreta bekannt sind, der alten „piktographischen 
Bilderschrift und den beiden Kursiuen, eine oierte, die oan ihnen 
oöllig oerschieden ist. Auf dem runden Diskus sind die Schriftbilder 
mit einem wahrscheinlich aus Holz gefertigten Stempel eingedrückt, 
und zwar mul) es sich um eine Silbenschrift handeln, da bei den 
241 Figuren nur 45 (verschiedene Zeichen oermendet sind. Aus 
einem menschlichen Kopf in dieser Inschrift, der eine Federkrone 
trägt, sowie aus anderen Anzeichen macht es IFleyer wahrschein 
lich, dafj diese neue Hieroglyphenschrift oon den Philistern oer 
wendet wurde, die nach israelitischer Angabe oon Kapfor, uer- 
mutlich der Insel Kreta, herstammen sollen. 
(moderne G ri f f e 1 ku n st.) Aus Berlin wird gemeldet. 
Ein eifriger und erfolgreicher Sammler, der Vorsitjende des deutschen 
Exlibris-Vereins, Regierungsrat oon zur Westen, hat aus seinen 
graphischen Schäden eine übersichtliche und lehrreiche Auswahl 
oon Festblätfern, Tanz-, Tisch-, Fleujahrs-, Besuchs- und Wunsch 
kürten getroffen, die als Ganzes ein wichtiges Stück Entwicklungs 
geschichte der graphischen Kunst darstellen und den Beschauer 
mit mehrern heroorragenden meistern oon der mitte des 18. Jahr 
hunderts bis zur Gegenwart bekannt machen. Den Reigen eröffnet 
eine der Person des Gastgebers entsprechend kostbare Einladungs 
karte des Fondoner Ford FFlayors aus dem Jahre 1775, natürlich 
streng mythologisch gehalten, Venus, oon Amoretten umflattert. 
Flicht minder kostbar und gewichtig stellt sich die Einladung eines 
londoner Ruderklubs dar, auf der Gott lTeptun in höchsteigener 
Person bemüht wird. Ganz ohne Sinn für Feier ichkeit zeigt sich 
dagegen der alte Berliner Schadow in seinem lustig parodierten 
Selbstporträt auf einer Grufjkarte oon 1852. Auf den Festblättern 
und Karten, die oon den malern und Zeichnern für ihre Sonder 
zwecke angefertigt wurden und werden, geht es überhaupt heiter 
zu. Der Düsseldorfer FFtalkasten freilich wahrt nicht nur seiner 
Einladung zur Schillerfeier 1859 eine gewisse akademische Würde. 
Beim Berliner Künstleroerein geht es schon einen Tan freier zu, 
und mit den münchnern kommen mir mitten in die Fidelitas, in 
Bockbierjubel, Karneoalstrubel und Bauernkirta. Bei wie gutem 
Humor sich der knurrige alte Fiten zel gelegentlich befand, zeigt 
seine Einladungskarte zur Geburstagsfeier oon Fudmig Knaus: 
Ein Berliner Schusterjunge weist eine Reifrockdame und ein paar 
Wüstensöhne in meinem Burnus, die sich zum Bauernball drängen, 
grinzend an der Tür ab. Zur fernem Erläuterung hat die kleine 
Exzellenz in energischen Zügen hingeschrieben: „Gesellschaftsfoilette 
und Kostüme früherer Jahrhunderte absolut ausgeschlossen.“ 
ntenzel ist auch mit einigen andern Gelegenheitszeichnungen aus 
seiner Frühzeit uertreten. Und auch zu seinen Ehren hat manch 
bedeutender Kollege den Stift gehandhabt. Ein Prachtstück bildet 
ITlax Kling ers groijzügige Komposition, in der Riesenhände auf 
die Schultern unwilliger FFleeresgötter einen riesigen Felsblock 
mit der lapidaren Inschrift „ITlenzel“ herabmuchten lassen. Von 
IFlenzels Altersgenossen sind u. a. Hofe mann, Schernberg, 
Busch und FFleyerheim mit interessanten Blättern oerfreten. 
Von jüngern meistern zeigen die ausgezeichneten Graphiker Bruno 
Herour und Alois Kl ob denselben originellen Ideengehalt und 
die geistige Durchführung, die man an ihren Bücherzeichen schätjt, 
auch auf ihren Festblättern. Auch Otto H up p, Julius Diez, Sascha 
Schneider bieten interessante Proben ihrer Kunst. Vielleicht die 
interessante moderne Tischkarte, Ibsen mit der Foweninähne und 
der Sphynxgestalt auf einem Folianten kauernd, uerdankt ihre 
Entstehung dem geistreichen Griffel ITlax Fiebermanns für die 
Berliner Ibsenfeier 1898. mit dem Schmuck der Speisekarten zu 
den Festmählern im deutschen Kaiserhause sehen wir seit Jahren 
Prof. Ernst Doepler betraut. Unter den modernen Besuchskarten, 
die die puritanische Strenge des meinen, nur mit Hamen und Ad 
resse bedruckten Papieres gegen farbige Zierate und ganze Interieurs 
und Fandschaftsbilder eintauschen wollen, fesselt die preisgekrönte 
für die Kronprinzessin Cecilie geschaffene Komposition des rasch 
beliebt gewordenen jungen Graphikers Hans Bastanier die Auf 
merksamkeit Wir müssen jedoch gestehen, dafj uns die FRehrzahl 
dieser neuen Besuchskarten in Form oon Heliograuüren und Ra 
dierungen gleich den meisten Exlibris oon Klinger und Greiner ihren 
eigentlichen Beruf als Gebrauchsgegenstände oerfehlt zu haben 
scheinen. Sie sind teils oiel zu grofj, teils zu kostbar, um ihrer
	        
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