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Verdunstung, die Saaten vergilben, brennen aus oder werden zu früh reif, die Gras
narbe der Wiesen vertrocknet gänzlich. Dichte Staubwolken bedecken nun das ganze Alföld,
kaum sieht das Auge hier und da einen grünenden Fleck. Endlich öffnen sich die Schleusen
des Himmels, das dürstende Erdreich wird getränkt, und nun erwacht die Vegetation aus
ihrem Sommerschlafe. Die Fluren werden wieder grün, oft bekleiden sich auch die Bäume
und Sträucher mit neuem Laub. Der Landmann geht nun wieder an seine Arbeit. Das
Getreide hatte er Ende Juni oder Anfangs Juli eingeerntet, im August beginnt er schon
wieder den Acker zu bestellen; zunächst säet er den Raps, dann im September und October
den Weizen und das Korn. Der Mais wird erst im October reif, oft muß derselbe auch
halbreif und feucht eingeheimst werden." (Hnnfalvy.)
Das Hereinbrechen eines Gewittersturmes auf der Ebene nach längerer Dürre bringt
unser Bild auf Seite 161 zur Anschauung. Die selteneren Gewitter der großen Ebenen
sind zumeist Sturmgewitter im Gefolge eines Baromcterminimums im Gegensatz zu den
häufigeren localen Gewittern in Bergländern, denen kein Wettersturz folgt.
Nach der Trockenheit des Hochsommers und des Herbstanfanges folgt im October,
namentlich aber im November eine zweite Regenzeit, die für die große ungarische Niederung
charakteristisch ist. Mai und Juni haben den meisten Regen gebracht, dann aber nimmt die
Regenmenge rasch ab und genügt oft nicht mehr bei der rasch steigenden Hitze und Lnft-
trockenheit. Die Regenmenge des Sommers an sich ist in der ungarischen Niederung eben
nicht gering (zu Budapest 16 Zentimeter, Szegedin 16 bis 17, Debreczin 23, Nyiregyhäza
21, Pancsova 23) und durchschnittlich größer als in der Mitte des böhmischen Beckens
(z. B. Prag 19, Leitmeritz 20, Caslau 18 Centimeter), aber die Vertheilüng ist weniger
gleichmäßig und die Sommerhitze und Trockenheit größer. Der Regen fällt mehr in kurzen
heftigen, aber seltenen Güssen, das Wasser stießt dann oberflächlich ab, nur wenig dringt
in den Boden ein und derselbe trocknet bei der hohen Wärme und den lebhaften Winden
wieder rasch ab. In den Steppen Südrnßlands ist diese ungünstige Form der Niederschläge
der heißen Jahreszeit am meisten vorherrschend. Die ungarischen Niederungen haben schon
Anklänge daran. Die Regenwahrscheinlichkeit ist im Sommer stark herabgedrückt, >nn >znni
kommen arrs je 10 Tage noch 3 Regentage, im Juli kaum mehr 3, im August kaum
noch 2^; im ungarischen Oberland dagegen im Juni 4, Juli fast noch 4, im August
über 3. In den regenreichen Theilen der Alpen ist im Sommer durchschnittlich mindestens
jeder zweite Tag ein Regentag, im Alföld im Spätsommer nur jeder fünfte Tag.
Die durchschnittliche Zahl der Tage mit Schneefall ist ungefähr im Tieflande
kaum 23, im oberungarischen Berglande über 50, in Siebenbürgen 44. Natürlich beziehen
sich auch die letzten beiden Angaben nur ans die bewohnten Thäler. ^m Tieslande leiden
die Saaten öfter unter Schneemangel als durch eine zu große Schneemenge.