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Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 4.
Wiener Kammermedailleurs Professors Rudolf ITlarschall mar
schon auf die Hundert-Kronenstücke hingewiesen, die der Künstler
im staatlichen Aufträge ousgeführt hat. Wir bringen nun hier die
Abbildungen dieser außerordentlich gelungenen münze, die schon
heute einen Raritätmert bzsißt, da fast alle ausgegebenen Exem
plare in Händen uon Liebhabern sind.
Im ganzen wurden, wie man uns mitteilt, 15.672 Stück aus
geprägt, die im Wiener ITlünzamte mit dem minimalen Zuschlag
uon dreißig Hellern für die Prägung und zehn Hellern für das
Schächtelchen ausgegeben rourden. nicht nur aus allen Teilen
Europas, auch aus Amerika kamen uon ITlünzensammlern und
Händlern Aufträge auf 100—200 Stück, aber der Staat lieferte an
eine Person nie mehr als zwanzig Stücke, weil er einerseits die
normalen Prägungen nicht allzusehr unterbrechen konnte, anderer
seits den Aufträgen aus dem Inlande gerecht werden wollte. Am
1. Jänner dieses Jahres wurde die Prägung der Hundert-Kronenstücke
überhaupt eingesteltf
Das Hundert-Kronenstück hat ein Rohgewicht uon 55'8755 g,
das Reingewicht beträgt 50'4873 g.
(Eine ITledaille uon ITlisun.) „Wladomasci numizmatyczno-
Archeologiczne“ berichten uon einer medaillen-Rarität, die sich in
der Sammlung öoldstein in Lemberg befindet. Die ITledaille,
die 64 mm im Durchmesser hat und aus Eisen gegossen ist, zeigt
auf der Auerseite das Bergmannszeichen (gekreuzte Hämmer),
darunter ist zu lesen: Glück auf | mizun Am 28. July 1817. Die
Reuersseite enthält den Wunsch: „Seegen Glück und Rreu De
Begleite Die j Höchsten Bei | de. - lllizun (deutsch ITlisun) ist eine
Ortschaft im galizischcn Bezirke Dolina. Die ITledaille ist zweifellos
eine Gedenkmedaille auf den Besuch des Kaisers Sranz J. und seiner
(4.) Gemahlin, der Kaiserin Karolina Augusta in ITlisun, obwohl
Wurzbach in seinem biographischen Texikon dieser ITledaille
speziell nicht erwähnt.
Philatelie.
(Briefmarkenneuheiten.) Die Vereinigten Staaten uon
nordamerika haben zum 100. Geburtstage Cincolns, der uon
1863 - 1867 die Präsidentenwürde bekleidete, eine Jubiläumsmarke
ausgegeben. Es ist die rote 2 Centmarke, die das Bildnis Cincolns
ziert und die Aufschrift trägt: „Tmo Cent U. S. Postage. 1809.
Reb. 12. 1909. (Rig. 1.)
Kreta, das sich in einer Art politischen Übergangsstadiums
befindet, hat nach der ersten Prouisoriumsausgabe, die nur den
Aufdruck „Hellas“ trug, eine zweite ueranstaltet, auf der außer
dem Worte „Hellas“ noch das Wort „Prosorinon“ zu lesen ist.
Über der ursprünglichen Werfziffer „20“ ist ein kleiner schwarzer
Zweier gedruckt.
Rig. 2. zeigt die in der oorigen Tlummer bereits beschriebene
neue marke der französischen Kolonien St. Pierre und ITliquelon.
Die Werte Dan 1— 6 Centimes haben das Bild eines Rischers, die
Werte zwischen 25 und 75 Centimes eine möue, die höchsten Werte
zu 1, 2 und 5 Cents ein Segelschiff.
(Die marken auf den Postbegleitadressen.) Die öster
reichischen Philatelistenuereine haben durch eine Deputation, die
aus Dr. Hans uon Woerz als Obmann des Vereines „Vindobona“
und den Herren Oberbaurat Syluesfer Tomossa („Vindobona“),
Baumgartner (Wiener Tauschuereinigung), Range (Briefmarken
sammler) und Wallauschek (Globus) bestand, dem Handelsminister
Dr. Weiskirchner eine Petition überreicht, in der die gewiß be
rechtigte Rorderung ausgesprochen wird, daß den Empfängern uon
Postpaketen auch der rechtsseitige (ITlarken-)Coupon der Begleit
adressen ausgcfolgt werde. Die Petition führt aus; „Seit Ein
führung frankierter Postbegleitadressen besteht in Österreich die
Übung, daß die Post nicht bloß die Quittung des Empfängers, son
dern auch den rechts daoon befindlichen, die JTlarken tragenden
Coupon an sich nimmt. Diesem Gebrauch wurde in jüngster Zeit
durch die Verordnung des Handelsministeriums nom 21. Oktober 1908
eine aktenmäßige Basis gegeben. Ein wichtiger Grund, die Abgabe
des rechtsseitigen Coupons der Begleitadressen an die Adressaten
zu oerweigern, besteht jedoch nicht, da die Kontrolloerrechnung
des betreffenden Paketes schon oor Ausfolgung desselben statt
findet und die Begleitadresse nur wegen der in der mitte der
Rückseite befindlichen Quittung des Adressaten auf den uerschiedenen
Postämtern aufbemahrt wird, während die am Coupon haftenden
Rrankierungsmarken ihren amtlichen Zweck bereits erfüllt haben.
Andererseits besißt die Postuerwaltung nach Auffassung der ge
fertigten Klubleitung gar nicht das Recht, die marken zurückzu
behalten, da die Posf durch den geschehenen Verkauf der marken
an das Publikum sich jeden Anrechtes auf dieselben entäußert hat,
sie sind und bleiben daher rechtliches Eigentum des Empfängers
jenes Paketes, zu dessen Rrankierung sie oerwendet werden. Diese
Rechtslage kann auch nicht durch eine ministerialoerordnung, son
dern ausschließlich durch ein oon beiden Häusern des Reichsrates be
schlossenes und oomKaisersanktioniertesReichsgeseß geändert werden,
da sie auf dem heute gütigen bürgerlichen Geseßbuche basier! Daß
nicht bloß Briefmarkensammler, sondern auch eine Reihe oon Post
oerwaltungen in Kulturstaaten dieser Ansicht sind, dürfte dem
Handelsministerium bekannt sein, mir erlauben uns aber troßdem
eine TTlitteilung der Generaldirektion der königlich-dänischen Post,
welche an unseren Obmann gerichtet ist, als Belegstück oorzulegen
und auf das gleiche Vorgehen der Schweiz hinzumeisen. Die ge
fertigte Vereinsleitung begnügt sich aber nicht damit, ihrer Rechts
anschauung Ausdruck zu oerleihen, oon der sie überzeugt ist, daß
sie bei neuerlicher und genauer Prüfung der Sachlage auch jene
des Handelsministeriums sein wird, sondern sieht sich besonders
oeranlaßt, auf die ITlißstände hinzuweisen, welche der bisherige
Usus gezeitigt hat. Die zurückgekommenen Postbegleitadressen samt
rechtsseitigem Coupon und marken sollen nämlich auf den Post
ämtern sorgfältig aufbewahrt und in gewissen Zeitabsfändcn oer-
nichtet werden. Würde diese JTlaßnahme strenge durchgeführt
werden, so wäre dies schon bedauerlich, da die nicht unbedeuten
den Geldwerte, welche die gebrauchten marken repräsentieren, ein
fach der Vernichtung anheimgegeben würden, flun kommt aber
die Vertilgung der fraglichen Objekte tatsächlich nur bei einem Teil
derselben zur wirklichen Ausführung, da eine große menge oon
Begleitadressen mit )Tlarken uorher widerrechtlich auf bisher un
aufgeklärte Weise in den Handel kommt und Jahr für Jahr zu
Hunderttausenden oon Exemplaren in den Besiß oon Briefmarken
freunden übergeht. Troßdem dieser Umstand dem Handelsministerium
seit Langem bekannt sein muß, war es ihm noch nicht möglich,
diesen Übelständen zu steuern, wenn überhaupt ein solcher Ver
such ernstlich unternommen wurde. Diejenigen Personen, welche
sich die Postbegleitadressen zum Zweck der weiteren Verwertung
aneignen, geben - wie dies bei leicht erworbener Ware stets der
Rail ist ihren Besiß weit unter dem wirklichen Werte ab.
üur so ist es möglich geworden, daß die !Tlarken Österreichs im
Gegensaße zu jenen anderer Staaten niemals einen entsprechen
den Handels wert erlangen konnten, ein Umstand, der eine er
hebliche Erschwerung für das Sammeln uon Briefmarken sei.ens
der in Österreich wohnenden Philatelisten bedeutet“. Der Handels
minister oersprach, der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit zu-
zuwenden.
(Die ungarischen Brief marken-Ausstellung.) -Aus
Budapest wird uns geschrieben: Im Kunstgewerbemuseum wurde
am 7. d. m. die fandes-Briefmarken-Ausstellung feierlich eröffnet.
Die programmatische Einschränkung wurde noch rechtzeitig auf
gehoben, sodaß auch nicht ungarische Sammler an der Exposition
sich beteiligen konnten. Es gibt wohl kein Tand der Welt und kaum
ein Jahr der neueren Geschichte, das in dieser Ausstellung nicht
mit authentisch gestempelten Stücken oertreten wäre. Peinlich genau
gesichtet, mit liebeooller Sorgfalt aufgeklebt sind da marken aus
den entferntesten Gegenden des Globus zu sehen; ganze Stamm
bäume oon Postabzeichen breiten sich oor uns aus, mit lebenden
und schon längst abgestorbenen Rrüchten und ihren Schädlingen,