MAK
Hummer 10 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 155 
Das, lieber Professor, habe ich erreicht und nun uermag ich weiter 
nichts mehr zu tun. Was ich gefunden habe, sind Beweise der 
6chtheit der Steine und “ Cord Tannemores feine Hände ballten, 
seine meinen Zähne schlossen sich, „sie sind doch gefälscht.“ 
Der Professor erwiderte: „Wie Sie gesagt, lieber Tannemore, 
haben Sie die Ruinenstätten ITlesapotamiens uergeblich nach Be- 
meismaterial durchsucht, wie Sie sagen, ist an dem funde selbst 
auch keine Handhabe zu einem Beweise zu entdecken. Wie nun sollen 
mir weiter arbeiten? Ich hoffe, dafj Sie mir beistimmen, wenn ich 
oorschlage, nun den nächsten und einfachsten Weg einzuschlagen I 
Wir werden Zusehen, ob und wie in Assyrien die demotische Keil 
schrift geschrieben wird uor fünfeinhalbtausend Jahren. Verzeihen 
Sie den scheinbaren Anachronismus Wir werden sehen, wie die 
demofische Keilschrift geschrieben wird, und werden sie dann mit 
der Schrift auf Bridgeporfs Sunden Dergleichen.“ 
Und nun beginnt die forschungsreise, die in den Trümmern 
des alten Känigssaales zu Babylon Zweck und Ziel erreicht. Die 
Sälschung wurde sichergestellt, die falscher wurden entlarot. 
Bei dem Buche, einer Jules Verniade bester mache, das den 
Subfitel „Eine seltsame Geschichte“ führt, ist mancherlei seltsam. 
Vor Allem, daf; es geschrieben werden konnte oon einer Schrift 
stellerin, die allerdings schon zahlreiche Beweise ihrer Schaffens 
kraft gegeben, aber keine zünftige Archäologin ist und daf; sie der 
Physik und der Chemie, durch welche die Aufdeckung derfälschung 
erfolgte, Bahnen zugewiesen hat, die bisher uon den gelehrtesten 
Vertretern noch nicht betreten wurden und den Anhängern dieser 
Disziplinen die erstaunlichsten Perspektiuen eröffnet. 
Dr. C. B. 
Ansichtskarten. 
(Allerlei Tleuheiten.) Die aktuellen Ansichtskarten erfreuen 
sich jetjt ganz besonderen Anmertes. Und es wäre ein höchst 
belehrendes, interessantes und dankbares Werk, eine illustrierte 
Zeitgeschichte in Ansichtskarten zu sammeln. Allerorten begegnen 
wir natürlich Karten der englischen Königsfamilie: des uerstor- 
benen Königs Cduard VII. und der Königin-Witwe Alexandra, 
des neuen Königs Georg V. und Königin ITlary, endlich des jet;igen 
Prinzen uon Wales, einer frischen, jugendlich kräftigen Knabengestalt. 
Jn den Wiener Schauläden prangen die photographischen Auf 
nahmen oon der frühjahrsparade der Wiener Garnison auf der 
Schmelz, die nebst Ansichten aller Truppengattungen das neueste 
Bild des Kaisers franz losef zu Pferde bieten. Die I. Inter 
nationale lagdausstellung im Prater zu Wien gibt eine offizielle 
Ansichtskarte mit dem Bilde des Kaisers als läger heraus, welche 
auf der Adrefjseite die fegende „Internationale lagdausstellung 1910“ 
und eine eingedruckte marke zu fünf Heller rechts oben trägt. 
Außerdem existiert eine künstlerisch ganz wertlose Serie zu zehn 
Ansichtskarten, die die oerschiedenen Panillons der lagdausstellung 
zeigen. Zeitgemäß ist eine fiinferserie des Wiener ITtalers fudwig 
Koch: Pferdesport und eine sehr hübsche Viererserie, „fuftgröfjen“ 
uon Rüdiger Rein hart: Zeppelin, fatham, Bleriof und Peary. Auch 
Dier Ansichtskarten, die die fuffschiffer fambert, farrnan, Wright 
und fatham uerbildlichen, die mit ihren maschinell in eins oer 
wachsen, durch die füfte segeln, dürften ihrer Originalität halber 
oiel Beifall finden. Die beoorstehenden Pfingsten haben Pfingst- 
karten gezeitigt, die Blumen, Rlaikäfer, alle Arten oon frühlings- 
sytnbalen und tanzende, hüpfende, fröhliche Kinder- und frauen- 
gestalten aufweisen. Der Pariser „Salon“ hat die 500 ausgestellten 
Bilder in hübschen fichtdrucken reproduzieren lassen. st. 
Bibliophilie. 
(Abschluß der Weimarer Goethe-Ausgabe.) Die grot;e 
Weimarer Go ethe - A usg abe hat ihren Abschluß gefunden. Im 
„Tag“ widmet der Berliner Professor fudwig Geiger, der fleißige 
Herausgeber des Goethe-Jahrbuches, dieser Tatsache ein feuilleton, 
dem wir folgende interessante Daten entnehmen: Jn oier Abteilungen 
liegt nunmehr das gesamte febenswerk Goethes oor: die eigent 
lichen Werke 50 Bände, in Wirklichkeit etwa 60, da eine ganze 
Anzahl der einzelnen Bände in zwei Teilen ediert wurden; dann 
12 Bände naturwissenschaftliche Werke; 13 Bände Tagebücher, 
49 Bände Briefe; im ganzen also 134 Bände. Diese gewaltige 
editionsarbeit ist in nicht ganz einem Vierteljahrhundert geleistet 
worden. Suphan hat sich daran als feifer des Ooethe-Schiller- 
Archios in Weimar hauptsächlich beteiligt. Die Zahl der in den 
49 Bänden abgedruckfen Briefe schält Geiger auf etwa 13.000; 
sie reichen uon 1764 bis zum 17 Alärz 1832 (fünf Tage oor dem 
Tode). Der zuletjt erschienene Band der eigentlichen Werke enthält 
Zusätje zu den Gedichten; 163 Stücke meist fragmentarischer, 
weniger oollcndeter Gedichte werden u. a. hier mitgeteilt. Auch das 
oielberufene „Tagebuch“ oon 1808 hat hier seine Stelle gefunden, 
ist also nicht aus falscher Prüderie oon dieser auf Vollständigkeit 
Anspruch machenden Ausgabe ausgeschlossen worden. 
(Gestohlene alte Druckwerke.) Aus Wien wird uns 
gemeldet: 1h den letjfen IHonaten wurden mehreren Antiquaren 
im Jn- und im Auslande sehr wertoplle alte Druckwerke oerkauft. 
Die Käufer merkten erst später, daf; die Werke aus der Wiener 
Llnioersitätsbibliothek stammten und erstatteten die Anzeige an die 
Bibliotheksdirektion. Die Behebungen ergaben, daf; es sich um 
Werke aus den Anfängen der Buchdruckerkunsf, aus dem 15. und 
16. Jahrhundert, handelte. Cs befinden sich unter den gestohlenen 
Büchern: Vilnius, Historia naturalis Neuetiis 1467, ferner die 
spanischen Bücher: Xeres Verdadera relacion de la conquis ta del 
Peru. Sevilla 1534 und Todas las Suspensiones de nagmaticos que 
su Mageplan mando hazer Anno 1558. Auf Grund des polizeilichen 
Steckbriefes wurde in feipzig am 6. d. 111. ein lllann oerhaftet, 
der einem Antiquar ein solches überaus seltenes und kostbares 
Druckwerk zum Kaufe anbot Cr nennt sich Josef Kuder na rede 
Harry Hart, in Cilli (Österreich) geboren, 24 Jahre alt, behauptet, 
Schriftsteller und Kabarettist zu sein. 
(Die Bibliothek des Professors Alwin Schn 113.) Bei 
Helbing in flliinchen wurde die reiche Bibliothek des im Srühjahr 
1909 oerstorbenon Professors Dr. Alwin Schult; oersfeigert. Kultur 
historiker oon Beruf, hafte Schult; alles gesammelt, was sich auf 
seine Disziplin bezog: seine Bibliothek enthielt denn auch manche 
Kuriosa, die im Handel nur seifen oorkommen und bei der Auktion 
starke Attraktion ausübfen. nennenswerte Preise erzielten: Ar. 5, 
lllax Jähns, Handbuch einer Gesch. des Kriegswesens oon der 
Urzeit bis zur Renaissance, Ceipzig 1880, Alk. 25. Ilr. 13, Cmile 
Chatelain, Paleographie des Classiques latins, Paris 1884—1900, 
Alk. 44. Ilr. 75, Psalterium, Handschrift auf Pergament, rof und 
schwarz geschr., die Initialen in uersch. Farben, 13. Jahrh. Ulk. 80. 
Tlr. 76, Horarium, Handschr. auf Perg., Initialen in rot und blau und 
kalligraphisch oerzierf, Alk. 80. Ilr. 78, Jacobus de Voragine, Com- 
bardica hystoria, llurnberge (Jeor. Sfuchs de Sulzbach) 1496, Alk. 25. 
Ilr. 94. German. ITluseum, llürnb. Anzeiger, Alk. 50. Ilr. 96, 
Deutsche Kultur- und Sittengeschichte, 111k. 30. Ilr. 98, Heyne, 
Alor., fünf Bücher dtschr. Hausaltertümer, Alk. 21. Ilr. 103, Kaiser 
urkunden in Abbildungen, Alk. 85. Ar. 104, Schult), Alw., Das 
höfische leben z. Zt. der lllinnesänger, Alk. 20. Ar. 109, Schult;,
	        
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