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Rümmer 1 4. 
Internationale 5 
modernen Europäer entsprachen haben Bezüglich der Kopfhaltung 
gibt das Skelett keinen Anlaß, eine wesentliche Abweichung uom 
modernen Europäer anzunehmen. Die alten Beuge- und Hocker 
merkmale sind allerdings zum Teil noch oorhanden. Die Fähigkeit 
der aufrechten Körperhaltung wird aber durch die primitioen IDerk- 
mole bei diesen fossilen ITtenschen ebensowenig beeinträchtigt wie 
bei den modernen Australiern. Die Diagnose des Skeletts ergibt 
als Hauptresultat den Beweis für die Verschiedenheit des Homo 
Aungiiiumiisis uom llean dertalty p u s, neben dem wir also einen 
Aurignac typus der Diluoialmenschheit aufstellen dürfen Denn das 
Skelett macht durchaus nicht den Eindruck uon etwas Exzeptionellem, 
sondern durch die harmonische Ausprägung zahlreicher ITlerkmale, 
die bei rezenten ITlenschenrassen uorkommen, offenbart es sich als 
Vertreter eines Typus, durch den zeitlich weit oerschiedene ITlenschen- 
rassen oerknüpft werden. 
(Die Ausgrabungen auf der Saalburg.) lin uer- 
flossenen Jahre haben die Ausgrabungen auf der Saalburg, die 
uon dem Geh. Baurat Jacobi in Hamburg geleitet werden und 
für die Kaiser Wilhelm das größte Interesse zeigt, wiederum 
sehr wichtige Ergebnisse gehabt. Bei der Instandsetzung des Forums 
auf einem Platte zwischen dem Kastell und der Usinger Chaussee 
kam plötjlich unter den mauern des Forums eine ältere Anlage in 
Gestalt eines Spißgrabens zum Vorschein, der sich nach zwei Seiten 
fortseht und eine kleine quadratische Erdschanze umschließt. 30 mir. 
dauon entdeckte man eine zweite, ähnliche Schanze. ITlan oer 
mutet, daß diese Schanzen mit einer älteren Eimesanlage Zusammen 
hängen. Die keramischen Funde und münzen stammen alle aus 
dem 2. Jahrhundert n. Chr,, die erste Befestigung des Saalburg 
passes rührt somit aus der Zeit Domitians oder seiner Vorgänger 
her. Westlich uon diesen Schanzen wurde die Römerstraße 
nach Heddernheim (jeßt ein Vorort Frankfurts) freigelegt und 
restauriert. Sic ist gut erhalten, aber nur 5,13 mtr. breit. Der 
Umstand jedoch, daß sie noch um 2 Fuß breiter ist als die Via 
Appia, beweist, welche Bedeutung die Römer dieser 14 Kilometer 
langen Straße uom UJain bis zum Taunus beilegten. Auch ein 
Friedhof — der drifte — ist gefunden worden, ferner ein 
gemauerter Brunnen zwischen Gräbern, die mahl aus späterer Zeit 
stammen. Jm Brunnen lag ein gut erhaltener Brunnenhaspel aus 
unbearbeitetem Buchenholz. Die Zahl der auf der Saalburg nun 
mehr freigelegten Brunnen beträgt 86 Jm Kastell Zugmantel 
bei Idstein legte man einige gut erhaltene Kellerwohnungen mit 
Bänken an den Wänden frei. Die Anlage dieses Kastells scheint 
oorrömischen, germanischen Ursprungs zu sein, Das beweisen die 
oielen dort gefundenen germanischen Scherben und Gefäße. Der 
in der Höhe dieses Kastells entdeckte Friedhof, auf dem 120 Gräber 
geöffnet sind, birgt uiel Interessantes, so die Figur eines sißenden 
Eichhörnchens, eine Schere, Tonlampen und Gläser. Jn diesem 
Jahre dürfte ein fast 200 HJtr. langer Graben, südlich uom Kastell 
weiter oerfolgt werden. Dem Saalburg-UJuseum konnten mehr als 
1500 gut erhaltene Fundstücke zugeführt werden. 
(Sfeinzeitliche Ulalerutensilien ) Aus Göttingen wird 
berichtet: Jm Anthropologischen Verein hierselbst hielt Professor 
Dr. Verworn einen äußerst interessanten Vorfrag über steinzeit 
liche Ulalerutensilien, u. zw. auf Grund uon Ausgrabungen, die 
er in den bekannten Fundorten Frankreichs oorgenommen hat. 
Der Vortragende mies zunächst darauf hin, daß unter den heute 
noch lebenden Völkern mit Steinkulturen überall der Gebrauch der 
Farben bekannt ist, sei es zum Zwecke der Körperbemalung, sei 
es zur Geräfeoerzierung, sei es zur Herstellung uon Selsen 
bildern und Wandmalereien. Vom Beginn des mittleren Paläa- 
lithikums an, d. h. uon Aurignacien an, zieht sich die Verwen 
dung uon Farben durch die gesamten Kulturen der Steinzeit 
hindurch. Während die Werke der steinzeitlichen Künstler aber 
seit längerer Zeit bereits eingehende Beachtung fanden, haben die 
ITlalutensilien bisher nur wenig Berücksichtigung gefunden, da 
sie meist unscheinbar und oielfach schwer als solche zu erkennen 
sind. Vom Farbenmaterial der prähistorischen Kulturen haben 
sich begreiflicherweise nur die mineralischen Farben erhalten. 
Es sind uorwiegend Eisenoxyde, wie sie die Dafür als Brauneisen 
stein, Roteisenstein und gelbem Eisenocker in allen Farbennuancen 
bietet, ferner schwarze Utangancrze und weißer Kalk zur Verwen 
dung gekommen. An paläolitischen Eagerpläßen Frankreichs, wie 
z. B. in der Grotte uon Ees Eyzies, fand der Vortragende rotes 
ammler-Zeitung. 
Farbenmaterial in großen IDengen. Er kannte nachmeisen, daß 
das Farbenmaterial puluerisiert wurde, teils durch Abschaben mit 
einem Feuersteinschaber, teils durch Reiben des Farbstiicks auf 
einer rauhen Steinunterlage, teils durch Zerklopfen und Zerreiben 
des Farbstücks mit einem Geröllstein. Das so gewonnene Puluer 
wurde dann mit einem Bindemittel, u. zm. nach der heutigen 
Analogie mit heutigen Daturnöikern zu schließen, mit Fett zu einer 
Paste uerrieben. Das geschah mit dem Finger entweder auf einem 
Felsen oder auf einem kleineren Stein, der als Palette dient. Diese 
Palettensteine waren teils rohe, unbearbeitete Steine, mit einer 
Fläche oder natürlichen Vertiefung, teils künstlich zugerichtet und 
bisweilen mit großer Blühe bearbeitete Geräte, Als uerhältnis- 
mäßige Seltenheiten erscheinen im späteren Paläolithikum harte 
Rollsteine, die durch mühsames Auspicken eines flachen llapfes 
auf der einen Flachseife zu schön und regelmäßig gestalteten Farben 
reibschalen umgestaltet sind. Der Vortragende konnte zwei solche 
Exemplare aus den UTagdalenien, uon denen das eine aus der 
Höhle Ees Eyzi s, das andere aus Eaugerie Basse stammt, uorlegen. 
Zur Bemalung der Felswand oder des Knochenwerkzeuges, uer- 
mutlich auch der Holzgeräte, wurde zunächst die Zeichnung oder 
das Ornament in seinem Umriß eingekraßt resp. eingeschnitten, 
u zw. mit Feuersteinen. Schließlich wurde die Farbe mit den 
Fingern aufgetragen und auf der Fläche uerrieben. Oft hat dabei 
die Farbe nicht für die ganze Fläche gereicht und so sehen mir 
auf den französischen Höhlenbildern nicht selten nur Teile des 
Bildes farbig, oft nur den Kontur. Daß schließlich auch die Geräte 
ornamente, die man mit Feuerstein z. B. in den Knochen einschnitf 
und einsägfe, mit Farbstoff eingerieben wurden, läßt sich noch 
heute an einzelnen Exemplaren erkennen. Auch diese Kunsttechnik 
hat der Vortragende experimentell studiert. Daß in der neoli- 
thischen Zeit oielfach die Ornamente auf keramischen Erzeugnissen, 
wie z. B. bei dem Großpartasch-Rössener Gefäßtypus mit einer 
weißen Kalkpaste inkrustiert waren, ist bekanntlich heute noch 
oielfach ganz deutlich zu sehen. 
(Ein neuer steinzeitlicher Dtensch.) Jn der französischen 
Eandschaft Dardogne wurde bei dem Orte Fcrrassie, der schon 
durch frühere Ausgrabungen eine gewisse Berühmtheit erlangt 
hatte, Ende uorigen Jahres uon Dr. Capitan der wichtige Fund 
eines menschlichen Skeletts gemacht, der jeßt in der „llature“ 
näher beschrieben wird. Es haben sich an jener Stelle fünf scharf 
geschiedene Schichten erkennen lassen, deren jede menschliche 
Geräte und Tierreste geliefert haben. Zwischen der ersten und 
zweiten Schicht, uon unten an gerechnet, wurde das Skelett ent 
deckt. Da die darüberliegenden Schichten ua Ikammen ungestört 
waren, war ein Zweifel an dem hohen Alter dieser menschlichen 
Knochen nicht möglich, Jn der Umgebung des Skelettes wurde 
eine große Ulenge uon Zähnen uon Bison, Rennfier, Ziegen und 
anderen Tieren ausgegraben, die steinzeitliche JDenschen zer 
schlagen hatten, um das lllark als Dahrung zu benußen. Außerdem 
fanden sich Steinspißen, Schabmesser, Hämmer und andere Geräte. 
Das Alter des Skeletts wird auf 20,000 Jahre geschäßt. 
(Römische Überbleibsel in Sussex.) Jn der leßten Zeit 
wurden in der Hätte uon Pulbo rough Ausgrabungen unternommen, 
die das Vorhandensein zahlreicher römischer Überbleibsel enthüllten. 
Schon seit einiger Zeit ist es bekannt, daß in der Dähe der Stadt 
einst eine römische Kolonie bestand, und schon seit langem, bis 
zum Jahre 1617 zurück, wurden an der Stelle Ausgrabungen oer- 
anstaltet, die jedoch zu keinem Ergebnis führten, außer daß sie 
ein großes Steinuiereck bloßlegten. Die Ergebnisse des leßten Jahres 
haben jedoch die Grundmauern eines großen Hauses mit einer fast 
218 Fuß langen Blauer bloßgelegt Eine Anzahl Töpfereien wurde 
aufgefunden, die meist der sogenannten Samianischen Ware an 
gehörten und wahrscheinlich bis auf den Anfang des zweiten Jahr 
hunderts zurückdatieren. Auch einige schöne Spezimen römischer 
Zeichenkunst wurden entdeckt. Die Räume, die nur klein sind, 
wurden durch die damals allgemein üblichen Hypocauste geheizt 
Bis jeßt sind zwölf Zimmer freigelegt worden, und eine Anzahl 
uon IBünzen, meist aus der Zeit non Dero und Hadrian, wurde 
aufgefunden. Die Forscher fanden bis jeßt nichts, das später als 
das zweite Jahrhundert A. D. zurückdatiert und sind daher der 
llleinung, daß das Haus um diese Zeit entweder zerstört wurde, 
oder auch, was noch wahrscheinlicher ist, uon seinen Bewohnern 
j oerlassen wurde. 
(Blumienforschungen). Professor Eliot Smith inEondon 
hat in den leßten Tagen einige uon den Blumien, die im dortigen 
Kgl. IDuseum untergebracht sind, studiert, und auch festgestellt, 
daß eine Hluinie um elf Jahrhunderte älter ist, als bis jeßt bekannt 
war. Der Forscher, der an der Uniuersität in Ulanchester tätig 
mar, seßt seine Studien nach dieser Richtung hin fort.
	        
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