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Volltext: Katalog der Special-Ausstellung Mittelalterlichen Hausraths

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Die Beheizung geschah, wie heute, schon in zweierlei Weise, meist 
landschaftlich geschieden, durch Kamin oder Ofen. Im altnordischen und 
in England auch im altsächsischen Hause brannte das Feuer auf einem 
Feuerplatz mitten in der Halle und der Rauch konnte seinen Weg sich 
durch Thür, Fenster und Dach suchen. Von Kamin und Ofen haben wir 
auch die landschaftlich ebenfalls geschiedenen Ausdrücke für das Gemach, 
einerseits Kammer und Zimmer (chambre), andererseits Stube (stove, stuba). 
Wie weit der Ofen in dieser Zeit schon aus glasirten Kacheln bestand, 
müssen wir dahingestellt sein lassen. Der Kamin hatte in der Regel einen 
gewaltigen »Mantel«, der als Rauchfang in die Höhe ging und in großen 
Räumen, wie in den Küchen, weit in das Zimmer vorsprang. Seinen 
Rand umgab ein Bord, auf welchen Leuchter und andere Gegenstände 
gestellt wurden. Es war die Vorlaufsitte unserer heutigen »Kamingarnitur«. 
Ueber dem Kaminfeuer hing an einem gezahnten Eisenstab der Wasser 
kessel; am Feuer konnte gebraten und gekocht werden, wie man das 
wohl heute noch in einem alten englischen Farmhause sehen kann. Ueber 
eisernen Böcken oder Feuerhunden lagen große Scheite Holz, um von 
unten Luft zu haben und gaben den großen Räumen Wärme und Licht 
und den Eindruck der Wohnlichkeit, den dieselben meist entbehrten. 
II. 
Eine durchgängig große Wandlung ging mit dem mittelalterlichen 
Hausrath vor sich, als sich der Kunststil aus dem romanischen in den 
gothischen verwandelte. Es war aber nicht allein diese Wandlung des 
Geschmacks, welche die Veränderung hervorrief; diese beruhte mit darauf, 
dass die Kunst weltlich wurde, dass Laienkünstler an die Stelle der 
geistlichen traten, dass die Kunst in Zünften arbeitete und nunmehr 
auch für das Haus, wie früher fast allein für die Kirche. Die wohnliche 
Ausstattung des Hauses wurde dadurch reicher, künstlerischer und behag 
licher. Es gab mehr Hausrath und mehr Verzierung an demselben. 
Ein Hauptmoment der Veränderung im neuen gothischen Stil bestand 
in der bevorzugten Verwendung des Holzes, welches nicht selten die ganze 
Umhüllung des Gemaches bildete, an Wänden, Decke und Fußboden. 
Der Pfafond, wenn nicht gewölbt, war selbstverständlich auch bisher 
ein Balken- oder Bretterboden gewesen, nun wurden auch die Wände 
mit Holzvertäfelung bedeckt und an die Stelle des gestampften Estrichs 
trat der Bretterfußboden. Die Balken der Decke wie die Füllungen 
zwischen ihnen erhielten geschnitzte wie farbige Verzierung, welche noch 
in gothischer Epoche zuweilen zu einer reichen und complicirten Gestal 
tung sich erhob. Die hölzerne Bedeckung der Wände wurde gleicher 
weise künstlerisch angeordnet, indem sie in Tafeln abgetheilt und nach 
oben mit einem vortretenden Gesims abgeschlossen wurden. Die Fül 
lungen der Vertäfelung blieben meistens schlicht und eben, doch kam
	        
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