MAK
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Hummer 17 
Internationale Sammler-Zeitung. 
besonders da es eigene Bestimmungen betreffend den 
Verkauf uon Kirchengut gibt, deren Richteinhaltung recht 
fatale folgen nach sich ziehen kann, roie bereits einige 
Antiquare erfahren mußten. Ebenso peinlich kann die 
Sache merden, roenn man ein besonders historisch roert 
oolles Stück erroirbt oder oeräußert, das besser an Ort 
und Stelle bliebe. Hier seßt nämlich oft, derzeit noch 
unbewußt, eine der Ideen der nationalökonomie der 
geistigen Güter ein. Denn es erscheint für die Allgemein 
heit oorteilhaffer, roenn ein Wertobjekt im geistigen Ver 
kehre bleibt, als daß es demselben entzogen roird, und 
nun statt dem Vergnügen oieler bloß dem eines einzelnen 
dient, ein Gedanke, der sich in seinen Konsequenzen mit 
dem Heimatschüße deckt. 
Dieser, oon dem Gedanken des Schußes der Bilder 
der Heimat ausgehend, hat seine Aufgabe bald sicher ge 
faßt, und hat alles in dieselbe einbezogen, roas mit der 
Erhaltung des roeiteren Begriffes Heimat zusammenhängt. 
Gr tritt nicht bloß für die Beibehaltung der heimischen 
Bauweise, sondern auch für die Sitten und Gebräuche, für 
die Hausindustrien, für einzelne Gegenstände ein, roas 
jemanden, der seine Augen offen hält, nicht Wunder 
nehmen kann. 
Die Denkmalpflege, der Heimatschuß, die Rational 
ökonomie der geistigen Güter schränken alco den großen 
Sammler bis zu einem gewissen Grade ein, und er roird 
jedenfalls sehen müssen, sich mit denselben auf gütlichem 
Wege auseinanderzuseßen. 
Bis zu einem gewissen Grade roird ihm dies bei 
der Rationalökonomie der geistigen Güter leicht fallen, 
roenn er nämlich nicht darauf oergißt, daß „fortune oblige“ 
seine Sammlungen möglichst oielen zugänglich macht, 
seine Schäße nicht egoistisch niemandem zeigt. 
Sonst aber roird er oorsichtig sein, sein Interesse 
dem der Allgemeinheit zurückstellen, und sich den Prin 
zipien der modernen Denkmalpflege anschließen. Ja, roenn 
er klug ist, roird er selbst für dieselben eintreten und sie 
propagieren, er roird die Geroerbe-Genossenschaffen der 
Reuzeit darauf aufmerksam machen, daß sie die Rachfolge 
der alten Zünfte und Innungen sind, daß sie daher die 
Pflicht haben, den alten, meist bloß oerschleppten Zunft 
truhen, Krügen, Zeichen, Urkunden nachzuforschen. Gr 
roird die Gemeinden auf ihre alten Urbare aufmerksam 
machen usro., denn je mehr die Antiquitäten geschaßt 
werden, umso größeren Wert haben sie — auch in Geld 
ausgedrückt, und ein umso größerer Vermögensbestandteil 
sind jene, die er selbst besißt. Gr roird, roenn er auf die 
Grroerbung dieser Gegenstände uerzichtet, die für Denkmal- 
und Heimatschuß oon Wert sind, noch immer ein feld 
finden, das groß genug für die Betätigung ist. 
jedenfalls aber sind die Zeiten oorüber, in denen 
ein Sammler seelenruhig Altäre, Kelche, Gemälde aus 
Kirchen zusammenkaufen und dann in das Ausland oer 
äußern konnte. Die Anschauungen haben sich in jeder 
Beziehung geändert. Wo man früher wertlosen Plunder 
sah, haben roir roertoolle Objekte erkannt, für die zu 
sorgen oft nicht Sache des Ginzeinen, sondern der Allge 
meinheit, des Staates ist. Was früher nur einen kleinen 
Kreis interessierte, ist heute eine Angelegenheit des Volkes 
geworden, das seine Kunst haben roill, und, roenn es 
auch die oerschiedenen Theorien oon Denkmal-, Alters-, 
Stimmungsroert usro. nicht kennt, doch das Gefühl dahin 
wieder erlangt hat, daß der alte Altar, so alt er auch sei, 
doch roas besseres oorstellf, als der blißblanke frisch oer- 
goldete, den man ihm in die Kirche seßen roill. Gs ringt 
sich die Gmpfindung durch, daß diese und jene Gegen 
stände, troßdem sie juristisch Prioateigentum sind, doch 
einen Ginschlag oom Begriffe „öffentliches Gut“ haben, 
und der souoeränen Willkür der beati possidenti entzogen 
sein sollten. Wo solche Gmpfindungen oorliegen, da roird 
der Sammler besser seine Wünsche zurückhalfen, und sich 
dessen bewußt werden müssen, daß er selbst ja nur ein 
einziges Glied in der großen Kette ist und sich bescheiden muß. 
Gs bleibt ihm auch so genug zu tun übrig, und er 
erspart sich Konflikte oerschiedenster Art, und roird sogar 
eine IRission erfüllen. 
Die ]agöliuree-Knöpfe-5ammlung öer Uicomtesse 
(Tlontsaulnin. 
Von ITIarcell 3 a p p 1 e r (Wien). 
Die Sammlungen, die gegenwärtig in der „Inter 
nationalen Jagdausstellung“ in Wien exponiert 
sind, hinterlassen in dem flüchtigen Beschauer den Gindruck 
eines monotonen Bildes aufgehäufter Waffen, Geweihe 
und erbeuteten Wildes. Der sie aber mit Uluße und einzeln 
zu genießen weiß, roird angenehm überrascht sein, an 
den sonderbarsten Sammlereinfällen die große Hiebe zu 
erkennen, mit welcher unsere Jagdfreunde der Göttin 
Diana anhängen. Ulan sammelt auch hier nicht immer 
nur Zeugen und Beweise des Grlebten und Grlegten, man 
sammelt die scheinbar nebensächlichen Utensilien aus 
freude am Vergleich. Und oergleichen ist hier ein schönes 
Spiel. 
Im ersten Stock der getreuen Rachbildung des ent 
zückenden Jagdschlößchens „£a UJuette“, im Walde oon 
Saint Germain hat Vicomtesse IHontsaulnin hinter langen 
Vitrinen eine Sammlung oon Jagd-Cioreekn öpfen aus 
dem 16. Jahrhundert bis zur Jeßtzeit aus frank- 
reich und dem Ausland ausgestellt. Das sind Wappen 
knöpfe, die an die schmucken, meistens aus rotem Tuch 
gearbeiteten Parforcejagd-Tioreen geheftet roerden. Alan 
roird sich oergeblich bemühen, die ungefähr zweihundert 
ausgestellten Knöpfe den einzelnen Jahrhunderten nach zu 
unterscheiden. Jhre Zeit ist auch auf den sorgfältig ange 
brachten Vignetten nicht notiert, die den Ramen der ein 
zelnen Jagdherren tragen. Die Knöpfe sind manchmal 
flach, meistens aber konoex gebaut und sind zum Teil 
oon der Größe eines Zroeiheller-Stückes, dann wieder so 
groß roie eine Krone, manche haben sogar Guldengröße. 
Ulan sieht sie roeiß oon Silber oder Rickel, gelb oon Gold 
oder Rlessing, rotbraun oon Kupfer und einmal sogar aus 
echtem Horn. Die wenigsten Knöpfe sind glatt, so zum 
Beispiel der Knopf des fürsten Schroarzenberg. Die meisten 
tragen Grauüren: das lllonogramm mit der Adelskrone 
darüber, roie der Knopf an den Tioreen des Grafen franz 
Gsterhazy, oder der Grafen Tarisch; die Inschrift „Weid 
mannsheil“, oielleicht auch mit einem kurzen Gichenkranz 
darüber, roie die Knöpfe des fürsten Tiechtenstein; 
„Gquipage d’Antoniny“ am Tioreeknopf des Grafen Josef 
Pofocki. Am häufigsten begegnet man dem Alonogramm:
	        
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