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Internationale Sa mm ler-Zeitung. 
rtummer 19 
und nicht in alle Winde zerstreut wird, ln der Hauptsache findet 
man Briefe und Befehle oon Andreas Hofers eigener Hand ge 
schrieben, die mit ihren schaleren und umständlichen Schriftzügen 
und der altertümlichen Sprache jene Zeit heraufzaubern, in der 
die Bauern zu Helden wurden, als die Armee bereit mar, die 
Waffen zu strecken. Unter den interessanten Schriftstücken findet 
sich auch jener Befehl des Erzherzogs Johann, in dem es heifjf, 
dafj der „Wunsch seiner Ulajesfät dahin gehet, dal} die Tyroler 
sich ruhig uerhalten und nicht zroecklos sich aufopfern mögen“. 
(Eine Racine-Entdeckung.) Einen glücklichen fund machte 
kürzlich der französische Gelehrte Joseph Bannet in der kaiser 
lichen Bibliothek zu Petersburg. Es gelang ihm nämlich, zroei 
bisher uö11i g unbekannte ITlanuskripte oon Racine zu 
entdecken. Das erste mar eine Übertragung des Psalters und nach 
Ansicht Bannets sind die Bemeise für die Urheberschaft des großen 
französischen Dichters schlüssig. Als oöllig sicher darf allem An 
scheine nach die Autorschaft Racines bei dem zweiten lllanuskripf 
gelten. Kostbar gebunden und auf dem Rücken und den Deckeln 
mit dem Wappen Eudwigs XIV. uersehen, meist das lllanuskripf 
ein ITlerkzeichen auf, das für seine Authentizität spricht, das Papier 
ist mit demselben Wasserzeichen uersehen, roie die in der Pariser 
llationalbibliothek aufbemahrten Racine-JTlanuskripte. Jm Text be 
finden sich Verbesserungen oon Kopistenfehlern, die uon der Hand 
Racines herrühren. Der glückliche Sinder hofft, roie das „Journal 
des Debats“ mitfeilt, den lebten Beweis uon Racine selber zu er 
halten, dessen „Handschrift“ sich beim genauen Studium des 
ITlanuskriptes nicht oerkennen lassen dürfte. Das lllanuskripf 
führt den Titel: „Die sieben Psalmen der Pönitenz, in Sonetten 
paraphrasiert“. Jeder Vers ist mit einer Paraphrase uersehen, so 
dafj in dem ITlanuskripte 150 Sonette enthalten sind. Jedes dieser 
Gedichte wird obendrein noch durch eine moralische Reflexion be 
schlossen. Eine französische Zeitschrift hat es inzwischen unter 
nommen, eine Auswahl aus den Sonetten zu oeröffentlichen, der 
auch die schöne „Widmung“ Racines an den König beigefügt war. 
Diese Widmung wird dadurch besonders interessant, dafj Racine 
sich in ihr gegen Verdächtigungen wehrt, durch die ihm feinde 
beim König zu schaden gesucht hatten. Eudwig XIV. bekam aber 
weder Werk noch Widmung zu Gesicht. Der Dichter hatte beide 
jef^t gefundenen ITlanuskripte bei seinem Tode seinem freunde und 
Arzte Dodarf übergeben, aus dessen Händen sie durch irgend 
welche heute nicht mehr festzustellenden Umstände in die des 
Eustache Ce Hoble gerieten. Ce lloble nahm an ihnen allerlei 
fälschungcn, Textänderungen und Streichungen uor. Durch einen 
merkwürdigen Zufall aber blieben diese fälschungen auf dem 
Psalter und sein Vorwort, auf die moralischen Reflexionen und 
die „Widmung“ beschränkt. Die 150 Sonette blieben oon ihnen frei, 
(lleugefundene Sanskritdramen.) Prof. Dr. H. Olden 
burg (Götfingen) teilt der „frkfztg.“ mit: Durch einen unerwarteten 
Glücksfall scheint ein einst hochberühmter, altindischer Bühnendichter, 
dessen Werke man für hoffnungslos oerloren hielt, Auferstehung 
zu finden, ln dem „Vorspiel auf dem Theater“, das einem Drama 
des grofjen Kalidasa, des Dichters der „Sakunfala“, oorangeht, 
sagt der Theaterdirektor: „So will es das Publikum: Kalidasa hat 
ein Drama gedichtet, das den Titel führt „ITlalaoika und Agnimitra"; 
das sollen wir an diesem frühlingsfest aufführen. So lafjt denn 
ITlusik und Tanz beginnen.“ Worauf der Gehilfe des Direktors 
erwidert; „Dicht also! Will man denn die Schöpfungen so 
berühmter Dichter roie ßhasa, Saumilla, Kaoiputra übergehen, um 
dem Werk eines Dichters der Jetztzeit, Kalidasa, Ehre zu erweisen?“ 
— Die Hamen der hier genannten Vorgänger Kalidasas sind uns 
bis jetjt kaum mehr als eben nur Hamen Der lTatur der Sache nach 
mufj eine so reich und fein entwickelte dramatische Poesieroie die 
Kalidasas (5. Jahrhundert n. Chr. ?) ihre lange Vorgeschichte gehabt 
haben. Von der wissen wir unendlich wenig. Eine der bedeutendsten 
Rollen in dieser Vorgeschichte würde allem Anschein nach dem unter 
jenen Poeten an erster Stelle genannten Bhasa zufallen. Wir finden 
ihn in den uns erhaltenen Texten öfter erwähnt; ein paar lyrische 
Strophen oon ihm haben sich erhalten; wir begegnen dem Wort 
spiel, der ehrwürdige Kleister der Dichferschar Bhasa sei das 
Hachen (Hasa) der Poesie, Kalidasa sei ihre Grazie, für uns ober 
schien jenes Hachen oersfummt. Vor wenigen Tagen nun erhielt 
ich non Herrn Ganapati Shastri, einem Gelehrten des südindischen 
Staats Traoancore, die Hlitteilung, es sei ihm gelungen, aus einer 
Sammlung alter ITlanuskripte zehn (!) Dramen des Bhasa ans 
Eicht zu ziehen, die er in kurzem ueröffcntlichen werde, ln Traoan- 
core gibt es, roie mir oon kundiger Seite mitgefeilt wird, eine 
Anzahl gelehrter alter Brahmanenfamilien, die wohl solche Schäle 
besten mögen, und Ganapati Shastri ist ein nerfrauensroürdiger, 
um die Wissenschaft oerdienfer ITlann, dem schon früher schöne 
funde geglückt sind. Bekanntlich ging uor kurzem die ITlitteilung 
durch die Blätter, unter den Schäden der uon dem uersforbenen 
Pis chel angeregten zentralasiatischen Expedition seien Handschriften 
fragmente indischer Dramen gefunden, die an Alter die uns 
uorliegenden Dramen weit überragen. Hach dem, was darüber 
uerlautef, scheint es, dafj diese fragmente auch in ältere Zeit als 
die des Bhasa gehören. So darf man hoffen, dafj in kurzem aus 
mehr als einer Periode der Geschichte des uorkalidasei'schen Dramas 
Texte oorliegen werden, die uns über die Richtungen, in denen 
jene Geschichte oerlaufen ist, urteilen lassen, mögen diese Texte 
auch auf das grofje Hauptproblem der Geschichte des indischen 
Dramas Eicht werfen, dessen Eösung mit den bis jetjt uerfügbaren 
mittein nicht gelungen ist und nicht gelingen konnte: auf die frage, 
ob jenes Drama oon griechischen Einflüssen berührt worden ist. 
Dumi5matik. 
(Die neuen buIgarischen münzen). Das Wiener lllünz- 
nint hat gemeinschaftlich mit der münze in Kremnit] die Ausprägung 
der neuen bulgarischen Silbermünzen mit dem Kopfe des Königs 
f erdin and I. im Konkurrenzwege erstanden. Die Prägung wird 
in nächster Zeit uollzogen sein. Das Porträt zu diesen münzen, 
mit dessen Ausführung der treffliche Wiener llledailleur Regierungs 
rat Professor Stephan Schwa rlj uon der bulgarischen Regierung 
beauftragt war, fand sowohl in künstlerischer als auch in münz 
technischer Beziehung allgemeinen Anklang. 
(Ein niuseum oon falschen münzen.) Durch die Anlage 
einer umfangreichen Spezialsammlung gefälschter münzen der uer- 
schiedensfen Zeitalter hal die Direktion des ITlünzkabinetts in 
münchen eine für münzenforscher und Sammler gleich interessante 
lleuerung geschaffen. Die reichhaltige Sammlung umfafjt haupt 
sächlich l"lachahn.ungen seltener antiker münzen, wie zum Beispiel 
die Grofjbronzen der römischen Kaiser. Diese Hachbildungen sind 
nicht etwa in betrügerischer Absicht gefertigt morden, sondern sie 
entsprangen der freude der Renaissance an der Antike, und sollten 
für die im Original schwer erhältlichen münzen einen Ersatj bilden. 
Als erster scheint Eaoino um 1550 in Padua nach Grofjbronzen 
römischer Kaiser neue Stempel geschnitten zu haben, mit denen 
er technisch ausgezeichnete Kopien herstellte. Als dann die llach- 
frage nach seltenen Originalen stieg, fanden sich falscher genug, 
die in oollster Absicht der Täuschung ihre Produkte als echt aus- 
gaben. Die Zunft dieser fälscher arbeitete mehr oder minder 
raffiniert Das beweisen die zahlreichen Stücke der ausgestellten 
Kollektion. Die falschmünzer haben sich möglichst an das Original 
gehalten, die Künstler dagegen, die ihre Hachahmungen auch als 
solche ausgaben, hielten sich in der Auffassung und Ausführung 
nicht scharf an das antike Vorbild, sie indioidualisierten ihre Kopie, 
und so finden wir bei oielen Stücken unoerkennbar den Stil der 
Renaissance oertreten. Vielfach machten sich die fälscher nicht 
einmal die HTühe, die falsifikate zu prägen, sondern sie gossen sie 
einfach ab. Abgesehen daoon, dafj die römischen Kaisermünzen 
niemals gegossen wurden, oerräf sich die Gufjmünze durch charak 
teristische IHerkmale. fehlerhafte Umschriften der münzen oerraten 
oft schon die fälschung. So zeigt der ausgestellte falsche Aureus 
des Kaisers ITero die Eesart DCVR, statt DECVR (SfO). Die fälscher 
haben antike schöne Stücke auch „überarbeitet“ und aus einer 
weniger seltenen münze durch Retusche der Umschrift, Hachschneiden 
des Profils ein seltenes, sehr begehrtes Objekt geschaffen. Sie 
haben auch münzen angefertigt, die im Original gar nicht existieren.
	        
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