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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 21
dem Haupte, darüber das Datum der Vermählung, 27. Oktober 1860.
Die 20 Para-ITlarke mit dem Doppelbild des um 50 Jahre älteren
Herrscherpaares ist oliuengrün und trägt die Datierung : 27. Oktober
1 g 10. Die lllarken zu 5 Para (grün), 10 Para (rat), 25 Para (blau)
und 55 Para (braun) haben das bekannte en face Porträt nikolaus’
mit der montenegrischen Kappe, über der Wertbezeichnung die Königs
krone. Die 15 Para-ITtarke (graublau) ist dem Andenken des Un
abhängigkeitskrieges 1876,78 gewidmet; der Kopf des Herrschers
erscheint da baarhaupt, im Dreiuiertelprofil, uon Eichenzweigen
umkränzt. Die höheren Wertzeichen: 50 Para (niolett), 1 Perper
(rotbraun) und 2 Perpera (grün) haben den Kopf in nach rechts
schauendem, scharfem Profil. Die 5 Perpera-lTlarke (blau) ist wohl
als die eigentliche Krönungsmarke anzusehen. Sie hat kein
Porträt, sondern eine symbolische Reitergestalt, die auf mächtig
ausgreifendem Pferde dahinsprengt, einen Kommandostab in der
Rechten, eine hohe Pelzmütze mit Reiherbusch auf dem Haupte.
In der rechten oberen Ecke die Königskrone, non der, roie uon
einer Sonne, Strahlen ausgehen. Die Umrahmung besteht aus
einfach stilisierten Torbeerzweigen zwischen ornamentalen Streifen
am oberen Rand, wie bei allen ITlarken: Poschte Crnegore 1860,
am untern über der Wertziffer: 1010.
(Die neuen englischen lllarken). Aus Tondon wird uns
gemeldet: Die Vorarbeiten zur Herstellung der neuen englischen
Posfmarken, die durch den Thronwechsel notwendig wurde, sind
nun abgeschlossen; im ITlai 1011 werden die neuen lllarken in
Kurs gesefjt, die statt des Bildnisses König Eduards das des Königs
öeorg V. zeigen sollen. Die Farbenskala der jetjigen Briefmarken
ist auch für die neuen beibehalfen morden, dagegen zeigen Ar
rangement und Zeichnung einige Abweichungen.
(Brief marken - Auktion der deutschen Reichsposf-
oermaltung). Im Auktionshaus uon Rudolf Cepke in Berlin
findet am 0. Dezember, eine Versteigerung gröfjerer Posten unge
brauchter Postwertzeichen der früheren Hannooerschen Po'st-
uermaltung statt. Es sind dies rosa Freimarken zu einem öfoschen
in Tosen oon je 40 Bogen zu 120 Stück, blaue Freimarken zu zwei
Droschen, ebenfalls in Tosen uon 10 Bogen, braune Freimarken
zu drei Groschen in Tosen uon 10 Bogen, grüne marken zu 10
Groschen in Tosen oon 2 bis 5 Bogen, Ferner durchstochene Frei
marken, grün zu drei Pfennig, rosa zu einem Groschen, blau zu
zwei Groschen, braun zu drei Groschen und Briefumschläge zu
einem und drei Groschen. Diese hannooerschen marken können
am 7. Dezember, im Tichthof des Reichspostmuseums uon solchen
Reflektanten, die oorher bei der Generalpostkasse 150 111. hinter
legthaben, besichtigt werden. Der Betrag wird nach der Besichtigung
zurückgezahlt. Außerdem wird ein größerer Posten aus Paket
adressen und Postanweisungen ausgeschnittener entwerteter deutscher
Freimarken, namentlich deutsche Kolonialmarken, uersteigert werden.
Die Besichtigung dieser Wertzeichen findet am 9. Dezember im
Reichspostmuseum statt.
Porzellan.
(Die Porzellan-Auktion Jourdan.) Aus Berlin wird
uns berichtet: Die Auktion Jourdan ist uorüber und ihr Ergebnis
ganz respektabel: die Frankfurtersammlung hat nämlich bei
Tepke 508.042 mark gebracht. Von dieser Summe kommen
allerdings 250 000 mark auf die 420 süddeutschen Porzellane, die
sehr stark umstritten waren. Denn die llachfrage nach Hymphen-
burg, Fulda, Frankenthal, Tudwigsburg und Höchst ist in den lebten
Jahren lebhafter geworden und hat naturgemäf] eine Steigerung
der Preise im allgemeinen bewirkt. Wir möchten nur auf die
Höchster Gruppe „Venus und Amor“ hinweisen, die uor zwölf
Jahren in der berühmten ITlünchener Kollektion Hirth 6000 mark
erzielte, während ein gleiches Exemplar heuer auf 8200 mark
kam oder auf die „Kindergruppe“, uon der ein Exemplar, das
gleichfalls aus der Hirthschcn Sammlung stammte, bei der Auktion
Pannmit^ in ITlünchen im Jahre 1905, 2100 lllark erreichte, während
man sie bei Tepke mit 2600 mark bezahlte. Freilich sind da die
Differenzen nicht sehr erheblich, aber sie scheinen uns doch be
merkenswert und für den Sammelmarkf an sich nicht unwichtig.
Sehr hoch sind aber die Preise, die man den Komödienfiguren,
dem „Skaramutj“ etwa, der4100 lllark brachte oder dem „HTezzetin“,
der mit 5000 lllark uersteigert wurde, zugesprochen hat. Wir
glauben nicht, dafj man bei Figuren jemals auf Auktionen so hoch
ging wie diesmal. Übrigens merkt man deutlich, wie sehr das
Interesse für die süddeutschen ITlanufakfuren, besonders für
Höchst, erstarkt ist. Die llluseen bemühten sich um die besten
Stücke: Berlin und Hamburg, Darmstadt und Reichenberg Überboten
zuweilen ziemlich heftig die Sammler und Händler. Die Serien
Thüringen, meinen und Wien, die der süddeutschen Abteilung der
Sammlung Jourdan folgten, waren weniger begehrt Immerhin
brachten es ein Paar Wiener Figuren aus dem letzten Drittel des
18. Jahrhunderts („Bürger und Bürgerinnen“) auf 1770 mark und
für eine Wiener Gruppe „Der Herbst“ gab man 1650 lllark, Jn
der Abteilung Fayencen und Steinzeug erzielten ein Paar Delfter
Flaschenuasen (17. Jahrhundert) 1150 lAark und uan dem übrigen
Kunstgewerbe Jourdans kamen zwei Wachsreliefs (französisch,
17. Jahrhundert) auf 720, ein grofjer nürnberger Prunkschrank
(1516) auf 2250 lllark. Wir kommen auf die Auktion übrigens
noch ausführlichst zurück.
(Die Porzellan Sammlung des Sultans.) Von der
Generaldirektion der kaiserlich-ottomanischen Sammlungen ist so
eben der Teiter der königlichen Porzellan-ITlanufaktur in Dresden,
Professor Ernst Zimmer mann, nach Konstantinopel berufen
worden. Der Gelehrte, einer der ersten deutschen Porzellankenner,
uon dessen im Verlag non Richard Earl Schmidt u, Eo. in Berlin
erschienenen Führer für Sammler non Porzellanen usw. erst kürz
lich die 15. Auflage herausgegeben wurde, soll dort die umfang
reichen Porzellansammlungen im ßesitje des Sultans wissenschaft
lich untersuchen und bearbeiten. Diese Sammlungen besitjt Kon
stantinopel zum Teil in der kaiserlichen Schatjkammer des alten
Serail, zum Teil im neuen ITluseum, Die Arbeiten Professor
Zimmermanns werden mehrere Wochen umfassen. Vor allem soll
es sich bei seinen Untersuchungen um sehr bedeutende Bestände
zum Teil recht alten chinesischen Porzellans handeln, die bisher
noch uon keinem Vertreter der Wissenschaft gesehen worden sind.
UerBftiieäene5.
(Der llachlafj non Josef Kainz) Wie wirerfahren, wird
der ITachlafj des Wiener Hofschauspielers Josef Kainz in Rudolf
Tepkes Kunstauktionshause in Berlin uersteigert werden. Der
Termin ist noch nicht festgesel^f. Zum Ausgebot kommen die
Kunstschule, die Josef Kainz besaf3, sowie die an 5000 nummern
umfassende Bibliothek des Künstlers, ln Kainz’ llachlas.se befindet
sich auch ein Gemälde, das uan Dyck zugeschrieben wird, dessen
Echtheit aber bestritten ist. Kainz hatte es uor einigen Jahren
uon einem Tischler in Wien um 1000 Kronen erworben und uon
ITlinna Hoegel restaurieren lassen. Ob auch dies Bild unter den
Hammer kommt, steht noch nicht fest.
(Funde in Hieran.) Ulan teilt uns aus Hieran mit: ln
Untermais wurden in dem Grunde, wo gegenwärtig der Teiter des
llnfermaiser Bauamtes Oberingenieur Glatter sich ein Einfamilien
haus baut, am Ende der Grabmayrstrafje, in einer Tiefe uon 2'/, niefern
ein Hlarmorstein uon zirka 70 : 50 cm mit drei ausgeschliffenen
oualen Öffnungen und daneben eine mittelalterliche Tanzenspi^e
gefunden. Der Stein scheint Diele Jahrhunderte lang uom Wasser
bespült und ausgefressen worden zu sein. Über den Zweck dieses
Artefaktes gehen die Hleinungen auseinander. Anfangs September
wurde beim Haisrainer bei Aushebung einer Grube auch in zirka
2'l, llleter Tiefe eine Hlarmorschale oon 50 cm Durchmesser auf
gefunden. Sie sieht einer Weihwasserschale ähnlich. Beide Besser
haben die Objekte dem lAeraner Hluseum überlassen.
(Wie man in Italien mit wertuollen Altertümern
umgeht.) Graf Ulalaguzzi Valeri, der Teiter des berühmten
Brera-Hluseums in lllailand, erzählt in der „Tombardia“ wunder
bare Dinge non der Verschleuderung wertuoller Kirchenschätje, die
sich im Besil3 italienischer Dorfgemeinden befanden, ln den Tälern
des Berglandes Bergamasca, Val Seriana und Val Brembana, sowie
im Val Tellina (Veltlin) sind innerhalb eines Zeitraums oon 40 Jahren
die Kirchen um 90 p Zt. ihrer Schätje gebracht worden. „Auf
meinen Wanderungen“, schreibt er, „konstatierte ich, dafj Kelche,
Reliquienschreine u. a. in unglaublichen Klengen zu einem bekannten