MAK
Hummer 3 
Internationale Sammler -Zeitung 
Seite 43 
Zeichner des Apostels Johannes aber steht der Gotik bereits nahe, 
taie an der freieren Gemandbehandlung, der bewegten Haltung u. a. 
zu erkennen ist, 
Unter den Werken, die der llationalgalerie aus der 
Stiftung des Geh. Kommerzienrats H. Hoffbauer und seiner frau 
zugegangen sind, stehen die Aquarelle uan Eduard Hildebrandt 
im Vordergründe. Denkt die Kritik auch heute über den einst so 
gefeierten Künstler, „den ITlaler des Kosmos“, anders als oor 
fünfzig Jahren, so haben doch uiele seiner Reisestudien bleibenden 
künstlerischen Wert. Charakteristisch für Hildebrandt ist alle Ver 
meidung der Details, Konzentrierung auf den Gesamteindruck, 
Kontraste oon tiefen Schatten und Eichtern und die Reigung, die 
formen ins Rundliche zu oerweichlichen. tin frühes Ölbild : „fischer- 
kutter an der Küste der Hormandie“ zeigt uns Hildebrandt als 
Schilderet- des bunten bewegten Cebens auf dem Wasser, feiner 
im Ton, im allgemeinen auch farbiger sind die später, zumeist 
auf seinen weiten Reisen entstandenen Aquarelle. Holländische 
Winterlandschaften mit der Windmühle auf dem Hügel, schottische 
ITlotioe, sowie namentlich Skizzen oon Illadeira und den Kanari 
schen insein bilden die frühesten Studienfrüchte der Reisen, denen 
sich dann Candschaften und Darstellungen aus fast allen ländern 
der Erde anreihen. Die Unermüdlichkeit seines Schaffens zeigt am 
deutlichsten die grofje Anzahl der hinterlassenen Werke, allein an 
Aquarellen sind durch Kommerzienrat Haffbauer der riational- 
galerie 287 überwiesen worden. 
In der egyp tischen Abteilung des alten ITluseums ist 
die Sammlung der Skarabäen neuerdings durch einige interessante 
Stücke oeroollständigt morden. Skarabäen sind Käfer aus Stein 
oder fayence, auch wohl aus llletall oder Glas, meist hübsch blau 
oder grün glasiert, die auf einer Platte aufruhen, die Schriftzeichen, 
Darstellungen oder Ornamente trägt. Die Arbeit ist gewöhnlich 
nicht sehr sorgfältig, doch ist die naturtreue des Käfers in Ver 
bindung mit einer gewissen Stilisierung oon bewundernswerter 
nteisterschaft. Viele der Skarabäen waren Siegel, andere Schmuck 
stücke, Hmulette, Talismane usw. Sie sind der Tange nach durch 
bohrt und konnten an einem Ringe oder einer Schnur getragen 
werden, ündurchbohrte Skarabäen finden sich auch in den Binden 
der ITlumien und in großem lTlafjstabe ausgeführt, legte man einen 
Skarabäus auf die Stelle des Herzens bei der ITlumie, beschrieben 
mit einem Spruch, der das Herz beschwört, beim Totengericht nicht 
gegen seinen Herrn sich zu erheben und als Zeuge gegen ihn 
aufzutreten. 
Die ältesten als Siegel benutzten Skarabäen stammen aus 
der IlTifte des dritten oorrhristlichen Jahrtausends, und oon da an 
beginnen sie allmählich die ältere form des Siegels, den Siegel 
zylinder zu oerdräncjen Die form des Skarabäus wechselt, wie 
die Art der Graoierung nach Zeit und ITlode, Von den Inschriften 
sind am wichtigsten die Königsnamen, oon denen uns manche nur 
oon Skarabäen her bekannt sind. Flamen oon Prioatleuten mit 
ihren Titeln befinden sich besonders auf den Exemplaren aus dem 
mittleren Reich (um 1000 o. Chr.) Auch treten um diese Zeit die 
Ornamente mehr und mehr in den Vordergrund, Blumen, Spiralen, 
Haken und flechtbänder, die sich oielfach mit den Ornamenten 
der griechischen Inselwelt berühren. Später beoarzugt man Götter- 
nainen, magische Zeichen und Worte, ja ganze Gebiete, deren 
Sinn aber für uns kaum oder gar nicht zu uersfehen ist. Im neuen 
Reiche um 1500 o. Chr. nehmen die Inschriften der Skarabäen oft 
Bezug auf Ereignisse des öffentlichen Cebens. Der Königsnamc 
erhält Zusätze: „der die fremdländer niederwirft“, „der Herr des 
starken Armes“. Thutmosis III. wird auf einem Skarabäus ge 
nannt: „der Herr der Denkmäler im Tempel des Amon“ oder 
„dessen Obelisken im Amontempel Dauer haben“. Hier wird offen 
bar auf bestimmte Ereignisse angespielt, und die Worte können 
nur auf die Beendigung größerer Bauten oder auf die Errichtung 
oon Obelisken Bezug haben. Ein Skarabäus nennt den König „der 
Kadesch niederwirft“, und ist gemifj nach der Eroberung der 
wichtigen nordsyrischen festung Kadesch angefertigt und aus 
gegeben worden. Ein anderer trägt die Aufschrift: „Isis schenke 
ein gutes neues Jahr“, Unter Amenophis 111. (um 1400 u. Chr.) 
werden die geschichtlichen Ereignisse auf Skarabäen nicht nur in 
kurzen Worten, sondern in ausführlichem Text oerewigt. Solche 
groije Skarabäen aiird der König zur Erinnerung an seine 
freunde und Beamten ocrschenkt haben 
Von den fünf oerschiedenen Typen solcher Skarabäen, die 
bislang bekannt sind, befanden sich oier, zum Teil in mehreren 
Exemplaren, in den königlichen ITluseen. Um Stil und Inhalt zu 
oeranschaulichen, sei oon dem einen der ganze Text in der Über 
setzung oon Prof. Schäfer mitgefeilt: „Es lebe der Horus, der 
starke Stier, der durch Wahrheit glänzt, der Herr der beiden 
Diademe, der die Gesetze befestigt, der die beiden Cänder be 
ruhigt, der Goldhorus, graf] an Armkraft, der die Asiaten schlägt, 
der König oon Ober- und llnferägypten, der Herr der beiden 
Cänder Cleb-mat-re, der Sohn des Sonnengottes Amenophis, dem 
Ceben geschenkt sei, und die grofze Gemahlin des Königs Teje, 
sie lebe. Ihr Vater heifzf Jeje: „Sie ist die Gemahlin des starken 
Königs, dessen Südgrenze nach Kal (in Obernubien), dessen Ilord- 
grenze bei lleherin (llordostsyrien) reicht“. Ein anderer, jetzt er 
worbener Skarabäus berichtet, wie der König dieser Gemahlin im 
11. Jahre seiner Regierung einen groizen See angelegt hat: „Seine 
ITlajesfät befahl, einen See zu machen für die grol'ze Gemahlin des 
Königs, Teje, in ihrer Stadt Zerucha. Seine Cänge beträgt 1700 
Ellen, seine Breite 700 Ellen. Seine lllajestät feierte das fest der 
Sch'.eufjenöffnung am 16. des 5. ITlonats, wo Seine lllajestät auf 
ihm fuhr in seinem Königsschiff: die Sone glänzt.“ Kurz oorher, 
in seinem 10. Regierungsjahr, war dem König ein bedeutendes 
Geschenk (oder Tribut) aus Syrien zugegangen, worüber gleichfalls 
ein Skarabäus, dessen einziges Exemplar das llluseum besitzt, 
betitelt: „Kostbares, das Sr. lllajestät gebracht wurde, Kilugipa, 
die Tochter des fürsten oon lleherin, Sutarna und die ersten 
ihrer Haremsdamen, 517 frauen“. Von dieser Heirat ist auch in 
der in Teil Amarna wieder aufgefundenen keilschriftlichen Korre 
spondenz des ägyptischen Königs mit den asiatischen fürsten die 
Rede. Ein anderer Skarabäus nennt die Jagderfolge des Königs: 
„Summe der Cöwen, die Se. Dlajestät mit eigener Hand geschossen 
hat, oon seinem 1. bis zu seinem 10. Regierungsjahre: 102 Cöwen.“ 
Auf einen in der Sammlung noch nicht oertretenen Skarabäus 
berichtet der König aus seinem 2. Regierungsjahre über ein Jagd 
feld oon 170 Wildochsen. 
Auch in späterer Zeit wurden noch ab und zu ähnliche 
Skarabäen angefertigt, aber nie mehr in dem niafje, wie unter 
Amenophis III. Um so mehr Aufsehen erregte daher ein Skara 
bäus mit einer großen hieroglyphischen Inschrift, der oor einem 
Jahre im Kunsthandel auffauchte. Die Inschrift berichtete oon 
tlecho und der bekannten llmsegelung Amerikas, die uns sonst 
nur durch Herodot bekannt ist und mehrfach angezweifelt worden 
ist. Der Skarabäus, der berufen schien, diesen Streit zu ent 
scheiden, wurde aber alsbald als fälschung erkannt und oerhalf 
seinem Urheber zu einer empfindlichen Strafe. 
Antike Kleinkunst. 
Bronzen und Keramik. 
Die oierte (letzte) Abteilung des Kunstbesitzes eines bekannten : Utensilien des täglichen Gebrauches. Ihr Gepräge erhält sie durch 
norddeutschen Sammlers, die am 22. d. 111. in der Galerie Helbing die italischen Bronzen, doch sind auch skandinaoische, französische, 
in ITlünchen unter den Hammer gelangt, umfaßt oornehmlich Er- deutsche und schöne ungarische fundstücke oorhanden. 
Zeugnisse der antiken Kleinkunst und ist besonders ergiebig an l ln ihrer Gesamtheit gibt die Sammlung ein Bild der Ent-
	        
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