Zentralblatt für Sammler, Ciebhaber und Kunstfreunde.
2. Jahrgang.
Herausgeber: Norbert Ehrlich und J. Hans Prosl.
Wien, 15. April 1910.
Hummer 8.
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Österreich auf der Brüsseler medaillenausstellung.
Von Balduin Groller (Wien).
s wirken recht oiele frische und oerheifjungsoolle
Kräfte in unserer heimischen Bildnerei und es wäre
nur zu wünschen, dafj ihr ein freierer Spiel
raum der Betätigung eröffnet würde, als er ihr
nun schon seit geraumer Zeit zu Gebote steht.
ITlehr noch als die anderen Künste ist die Plastik auf ein
hohes ITläzenatentum und auf Beachtung und Förderung
oon seiten des Staates und der Stadt angewiesen. Daran
erfreuliche und hoffnungsreiche Blüte der Kleinplastik. Ins
besondere ist es die ITledaillen- und Plakettenkunst, die
nun in Wien einen Aufschwung genommen hat, oon dem
oor wenigen Jahren bei uns noch kaum zu träumen war.
Wenn das nur noch einige Jahre so fortgeht, so wird
Wien sich zu einem Zentrum für diese reizoolle Kleinkunst
entfalten, das oon keinem andern in der Welt wird sich
den Rang ablaufen lassen.
fig. I und 2. Prof. ITlarschall: 0'zherzog Rainer.
fehlt es noch immer ganz beträchtlich. Dazu kommt noch
der moderne Zug in unserer Architektur, die so Schät]ens-
wertes sie auch gelegentlich, nicht allzuhäufig, zutage
fördern mag, doch eine beklagenswert asketische Haltung
der Plastik als Hilfs- und Schwesterkunst gegenüber ein
nimmt. Da hat nun die nionumentalbildnerei einen
recht schweren Stand, aber wie jedes Übel auch seine
gute Seite hat, so zeigt sich als folge dieser den ganzen
Stand der Bildhauer bedrückenden Kalamitäten eine sehr
Run ist eine oortreffliche Gelegenheit geboten, damit
auch im Auslande Ehre aufzuheben. Im Rahmen der
Brüsseler Welfausteilung, die am 23. April 1, J. ihre
Pforten erschliefjf, wird auch eine „Internationale ITledaillen-
aussfellung“ zu sehen sein, die oon einem Künstlerkomitee,
bestehend aus Professor Rudolf marsch all und den
Plastikern Arnold Hartig, Hans Schaefer und Karl
Ularia Schmerdfner organisiert wurde.
Beteiligt sind u. a. folgende Künstler: Rudolf Cizek