kammcr" der Prager Burg nur ganz unbedeutende Reste der ehemaligen
Sammlungen gefunden werden konnten. Die schwedische Käänigin
(Ihristine, in deren lliinde ein großer Teil der Bilder gelangte, ver-
schenkte einzelne Stücke und war später gezwungen, viele Vun ihnen
im Jahre 1656 in Antwerpen zu verkaufen. Der Rest gelangte nach
ihrem Tode in den Besitz des Herzogs von Orleans und wurde von
dort nach einer Versteigerung im 19. Jahrhundert wieder über die
ganze Welt verstreut. Die Bilder, die sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts
auf der Prager Burg befanden, können deshalb heute verstreut in Wien,
München, Dresden und Stockholm, aber auch in London, (Iamlwrirlge,
Richmontl, New York, Leningrad und vielen anderen Stadten gefunden
werden, Im 17. Jahrhundert wuchs jedoch schnell die Zahl der neuen
Werke auf der Prager Burg und es entstand eine hervorragende (ialerie,
von deren Äusmal} und Qualität die alten (schon verötlentlichten) lnven-
rare aus den Jahren 1718 und 1737 ein beredtes Zeugnis ablegen. libenso
spricht von ihnen das kunsthistorisch bisher noch nicht ausgewertete
und tinverotlientlichte lnventar aus dem Jahre 1685, das im Archiv
der Prager Burg aufbewahrt ist. Der wichtigste Teil dieser neuen (ialcrie
entstand tingefiiltr in und nach der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
als viele hervorragende Werke aus den ehemaligen Sammlungen des
englischen Kiänigs Karl l., und Georgs, Herzogs von Buckingham,
erworben wurden. Bei der Versteigerung dieser Sammlungen kauften
Kaiser Ferdinand lll. und Erzherzog Leopold Wilhelm in den Jahren
1648 und 1649 in Antwerpen 54 Bilder hervorragender Qualität, die
n "h dem Tode Leopold Wilhelms vollkommen in kaiserlichen Besitz
übergingen. Der Archivar Woravek konnte im Jahre 1937 auf (Irund
von Studien alter lnventare feststellen, daß der größte Teil dieser
Ankäufe auf die Prager Burg gekommen war: 42 Bilder, die aus den
schon crx ihnten englischen Sammlungen erstanden wurden, konnten
nach den xkngabeiw des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Inventars
der Prager Burggalerie identifiziert werden. ln den späteren Jahr-
zehnten kamen noch weitere Werke hinzu. Führt das Inventar aus
dem Jahre 1685 S14 Bilder an, so sind in jenem von 1718 553 XYerke
verzeichnet und in dem noch späteren aus dem Jahre 1737 schon 576
Bilder und Kunstgegenstände beschrieben. Darunter gab es zahlreiche
Bilder der groBten Meister der XYelt: es handelte sich ohne Zweifel
um eine der bedeutendsten Sammlungen Hurop;
ln) gleichen Älaß, wie Prag seine Stellung im politischen Leben Östen
reichs einbiißte und sich gleichzeitig der Wiener Zentralismus festigte,