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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 9
Dichtern, zuweilen auch Stellen aus den Werken griechischer
Philosophen und Dichter. Selten dürfte man jet^t unter
der studierenden Jugend solche Belesenheit der klassischen
Citeratur treffen, wie sie damals den Studierenden eigen
war. IJeben diesen lateinischen Sentenzen erscheinen oft
die Studierenden zu den Cehrern in oiel näheren Beziehungen
standen, als dies heutzutage der fall zu sein pflegt, wurde
es für eine Pflicht der Pietät gehalten, das Stammbuch
dem befreundeten Hehrer zur Binzeichnung oorzulegen, Jn
dem Stammbuche eines Altdorfer Studenten aus den achtziger
fig. 8. Aquarell aus einem Stammbuch.
genug auch Bibelnerse, seltener sonstige deutsche Sprüche. | Jahren des 16. Jahrhunderts fanden wir auch ein aus
Die oereinzelt oorkommendcn deutschen Schwänke und anderem Stammbuch entnommenes Blatt Phil. ITlelanch-
Scherze sind die interessantesten Partien und bilden, da thons (ohne Jahrzahl) des Inhalls:
sie Zeit und Richtung getreu abspiegeln, wahre Oasen in Nosse Deum. et. pie posse moii, sapienti summa est.
?ig. 9. Aquarell aus einem Stammbuch.
der großen Wüste allgemeiner oder triuialer lateinischer j ebenso eine freilich ganz oergilbteJ-und unleserliche
Sentenzen und freundschaftssprüche. 1 Riederschrift Cuthers eingeklebt.
Zwischen diesen erinnerungsblättern non Unioersitäts- einen besonderen schönen Schmuck erhielten die
freunden finden sich zahlreiche, meist lateinische ein- Stammbücher dieser Periode durch die überaus zahlreichen
Zeichnungen non Unwersitätslehrern, norzugsweise all- Wappen, die in seltener farbenpracht und großenteils mit
gemeine moralische Regeln und Sentenzen, Da damals j reicher Goldoerzierung teils eingemalt, teils eingeklebt sind,