MAK
Hummer 2 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 21 
in dem das Grau des rohen Kartons fabelhaft roirksam 
in die Komposition der färben hineinspielt), — erst das 
ITlappenroerk Cautrecs erschließt die Übersicht über das 
rastlose Schaffen dieses Genies, das elend im 40. Cebens- 
jahre zu Grunde ging und zeitlebens nach einem im kind 
lichen fllter erlittenen Unglücksfall zum Krüppel oerdammt 
mar. Der Aristokrat pur sang, heroorgegangen aus den 
Gesellschaftskreisen des faubourg St. Germain, beroegt sich 
am liebsten in den Cokalen des ITlontmartre, steigt oft 
und gerne in dunkelsten Dirnenquartieren ab, logiert studien 
halber einmal oier Wochen in einem solchen Hause und 
endigt als Säufer. Die Umgebung, in der er sich beroegt, 
bringt ihn im innersten oornehmen Kern seiner Ratur doch 
nicht herunter, er bleibt Künstler bis in die fingerspißen. In 
allen Darstellungen - gleichuiel ob es sich um trostlose 
Bordellszenen handelt empfinden mir die geniale In 
spiration des Künstlers, der uns nicht das Gemeine, 
sondern das menschliche Darstellen roill. Ihm ist der oer- 
söhnende Humor des Alloerstehers eigen, dem — zu dem 
Y :— 
! Vera d ei ine atio MonaÜesii D. La.uren.tii sub Miclm’V 
Ord: Er«miL:S Auguslint.yuomodo llluci. Anno M.DG.Xl. 
die XVII Feb: hora XII.una cum Ecclesia, ubi etiam in 
mortuorum cineres.e.tossa crudeiiter soeuitum esbimpid- 
'Foe.x kornmura deuaSbu.it, 
fiej. 4. Hfl. Sadeler. 
Plünderung des Augustiner-Klosters St. Cciurenz bei JTlelnih 
Zu Artikel: Hustriaca und Viennensia, 
inneren Reichtum seiner eigenen Begabung die Gesell 
schaft den Stoff liefert zu der Gestaltung einer comedie 
humaine. Cautrec beherrscht die Technik des Zeichners roie 
kein anderer, er erfüllt dabei die forderung, die einmal 
ITlax Ciebermann aufgestellt hat: „Zeichnen heifjt roeg- 
lassen.“ Aus der fülle der Typen, die er geschaffen, er 
schliefjt er uns — Paris. Paris heifjt die forme] für das 
Cebensroerk des Künstlers. Paris ist die Bedingung, aus 
der heraus er schaffen konnte. 
führt uns Cautrec in das Paris oon heute, so zeigt 
uns Konstantin Guys die pariserische Kultur im Kostüme 
derZeit uor der Republik (1850 1870), die Hapoleon’sche 
Epoche, roo die kaiserliche Geste herrscht, die sich der 
Krinolinentracht anpafjt. Das sichere Empfinden für Tan- 
oaleurs, die Vornehmheit des Wurfes, und die meisterliche 
Zeichnung haben in unserer Zeit Guys neue Anhänger 
zugeführt. ITleier-Gräfe hat ihm das erste Kapitel seiner 
„Impressionisten“ gewidmet. Schon früher nannte ihn 
Baudelaire den „peintre do ia vic moderne.“ (Aufsatz in 
l’art Romantique). Da heifjt es treffend: 
„Guys fixiert die grofje Geste und feier 
liche Haltung, nichtsdestoweniger besitjt 
er den Sinn für das Groteske in der 
ITlenschenatur. Oft ist er bizarr, heftig 
und exfraoagant ■ immer poetisch.“ Von 
ihm, dem Vorgänger Cautrecs, besitzt 
Heymel die gräfjte Sammlung Don Zeich 
nungen in Deutschland. 
Van Gogh bedeutet selbst nach 
Cautrec die Temperamentssteigerung, die 
geroaltig ins Explosioe mündet. In der 
Untersträmung erkennt man oiel bittere 
Cebenserfahrung. Der Germane in ihm 
schürft tiefer. Krankheitssymptome Der 
be egen sich in seinen genialsten Kunst 
offenbarungen. Von ganz gewaltigem 
Eindruck ist der „Irrenhausroächter“ bei 
Heymel. Der sitzende fTlann, der sich 
beide fäuste in die Augen prefjt, um das 
Elend in seiner Umgebung nicht zu sehen. 
Ein Dokument, das die Tagebuchblätter 
Don Goghs ergänzen hilft. 
Einen Erfolg für den ITlünchner 
Walter Piittner bedeutet die Tatsache, dafj 
er die Rachbarschaft oan Goghs und 
Cautrecs nerträgt. fünf seiner Werke hängen 
in einer Reihe, darunter das „Porträt des 
Vaters“, die „Puppenstube“, und der am 
Kopfe uerbundene „Arbeiter in der De 
stille“. Püttners herbe farbigkeit und die 
malerische Kraft in seinen Arbeiten sind 
gediegenerer Art als die der anderen 
Schollekünstler. Er strebt langsam und 
sicher oorroärts. 
Was man sonst noch alles bei Heymel 
zu sehen kriegt? Einen rounderoollen 
Renoir, zroei Werke des Hans non ITlare'es, 
darunter das bekannte Selbstporträt in 
der schwarzen ITlalerkutte, und die Rosita 
Alaun uon CRanet, die kürzlich in der 
nianetaussellung bei Tannhauser bekannt 
und gerühmt wurde. Der „Cautenspieler“ 
doii Daumier charakterisiert ebenso roohl 
den Zeichner roie den ITlaler, der den 
Pinsel zu Peitschenhieben antreibt, Köst 
lich ist die „femme ä la crinoline“ non 
ITlanet. Im kleinen Arbeitszimmer Heymeis 
thront sie in der Rütte üieler Köstlich 
keiten. Da findeüman Dinge, die heute 
bereits einen historischen Reiz besitzen.
	        
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