MAK
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nummer 3 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Umfang an, so wurde das material in llnterschlagworfe gegliedert. 
Enthielt ein Buchtitel mehrere Begriffe, die eine Berücksichtigung 
erforderten, z. B. „Über ITlusik und bildende Kunst“ oder „Goethes 
Beziehungen zu Zürich“, so wurde er unter jeden eingereiht. 
Doppelte oder auch mehrfache Einschaltung wurde in solchen fällen 
als unerläßlich erachtet. Dafür trachtete man, den Katalog in 
anderer Weise zu entlasten, lleuauflagen oder fleuausgaben zum 
Beispiel fanden nur indirekt Berücksichtigung. 
Um bei der ganzen Anlage möglichst feste ITlaßstäbe zu 
gewinnen und den Katalog bei der spätem Fortführung nicht dem 
subjektiDen Ermessen der jeweilen damit betrauten Persönlichkeiten 
auszuliefern, wandelte der Bearbeiter, so oft er auf Grund sorg 
fältig zusammengestellten niaterials grundsätzliche Entscheidungen 
zu treffen hatte, diese in feste Regeln um. Daraus entstand im 
Verlaufe eine Anleitung, die, uerbunden mit einer Reihe allgemeiner 
Befrachtungen, im Drucke erschien. 
Soll ein Schlagwortkatalog seinen Zweck erfüllen, so bedarf 
er, sobald es sich um andere als nur ganz kleine Bücherbestände 
handelt, der Ergänzung durch eine systematische Übersicht und 
Zusammenstellung der uermendeten Schlagwarfe. Er meist damit 
ein Bedürfnis auf, das in entsprechender Abänderung und in 
größeren Verhältnissen auch dem fach- oder systematischen Katalog 
eigen ist. Beweis hiefür ist Deutschland, dessen Bibliotheken mit 
wenigen Ausnahmen oon jeher der leßtern Katalog-Art gehuldigt 
haben und wo sich in den leßten Zeiten manchenorts als nötig 
erwiesen hat, dem fachkatalog ein Register in Schlagwortform 
an die Seite zu stellen. Ihrer systematischen Übersicht der 
uermendeten Schlagworte legte die Stadtbibliothek das sogenannte 
Dezimalsystem zugrunde. Dieses aus Amerika stammende 
bibliographische System teilt die’ganze Citerafur in zehn Klassen, 
jede Klasse in zehn Abteilungen, jede Abteilung in zehn Unterab 
teilungen usw. Zur Bezeichnung seiner Glieder benußt es die 
Ziffern 0—9, indem es aus ihnen ein- oder mehrstellige Zahlen 
bildet, oon denen die einstelligen für die Klassen, die zweistelligen 
für die Abteilungen, die dreistelligen für die Unterabteilungen usw, 
oermendet werden. Dank dieser Einrichtung uermag es die Glieder 
irgend einer Stufe so knapp zu bezeichnen wie kein anderes bib 
liographisches System. Darin liegt, troß gewissen Einseitigkeiten, 
seine praktische Bedeutung, flach diesem Dezimalsystem sind in 
der systematischen Übersicht alle im Katalog uermendeten Schlag 
worte zu Gruppen zusammengestellt, die dem Benutzer Aufschluß 
darüber erteilen, unter welchen uerschiedenen Schlagworfen er 
euentuell das Titelmaterial zu suchen hat, dessen er habhaft zu 
werden wünscht*. 
So oerschieden die beiden Kataloge in ihrer Anlage sind, ein 
Umstand hat für beide die Herstellung ungemein erleichtert und 
beschleunigt: der Umstand, daß die Titel sowohl der alten Be 
stände als des neuen Zuwachses in gedruckten Verzeichnissen 
oorliegen. Es ist nicht zu uerkennen, daß der Druck dieses Zu 
wachses, wie er für die Zürcherischen Bibliotheken in den „Zu- 
wachsuerzeichnissen der Bibliotheken in Zürich“ erfolgt, einen nicht 
unerheblichen Aufwand erfordert. Aber zurzeit bietet er die ein 
zige Gewähr für die jederzeitige gesicherte llachführung sowohl 
der Kataloge der einzelnen Bibliotheken als auch des gemeinsamen 
Zürcherischen Zentralkataloges Seine Bedeutung wird erst recht 
zunehmen, wenn der projektierte schweizerische Gesamtkatalog 
ins Heben tritt; denn dessen Anlage und fortführung hängt noch 
in oiel höherem lllaße als die der Bibliothekkataloge der ein 
zelnen Städte uon dem Vorhandensein gedruckter Titelausschnitte ab. 
* nähere Rufschlüsse erteilen die beiden Publikationen: 1 Willi, n. Wyl], 
Über den Schldflcuartkatalog, mit Regeln für die Stadtbibliothek Zürich 'Sammlung 
bibliothek-wissenschaftlicher Rrbeifen, herausgegeben uon K Häbler, Heft 25), 
Ceipzig, Haupt, 1909; 2. Rlphabetisches Schlagmortuerzeichnis mit Schema der 
systematischen Übei sicht zum Schlagwort-Kafalog der Stadtbibliothek Zürich. 
Selbstoerlag (1909). 
Chronik. 
Flutographen. 
(Eine Autographenuersteigerung in Ceipzig.) Kost 
bare Autographen werden anfangs ITlai bei derfirma C. G. Boerner 
in Ceipzig oersteigert werden. Es kommt aus altem Ceipziger 
Besiß eine Autographen-Sammlung zum Verkauf, die an Reichtum 
und Wert oielleichf die bedeutendste ist, die noch existiert, und sich 
nur mit der oor fahren oersteigerten berühmten Sammlung Alexander 
ffleyer-Cohns uergleichen läßt. Wie uns Herr C. 0. Boerner mit- 
teilf, umfaßt diese Sammlung nicht weniger als 14.000 Stücke, 
darunter kostbare Briefe und ITlanuskripte fast aller bedeutenden 
Iflänner Deutschlands oon Cuther bis Bismarck. Der Katalog, der 
nur eine Auslese dieser Schäße enthält und Ende ITlärz erscheint, 
wird über diese Kostbarkeiten ausführlich orientieren. Einiges sei 
schon jeßt heroorgehoben, so einer der berühmtesten Briefe Cuthers, 
den er 1621 direkt nach dem Wormser Reichstag an Kaiser Karl V, 
richtete, und in dem er auf drei engbeschriebenen Solioseiten die 
Ereignisse des Reichstags bespricht und ein kühnes Glaubens 
bekenntnis ablegt. Wir nennen ferner das Originalmanuskript 
Schillers zu „Hero und Ceander“, eine umfängliche Korrespondenz 
Friedrich fließsches, etwa 60 Stück umfassend, einen berühmten 
Brief Cessings, der in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ 
ausführlich besprochen wird, da er literarisch oon höchstem Inter 
esse ist. Bekanntlich gehören Briefe Cessings zu den größten 
Seltenheiten auf dem Autographen-lTlarkte. Drei eigenhändige 
Briefe Caloins, umfängliche Briefe oon Karl V., Erasmus oon 
Rotterdam, Zwingli, Hutten, ein Jugendbrief Friedrichs des 
Großen an seinen Vater, ein sechsseitiger Brief Wallensfeins an 
den Kaiser, prachtoolle Briefe und ITlanuskripte Beethooens, 
ITlazarts, Schuberts, Haydns, ganze Serien eigenhändiger 
Stücke Goethes und Schillers. Aus der Reformationszeit sind 
5—600 Stücke oorhanden, die Abteilung des dreißigjährigen Krieges 
zählt 2 -3000 Aufographen. 
Bibliophilie. 
(Die Auktion der Kainz-Bibliothek.) Aus Berlin 
wird uns geschrieben: Das Ergebnis der Kainz-Auktion konnte 
niemanden überraschen, der wußte, welche Verehrung Kainz beim 
Berliner Publikum genoß. Hielten sich auch Bibliophile uon der 
Auktion ziemlich ferne, so fanden sich umso mehr Verehrer und 
Verehrerinnen des Künstlers ein, die sich schon was kosten ließen, 
um ein Andenken oon ihrem Ciebling zu erstehen Das Hauptstück 
der Sammlung, die oierte Folio-Ausgabe uon Shakespeare aus 
dem fahre 1685, erreichte 1210 ITtk.; den zweithöchsten Preis, 
705 !Tlk., erzielte ein Widmungsexemplar oon Hauptmanns „Elga“. 
nicht uninteressant ist, daß man dem jüngsten Grillparzerpreis 
träger Karl Schönherr für ein broschierles Exemplar seiner „Erde“ 
140 lTlk. zusprach, während für zwei Erstausgaben der „Braut 
oon ITlessina“ oon 1803 bloß 51 und 55 111k. gezahlt wurden. 
Eine schöne nioliere-Ausgabe (1882—96) kam auf 380 111k., eine 
Prachtausgabe oon ITlusäus' „Volksmärchen“ auf 1)0 nik. Von 
den Kainzschen Rolle nheften, die Eintragungen des Künstlers 
enthalten, brachte die „Jüdin oon Toledo“ 310 111k., „Die Ahnfrau“, 
„Troilus und Cressida“, „ITtaß für Alaß“ und „Arria und lllessalina“ 
zusammen 120 Ulk. Der höchste Preis, der erzielt wurde, fiel 
Wolffs „Poetischem Hausschaß des deutschen Volkes“ (12. Auflage, 
Ceipzig 1849) zu. Das Buch, dessen Vorsaßpapier mit einer eigen-
	        
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