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Internationale Sam in I er-Zeitung.
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hundert o. Chr. stammten, darunter solche aus Korinth und Attika
mit teils rotem, teils schwarzem Figurenschmuck. Flach früheren
Prüfungen sollte das lllanganoxyd den Hauptbestandteil des
schwarzen Email ouf diesen Gegenständen bilden, aber Franchef
hat nachgewiesen, daß eine Verbindung oon Visen mit Sauerstoff
den Grundstoff dafür dargeboten hat. Außerdem ist es auch wahr
scheinlich geworden, dafj die Griechen dazu die Schmelzung oon
magneteisen benutzten. Dies Verfahren kam ursprünglich wohl
aus Ägypten und oerbreitet sich dann über Griechenland nach
Italien und sogar nach Gallien. Ulangan ist nur in geringer menge
und oielleicht zufällig oorhanden. Die Schmelzung muß mit Kiesel
und alkalischen Salzen bewirkt worden sein.
ffluseen.
(Das Bluse um der Skoda-Werke.) Aus Pilsen
schreibt man uns: Von aufjerordentlichem Interesse ist das 111 u-
seum der Skoda-Werke, welches sich unweit des Schießplaßes
befindet. 6s zeigt insbesondere die merkwürdige Entwicklungs
geschichte des Rohrrücklaufsystems bei den Feidgeschiißen. Schon
im Jahre 1895 befanden sich die Skodawerke auf dem richtigen
Wege, indem sie ein Feldgeschtißmodell mit Rohrrücklauf konstru
ierten. Damals wurde jedoch oon Krupp in oehementester Weise
gegen dieses System Stimmung gemacht, so dafj sich die Skoda
werke angesichts der ablehnenden Haltung der Heeresoermaltungen
gezwungen sahen, zu Versuchen in anderer Richtung zu greifen.
Dann kam der Patentstreit zwischen Krupp und Erhärt, bei welchem
die Skodawerke Zeugnis dafür ablegten, dafj Ehrhart kein Priori
tätsanspruch auf die Erfindung des Rohrrücklaufes zustche, sondern
dafj sie selbst bereits im Jahre 1895 derartige Konstruktionen aus
geführt hätten. Indes hatte sich die Erkenntnis oon der Richtig
keit des Rohrrücklauf-Prinzips bereits Bahn gebrochen, und die
Skodawerke konnten im Jahre 1901 wieder auf diesen, oon ihnen
schon sechs Jahre früher eingeschlagenen Weg zurückkehren. Ilun-
mehr gediehen die einschlägigen Ärbeiten bis zu der erfolgreichen
Herstellung des für die österreichische Feldartillerie akzeptierten
ßeschütjtypus. fluch sonst bietet das ITluseum allerlei Bemerkens
wertes, z. B. ein lllodell jener Kanone, die Don den Buren bei
Ausbruch des Burenkrieges aus einer Johannesburger Agentur der
Skodawerke ohne Bezahlung weggeführt und später oon den Eng
ländern e beutet worden war. Die Buren hatten natürlich das
Verschlufjstück des Geschüljes entfernt und die Engländer bestellten
ein solches nach. Die Skodawerke aber oerzichteten auf das
glänzende Geschäft, ein nicht bezahltes Geschiitj mit einem Ver
schlufjstück auszustatten.
(£ r r i ch t u n g eines Eandwehr-111 u s e u in s in Wien.)
Das österreichische lllinisterium für Eandesoerteidigung beabsichtigt
die Errichtung einer Sammlung aller die Bekleidung, Ausrüstung
und Bewaffnung der Eandwehr seit ihrer Aufstellung 1868 be
treffenden Gegenstände und hat alle Kommandanten und Truppen,
dann alle Offiziere der fandmehr aufgzfordert, olle oorhandenen
Originalmonturstücke und sonstige flusrüstungsgegensfände, Waffen,
Adjustierungsbilder u. dgl. dem angeführten Zwecke zu widmen.
Diese als Abteilung des k. u. k. Heeresmuseums im Artilleriearse
nal in Wien gedachte Sammlung wird ein interessantes Bild der
kraffoollen Enfwiklung der österreichischen Tandwchr aus kleinen
Jtlilizkaders zu einer Feldtruppe ersten Ranges und eine wertoolle
Ergänzung der gleichfalls oom lllinisterium für Candesoerteidigung
geplanten Herausgabe einer „Illustrierten Geschichte der k. k. Eand-
mehr“ bilden.
(Die Sammlung Hautwald.) Aus lllagdeburg wird
uns gemeldet: Der in Berlin oerstorbene lllagdeburger Grofj-
industrielle Albert Hautwald hat seine wertoolle Kunstsammlung
im Werte oon über 150.000 Ulk., dazu ein Kapital oon 50.000 Ulk,
unserem Kaiser-Friedrich-JTluseum oermacht.
(Die Kunsthalle in Hamburg.) Professor Eichtwark
erwarb für die Kunsthalle in Hamburg lllax Ciebermanns Ge
mälde „Der zwölfjährige Christus im Tempel“ für 60.000 mark.
Das Bild war oor wenigen Wochen oon dem Kunsthändler Schulte
oon den Erben Friß oon 11 lides für 40.000 ATark angekauft worden.
(Ein deutsches Freilicht-llluseum), das erste in Deutsch
land, wird in nächster Zeit, nach dem Illuster des schwedischen
Freilichtmuseums in Skansen bei Stockholm, in Königsberg i. Pr.
eröffnet werden Das ITluseum ist dem Tiergarten angegliedert
und enthält charakteristische Häuser oerschiedener deutscher Volks
stämme, z. B. ein masurisches Bauernhaus, ein litauisches Bauern
gehöft, eine alte Fliehburg mit Erdwall, eine Grabanlage. Eine !
Kirche mit Friedhof soll später noch errichtet werden, sowie oer-
schiedene bauliche Anlagen, die in Ostpreußen mehr und mehr
oerschwinden. fluch in Berlin war oor Jahren ein solches lllu-
seum geplant, das auch typische Schweizerhäuser enthalten sollte;
das Projekt ist aber bis jeßt nicht zustande gekommen, wahr
scheinlich wegen der hohen Bodenpreise.
(Dem Reichsmuseum in Amsterdam) hat ein in Condon
lebender Holländer, namens Drucker, eine Sammlung oon Ge
mälden des berühmten holländischen lllalers Jozef Israels oer-
machf. Es sind 17 Werke aus des Künstlers bester Zeit.
(musealdiebstahl in Chemnilj.) Aus einem Saale des
fllterfumsmuseums in Chemnilj wurden ein Hirschfänger mit
Stahlklinge, auf der eine Saujagd und die Jahreszahl „1600“ zu
sehen ist, eine Radierung oon Corot — Candschaft mit Baum
gruppe und Tieren, bunte Ansichten des Schlosses flugustusburg
und der Ebersdorfer Kirche, eine den Chemnitjer Kohlenbergbau
darstellende Wandkarte und eine Zinnkanne aus dem Jahre 1785
gestohlen.
(Vom Schweizer Eandesmuseum.) Wir lesen in der
„IT. Zürch. Ztg.“: Schon die beiden ersten ATonate des Jahres 1911
brachten dem Eandesmuseum als Beweis der Sympathien, deren
es sich in weitesten Kreisen erfreut, einige höchst wertoolle Ge
schenke, bezw. die zur Erwerbung der Altertümer notwendigen
Geldbeträge. Das Haupfstifck ist eine IlTadonna mit Chrisfus-
kind in Zweidrittel-Eebensgröfje aus der Innerschweiz. Sie dürfte
zu den interessantesten Holzskulpturen gehören, die nicht nur
in unserem Eande, sondern überhaupt aus der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts erhalten blieben, weniger wegen der Formschön
heit der Köpfe, in denen ein freundlicher Gesichtsausdruck noch
durch ein steifes Eächeln, wie es frühmittelalterlichen Werken eigen
ist, zur Darstellung gebracht wird, als uielmehr wegen der noch
oorzüglich erhaltenen alten Bemalung, die sich allerdings nur mit
oiel Blühe und Sorgfalt nach Entfernung zweier späterer Anstriche
wieder oöllig abdecken licfj. Wie oiel mehr Aufmerksamkeit man
zu jener Zeit der technischen Behandlung der Bemalung schenkte,
als am Ende des llTittelalters, ergibt sich am deutlichsten aus
einem Vergleich dieses Bildwerkes mit den Schnitjereien, die .zu
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts als lllassenartikel
in zahlreichen deutschen Werkstätten hergestetlt wurden. Höher
als Kunstwerk steht die eine noch etwas ältere aber kleinere IlTa-
donna aus der Umgebung des Klosters Engelberg. Der edle Ge
sichtsausdruck und die mit feinstem Formgefühl behandelte
Gewandung reihen diese Holzstatue, deren Bemalung im Eaufe der
Jahrhunderte allerdings etwas gelitten hat, unter die Kunstwerke
ein, deren Schöpfer nur dann in der Jnnerschweiz gesucht werden
dürfen, wenn sie der Weg oon einer Kunststätte zur andern dort
oorübergehend rasten ließ. Denn wie primitio die bodenständige
Kunst zu jenei Zeit in unseren Bergen noch war, lehren die wenigen
erhaltenen derben Arbeiten, mit nicht geringer Virtuosität ist eine
dritte Holzstafuette behandelt, deren Entstehungszeif an den Anfang
ees 15. Jahrhunderts gesoßt werden dürfte. Sie stellt den hl. St.
ITlartin zu Pferd dar. Der Umstand, daß dieses Schnißwerk oon
heroorragender Anmut jahrhundertelang an einem Schopf im
Entlebuch Wind und Wetter ausgeseßt war, oermochte nicht, es der
Vorzüge zu berauben, welche echte Kunst selbst in fragmentarischem
Zustande weit über die gewöhnliche Werkstattproduktion erheben.
Ein wertoolles Dokument für die Entwicklung des Holzschnittes
bildet schließlich ein bunt bemalter Holztafeldruck aus dem
Jahre 1499. Über dem oon zwei knieenden Engeln gehaltenen
Wappen des kunstsinnigen Konstanzer Bischofs Hugo oon Hohen-
landenberg steht die IlTadonna zwischen den beiden Schußheiligen
des Bistums, St. Konrad und St. Pelagius, die oon anmutigem
Blattwerk umrahmt werden, wie auf den Glasgemäiden damaliger
Zeit. Das Blatt im stattlichen Format oon 55X20,5 Zentimeter ist
oorzüglich erhalten und bis jeßt ein Unikum. Es wurde in der
Ostschweiz auf der Innenseite des Einbandes einer Inkunabel oon
einem kunstoerständigen Klosfergeistlichen entdeckt und troß
höheren Angeboten aus dem Auslände um eine immerhin beträcht
liche Summe einem Gönner des Eandesmuseum zu dessen Händen
i abgetreten.