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Internationale Sammler-Zeitung.
nummer 12
mein erschwert roird, dafj der Verkäufer sich der betrüge
rischen Veränderung an den Altertümern bemüht mar. _
Cs mul] leider bemerkt roerden, da^ eben das Ge
nüssen des internationalen flntiquitäfenhandels ein unglaub
lich roeites in dieser Beziehung ist. Cs fällt manchmal
dach scheuer, bei solchen Wiederherstellungen und Über
arbeitungen an dem guten Glauben der betreffenden Händler
festzuhalten, roenn man erfährt, dal3 sie die uon ihnen
zum Verkauf gelangenden Altertümer aus den Ateliers ge
kauft haben, in denen sie sonst ihre Reparaturen noll-
ziehen lassen. Cs ist dringend zu cuünschen, dafj die öffent
lichen, ruie prioafen Sammlungen durch Eingreifen der
Rechtspflege auch in diesem falle der Antiquitätenfälschung
durch betrügerische Umroandlung besser toie bisher geschüfjt
roerden, und es ist zu hoffen, dalj es bald gelingen möge,
die biester solcher fälschungen, auf roelchem Gebiete es
auch sei, und an roelchem Orte es auch sei, so aufzudecken,
daj3 auch die Gerichte die Überzeugung oon den massen
haften Betrugsfällen dieser Art bekommen und das roach-
sende Beroeismaterial eine genaue Kontrolle aller ein
schlägigen fälscherkreise ermöglicht.
Der Ing. Dr. Rudolf Krulla propagiert in einer Broschüre,
die eben im Selbsfuerlag erschienen ist, die Errichtung uon Er-
kenntnis-TAuseen.
„Wer die uerschiedenen ITluseen unserer Kulfurstaaten durch
wandert“, betont der Verfasser einleitend, „roird bald die unlieb
same Entdeckung machen, dab eigentlich kein einziges non ihnen
uns oollauf befriedigt, nicht allein die uerschiedentliche Einseitig
keit des Gebotenen ist es, die uns uerstimmt, sondern der meist
zutage tretende ITlangel eines deutlich erkennbaren Zweckes, dem
die ganzen Sammlungen gewidmet sind, der ITlangel einer zweck
dienlichen Anordnung. Ein großer Teil der in den letzten Dezennien
entstandenen ITluseen hat es sich nun zur Hauptaufgabe gestellt,
lediglich lehrreich zu wirken. Es wurden massenhaft Spezial
sammlungen errichtet, die allein ein bestimmtes Gewerbe zu fördern
haften, Handwirtschafts- und Industriemuseen aller Art, lAuseen
für Hygiene und Pädagogik, oielfach uon priuaten Vereinen ins
Heben gerufen; die rein naturwissenschaftlichen Sammlungen aber
wurden, soweit dies der Raum zulieh, nach irgend welchen neueren
Einteilungsprinzipien aufgestellt. Dann entstand eine Gruppe uon
lAuseen, die es sich zur Aufgabe stellte, den Weg wissenschaft
licher forschung darzustellen; andere wieder huldigten der rein
biologischen Richtung in naturwissenschaftlichen Gruppen. So ent
standen die palastartigen lAuseen der lebten Zeit; und jede gröbere
Stadt war bestrebt, ein solches in ihrem Bannkreise zu besten.
So grob auch die Zahl der Besucher derselben sein mag, wage
ich dennoch zu behaupten, dab alle bisherigen Bemühungen, ideale
lAuseen zu schaffen, in ihrem Hauptzwecke fehlschlugen und
fehlschlagen muhten, weil ihnen sozusagen das erkenntnistheore
tische Rückgrat fehlte; und das fehlt ihnen allen, wouon ich mich
auf einer Reise durch Europa, Amerika und Asien überzeugen
konnte. Dieses erkenntnistheoretische Prinzip ist es nun, dem ich
zum Heben oerhelfen möchte.“
Wie er das zuwege bringen will, führt Dr. Krulla in inter
essanter Weise aus. Wir hoffen, der guten Suche, für die er ein-
tritt, zu dienen, roenn wir den Anschauungen des Dr. Krulla Raum
geben, ln dem Kapitel „Das Erkenntnis-lAuseum“ spricht er sich
über sein Projekt, wie folgt, aus:
ln oielen Instituten wird gleichzeitig an demselben Probleme
gearbeitet, ohne dab der eine Forscher uon den Bemühungen oder
Erfolgen des anderen Kenntnis hat. Es sind dies nicht immer
Probleme, zu denen wirklich so uiele Köpfe nötig wären; es roird
dte Arbeit bläh mehrfach gemacht. Und roieoiel menschliche Geistes
energie roird da oergeudet, roieoiel weiter wäre die JAenschheit in
ihrer Erkenntnis, roenn sich die geistigen Errungenschaften besser
übermitteln lieben! Viele der allergröbten Fortschritte oerdankt oft
eine Wissenschaft einer anderen (Biologie-Ehemie z. B.), und doch
entfernen sich oiele Wissenschaften infolge der fortschreitenden
Spezialisierung immer mehr oon den übrigen und ihre Errungen
schaften und Probleme roerden mehr und mehr als interne Ange
legenheiten betrachtet, Doch da leuchtet ein Verständigungsmittel,
das geeignet scheint, jene erwünschte Übersichtlichkeit und gleich
zeitige Feinheit der Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse aller
Gebiete nicht nur dem geübten forscher, sondern auch dem wissens
durstigen Caien oarzuftihren: die lAuseen mit ihren Sammlungen
und Bibliotheken.
Varausgesebt, dab ihre Einteilung richtig ist, und auf die
kommt es tausendmal mehr an als auf ihren Geldwert, mübte so
ein lAuseum mit logisch angegliederter Bibliothek doch alles bieten,
was wir oerlangen. Also wie sind die heutigen lAuseen durch
schnittlich eingeteilt? links Kunst, rechts lTatur; diese zerfällt in
Steine, Pflanzen und Tiere. Hiermit ist meist alles Wissenswerte
erledigt. Wer etwas über Astronomie zu erfahren wünscht, der
gehe auf eine Sternwarte und frage dort an oder kaufe sich ein
Buch. Chemie und Physik sind gar nicht oder nur durch alche-
mistische oder pädagogische Objekte uertreten, die geologischen
Sammlungen sind nach den wenigen Hauptperioden geschieden und
der Geist der Geologie, roie er in Tektonik und Paläogeographie
gipfelt, ist gar nicht oder blalj durch wenige Bilder dargestellt. Die
Paläontologie aber ist ohne Berücksichtigung der sachlich mit ihr
untrennbar oerknüpften Paläogeographie untergebracht. Wir eilen
rasch durch die übrigen Säle, um uns die Kulturgeschichte des
lAenschen anzusehen. Ein Kasten mit der Aufschrift „Japan“
leuchtet uns entgegen, ln ihm eine alte Schildplattrüstung, Seiden
gewebe und alte Pfeile, niemand meib, aus welchem Jahrhundert,
geschweige denn Kulturepoche. Und hätte Japan sich nicht in den
lebten Jahren mit seinem Kriege dem groben Publikum oorgestellt,
oon hundert Besuchern würden neunundneunzig glauben, dalj diese
Waffen dort noch heute in Brauch sind. Dab ein gedruckter Katalog
eoentuelle Aufschlüsse bringt, ist wertlos. Erstens kaufen sich die
wenigsten Besucher Kataloge, znieitens kann derselbe nicht bei jeder
Umstellung neu gedruckt werden.
Die Sammlung wird der Sklaoe des Katalogs. Auch die in
den lebten Jahren entstandenen lAuseen leiden oielfach unter dem
lAangel logischer Einteilung. Unter dem Titel der Hehrhaftigkeit
wird manches Übel angerichtet. Hauptsächlich sind es die Spezial
sammlungen, die den lAuseen zum Verderben roerden. ln einem
der neuesten palastartigen lAuseen Honda ns z. B. sind fast nur
Spezialsammlungen untergebracht. Ein Saal chinesischer Keramik,
dort eine Sammlung oon Kopfbedeckungen, dort Kleidersammlungen
oder Zimmereinrichtungen. Das Gebotene im Detail ist einzig schön.
Und doch hat alles zusammen höchstens für einen Spezialsammler,
einen Töpfer, Hutmacher oder Schneider Interesse; ein Kulturbild
erweckt dergleichen nicht. Ein Habyrinth oon Stiegen und Türen
zeigt überdies, dab e >ne systematische Einteilung gar nie beabsichtigt
war. Die riesenhaften amerikanischen lAuseen aber leiden nach
mehr unter dem Drange, höchst Praktisches oder Sensationelles zu
bringen. Die gröbfen Versteinerungen und Skelette roerden ange
kauft, lebenswahre Indianer- und Tiergruppen zusammengestellt etc.
Verläbt der Durchschnittsbesucher dann so ein lAuseum, freut er
sich förmlich, all diesen Raritäten wieder entronnen zu sein und