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Hummer 15
Internationale Sammler-Zeitung.
auch Kinne konnte um die Hüfte des 18. Jahrhunderts nur 8551
uerschiedene Pflanzenarten anführen Schon 1810 aber zählte de
Ca n dolle allein 30.000 uerschiedene Phanerogamen, d. h. Blüten
tragende Pflanzen. 1845 kannte Kindley deren etrua 80.000, und
im Jahre 1885 gab Ducharire die Zahl der bekannten Phanero-
gamen mit 100.000 an; an Kryptogamen, d. h. sich durch Sporen
fortpflanzenden Geroärhsen, zählte er 25.000. Sieben dahre später
raurde uon Saccardo die Zahl der bekannten Pflanzenarten mit
174.000 angegeben darunter über 105.000 Phanerogamen —
und heute gibt Prof. Charles P. Bessey uon der Unioersität Re-
braska die Zahl der Pflanzenarten, die den Botanikern ziemlich
allgemein bekannt sind, mit ungefähr 210.000 an. Wie bescheiden
nimmt sich demgegenüber die uon Pinne uor anderthalb dahrhun-
eerten angegebene Zahl uon 8551 Arten aus. Und doch sind die
510.000 oielleicht nicht uiel mehr als die Hälfte des Pflanzenreich-
fums der llafur, denn Bessey glaubt, daß die Gesamtzahl aller auf
der Crde existierenden Pflanzenarten ungefähr 400.000 beträgt.
(Wichtige Steinzeit-funde in norm egen.) flus Chri"
stiania wird uns gemeldet: Im nördlichen normegen sind in der
lebten Zeit interessante Sunde aus der Steinzeit gemacht morden;
Ausgrabungen sind auf die Initiatioe des Drontheimer Archäologen
Idummedal, namentlich auf den beiden großen Inseln ldordlandet
und Kirkeland, im Bezirk llordmoere, uorgenommen morden, mo
die nordnorroegische Seestadt Christianssund gelegen ist. Die ge
fundenen Gegenstände sind sämtlich dem Archäologischen Rluseum
zu Drontheim einoerieibt morden. Sunde sind auf den genannten
beiden Inseln an nicht menigcr als 51 uerschiedenen Stellen, meistens
im Pfluglande, gemacht morden; im ganzen sind etma 8000 Slint-
steine und Slintsteinsgeräfe ans Tageslicht gebracht morden. Die
Sunde bestehen roesentlich aus ungeschliffenen Slintsteinsgeräten.
Äxten, Pfeilspitzen, Blessem, Schabeisen, Bohrern und Abfällen, die
aus der Herstellung und Verarbeitung jener Gegenstände herriihren*
Die Sunde sind namentlich um desmillen interessant, weil die in
Srage stehenden Gegenstände durchmeg eine solche form und Art
der Bearbeitung aufroeisen, daß sie mit Sicherheit auf die ältere
Periode der Steinzeit zurückgeführt merden können Auf Grund
der bisher in llorroegen gemachten Sfeinaltersfunde mar man zu
der Ansicht gelangt, daß normegen, menigsfens nordnormegen,
erst in der jüngeren Steinzeit Wahnpläße für lüenschen abgegeben
habe. Die jetzt int Bezirk llordmoere gemachten Sunde eröffnen
nun eine ganz andere Perspekfiue: Sie reichen ihrer Sonn und
ihrer Bearbeitung nach bis in die sogenannte „Alaglemose-Zeit“
zurück. Die „ITlaglemose-Zeit“ hat ihren namen nach dem Orte
fflüglemote auf der dänischen Insel Seeland erhalten; aus den dort
gefundenen Gegenständen hat sich ergeben, dafj sich daselbst schon
um die Zeit Wolmplätze befunden haben, mo die Ostsee noch ein
Binnensee mar! Verschiedene Geräte sind gerade für jene sehr alte
Zeitperiode (die „ITlaglemose-Zeit“) besonders charakteristisch; in
erster Reihe ist eine alte Art flintsteinaxt zu nennen, der soge
nannte „.Scheibenspalter“; in llordmoere sind j<zljt ungefähr 60
Äxte dieser Art gefunden morden.
fTluseen.
(Ausstellungen im Österreichischen lAuseum.) Wir
erhalten folgende Jllitteilung: Im österr. llluseum in Wien, >., Stu
benring 5 und !., Wollzeile 45, sind bis Alitte Juli aufjer den stän
digen Sammlungen folgende Ausstellungen eröffnet: Renaissance-
Plaketten und böhmische Biedermeier-Gläser (Sammlung Walcher),
Pläne un 1 iilodelle der Garfengrofjstadt Gggenburg, Stickereien uon
dessy Hösel (Berlin) und llelly ßrabefz (Prag), kroatische Stickereien
(Besißer Direktor Keoin uon Horodtn, Agram), Studienarbeiten der
Gesellschaft der Kunstfreunde des Österr. Touristenklubs, ferner
Arbeiten in Stahlschnitt uon Bliimelhuber und dessen Schülern
(Steyr) und die lleuerroerbungen des Aluseums. Das ttluseum ist
an allen Sonn- und feiertagen uon 9 bis 1, an allen Wochentagen
(tllontag ausgenommen) uon 9 bis 4 Uhr geöffnet.
(G e s ch e n k e f ü r d a s B e r 1 i n e r K u n s t g e m e r b e in u s e u in.)
Das Berliner Kunsfgemerbe-Tlluseum hat, roie man uns aus Berlin
schreibt, wiederum eine Anzahl heruorragender. Arbeiten als Ge
schenke erhalten. Werke aller Techniken sind darunter, so ein
Hlojalikateller mit der Darstellung uon Apollo und lllarsyas, ein
(Erzeugnis uon forli um 1520; dann eine gotische Henkelkanne aus
Gelbgufj, eine deutsche Arbeit um 140t. Gin uergoldefer und durch
brochener Kupferbelag eines romanischen Tragaltars entstammt
den rheinisch-roestfälischen Gebieten und der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts. ferner wurden geschenkt eine orientalische
Bronzekanne mit Silbertauschierung, die dem 15, oder 16. lahr-
hundert angehört, ein Venezianer Illilchglastelter mit eisenroter Ve
dute aus dem 18 Jahrhundert. Auch die Porzellansammlung
wurde durch Geschenke bereichert, u. a. uon Rudolf Kepkes Kunst
auktionshaus. So erhielt das llluseum zwei königsblaue Deckel
tassen mit Bildnismalerei, nieifjener Arbeiten um 1780, dann eine
reizuolle Schäfergruppe aus Höchster Porzellan uon dem Haupt
meister der dortigen lllanufaktur J. P. ITlelchior zum Geschenk,
daneben eine ganze Reihe uon Porzellanfiguren aus den Werk
stätten uon Ansbach, Höchst und nieifjen. Professor H, Stoeck-
hardt überroies eine Hochzeitsplakefte, die Professor Wiese ge
schaffen hat.
(fleuordnung der kgl. Gemäldegalerie in Kassel.)
Die seinerzeit uom Kandgrafen Wilhelm VII!. begründete Kasseler
Gemäldegalerie, durch ihre Rembrandts uor allem eine der be
rühmtesten Kunstsammlungen der Welt, ist durch den aus florenz
berufenen Kunsthistoriker Dr. Georg Gronau einer Fleuordnung
unterzogen morden. Gtroa 200 uon über 800 Gemälden wurden,
um für die Hauptwerke mehr Platz zu gewinnen, ausgeschieden.
Die lleuordnung, die sich namentlich durch Übersichtlichkeit aus
zeichnet, wird im Frühjahr 1912 uollständig durchgeführt sein und
dürfte alsdann uiel mehr als bis anhin das Interesse der Kunst
freunde auf das Interesse der Kunstfreunde auf die wertuolle
Kasseler Galerie lenken.
(Die lleuerroerbungen des £ouure-llluseums)sind, roie
man uns aus Paris schreibt, zurZeit der öffentlichen Besichtigung
zugänglich gemacht morden. Gs sind zum Teil recht heruorragende
Werke, um die die kostbaren Sammlungen des Kouores uermehrt
merden. Unter den Ankäufen des Aluseums spielt die deutsche
Schule eine heruorragende Rolle, da darunter zwei Stifter-Gemälde
uon Bartholomäus Bruyn dem Kölner-Aleister, und ein Alädchen-
bildnis, sowie Tierzeichnungen uon Kukas C ran ach an erster
Stelle stehen. Angekauft ward ferner ein schönes Bildnis uon dem
Harlemer lllaler Jan de Brau, Heruorragend sind wiederum die
Überweisungen, die das Wuseum der Gesellschaft der freunde des
Kouores oerdankt. Das Glanzstück bildet Poussins schöne „In
spiration des Dichters“, die aus der Sammlung Hope erworben
morden ist. Von demselben Vereine stammt das berühmte „Tür
kische Bad“ uon Ingres, das in heruorragender Weise die Kennt
nis, die dieser Künstler uom menschlichen Körper besaij, bezeugt.
Auf kunstgeroerblichem Gebiete haben die freunde des Kouures
einen prachtoollen persischen Becher aus dem 13. Jahrhundert dem
llluseum gestiftet. Unter den Schenkungen uon prioater Seite ragen
durch ihren Kunstwert zwei sorgfältige Bildnisse des Philipp uon
Champaigne heruor, uon denen das eine die lllutter Angelika
Arnaud, das andere den Herzog uon Roannez darstellt.
(Das ni u s e u m der S t r a ij e n r u f e.) Die Gründung eines
Aluseums des Wortes in Paris, in dem die Wandlungen des
Sprachgeistes phonographisch festgehalten mei den sollen, hat einen
unternehmenden Pariser Kehrer dazu getrieben, auch seinerseits
ein Aluseum zu errichten, das zum mindesten eine interessante
Grgänzung der bereits bestehenden Institute bringen soll: ein
Aluseum "der Strafzenrufe. Illit seinem stattlichen Grammophon
ausgerüstet liegt der Kehrer in seinen Rluljestunden in den Strafen
und'Bouleuards auf der £auer, um all die langgezogenen, wechseln
den und charakteristischen Rufe der Pariser Strafzcnuerkäufer auf
die Platte seines Apparates zu bannen. Wo immer sich irgend ein
Verkäufer sehen läijt und durch seine Rufe die Aufmerksamkeit
der Hausbewohner erweckt, eilt der eifrige Kehrer mit seinem
Grammophon herbei und bittet um Wiederholung. Die fischfrau,
die Gemüsefrau, der Vogelfuttermann, der Korbmacher, der Blumen
oerkäufer und die schrillen Tenorrufe der italienischen Gipsfiguren-
händier sind bereits für die llachroelt gesichert. Flur zwei haben
den Verlockungen des fanatischen Sammlers getrotzt: die frau eines
Stuhlflechters, die s'ngend in den Straijen einherzieht, um Aufträge
für ihren Alaun zu erlangen, und jener stämmige Herkules, der
in den Seitenstraßen in seiner dumpfen Baßstimme mit dem gröh-
lenden Rufe: „Tonneaux, tonneaux!“ die Bürger erschreckt und
leere fässer kaufen will. Die frau des Sfuhlflechters hatte eine