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Hummer 16 
Internationale Sa 
für den Gedanken der Inkunabeln-Inoentarisierung Propaganda 
gemacht, off mit bestem Erfolg. In sechs lahren hofft die Kommis 
sion das Druckmanuskript des Kataloges über alle die lllaterialien, 
die zu ihrer Kenntnis gelangt sind, fertigstcllen zu können. 
Bilder. 
(Das angebliche Selbstporträt Dürers.) Zu der Auf 
findung des angeblichen Selbstbildnisses Albrecht Dürers in der 
Deutsch-Ordenskirche in Sachsenhausen, über die mir in der leßten 
Hummer berichteten, ergreift der frankfurter Kunstgelehrte Karl 
Gebhardt das Wort in der f Ztg. nachdem ersieh, unter An 
führung der dagegen sprechenden äußeren Gründe, über die sämt 
lichen, gleichfalls irrtümlich dem Dürer zugeschriebenen Wand 
malereien aufklärend geäußert, wendet sich Gebhardt dem angeb 
lichen Selbstbildnis zu. Er sagt hierüber: „Wer sich etwas mit 
altdeutscher Kunst beschäftigt hat, weif], auf wie oiele alte Bilder 
man, um ihnen höhere Ehre zu geben im 16., 17., 18 Jahrhun 
dert, das Signum Dürers, sein A. D. geseßt hat. fluch hier liegt 
die Fälschung zu Tage, fln der Stelle, an der das fresko das 
Dürer-Porträt zeigt, hat der Holzschnitt Dürers den Eremiten mit 
der faterne, der zum hl. Christoph nun einmal gehört. Wenn man 
das fresko genau untersucht, so sieht man deutlich unter dem 
Dürer-Porträt die später übermalten Konturen der Gestalt des Ere 
miten. Übrigens fällt die Gestalt Dürers in ihrem barocken Sclunulst 
fühlbar aus der renaissancemäßigen Gehaltenheit der Komposition 
heraus. Die Mischung mag bona fide geschehen sein ; man mag 
einmal roirklich geglaubt haben, daß man Werke Dürers uar sich 
habe und dafj man ihren ITleister ehren müsse. Die Inschrift, die 
man Dürer in die Hand gab, hat man Wort für Wort der Inschrift 
tafel des Allerheiligenbildes nachgeschrieben, das auch das Vorbild 
für die Anbringung der Gestalt des Kleisters geliefert haben mag. 
Die fresken möchte ich um 1520, die Gestalt Dürers etma um 1600 
datieren. Wer nun der Schöpfer dieser Wandmalereien, die man 
in ihrem Werte nicht überschauen darf, sein mag, läßt sich noch 
nicht sagen. Allerdings können mir in Frankfurt einen Diirer- 
schüler, lllartin H<z fj, dessen Archiualien ich feststellen und dem 
ich einige Werke zuschreiben konnte. Aber ein Dürer-Kopist braucht 
noch kein Dürerschülcr zu sein, und stil-kritische Hypothesen trägt 
das schwache Gerüst dieser Konturen nicht. Vielleicht bringen uns 
einmal die Urkunden Aufklärung. 
(Entdeckung eines alten freskobildes.) Aus Wien 
wird uns geschrieben: Die Restaurierung der Ruprechts.kirche in 
der Inneren Stadt, bekanntlich die älteste Kirche Wiens, scheint 
nun endlich in Angriff genommen zu werden. Dieser Tage wurde 
damit begonnen, den gesamten äußeren Verpuß herunterzuschlagen. 
Hiebei wurde eine interessante Entdeckung gemacht, indem man 
an der Südseite auf ein noch ziemlich gut erhaltenes fresko- 
gemälde stieß. Die weiteren Arbeiten wurden sofort eingestellt 
und die Zentralkommission oerständigt, welche demnächst non 
kundiger Hand die weitere Belegung ueranlassen mil d. Die ITta- 
lerei dürfte aus dem 16. bis 17. Jahrhundert stammen. 
(Ein „Triumph des Todes“ oon Orcagna) ist, wie aus 
Florenz berichtet wild, dort in der Kirche Santa Croce wieder 
entdeckt worden? Bei Aufräumungsarbeiten stief; man hinter dem 
fünften Altar auf der rechten Seite auf ein Bruchstück dieses 
freskogemäldes, das bis in das 16. Jahrhundert hinein außer 
ordentlich berühmt mar. Bisher ist nur ein Bruchstück des Ge 
mäldes freigelegt worden und auch dieses ist zum Teil ziemlich 
schlecht erhalten; einzelne Stücke jedoch zeigen, daß die frühere 
Wertschätzung des Bildes oon Orcagna durchaus berechtigt war. 
Die lebendige Darstellung Orcagnas hält sich durchaus an Dante 
und zum Teil findet sich auch der Dantesche Text auf dem Gemälde, 
jedoch ist er nur noch zum Teile zu lesen. Auf einem felde des 
„Triumphes des Todes“ ist eine furchtbare Erdbebenkatastrophe 
zur Darstellung gelangt: Häuser und Türme stürzen ein, manschen 
werden unter den Trümmern begraben oder suchen sich aus den 
Gebäuden, in denen große Risse klaffen, zu retten. Ein anderes 
Mid zeigt eine Gruppe oon JTlenschen, deren Blicke uoller Enfseßen 
mmler-Zeitung 
auf diese Katastrophe gerichtet sind. Diese Gruppe hat die größte 
Ähnlichkeit mit einer ganz entsprechenden freskodarstellung in 
Pisa. Über die Werke Orcagnas herrschte bisher ein Streit, der 
uorläufig dahin entschieden war, daß Orcagna keinen Triumph 
des Todes gemalt habe, womit die Urheberschaft an dem Bilde 
in Pisa gemeint war. Vasari gibt allerdings in der zweiten 
Ausgabe seiner „Vite“ die Beschreibung eines Triumphes des 
Todes oon Orcagna, die sich augenscheinlich auf das jeßf wieder 
gefundene fresko bezieht. Ob das Wandgemälde weiter freigelegt 
werden soll, ist noch nicht entschieden. 
Durniämatik. 
(Die Breslauer LI n i o e rs i f ä t s m ü n z e.) Anläßlich der 
Hundertjahrfeier der Breslauer Unioersität werden 1,200.000 Ulk. 
in 5 Ulk.-Stücken geprägt. Die münze, die Prof. Arnberg mo 
duliert und oon den JTlünzmednilleuren Schulß und Prof. Sturm 
ausgeführt ist, zeigt auf der einen Seite den Deutschen Reichsadler 
mit der Umschrift „Deutsches Reich, Drei mark“, mährend die 
andere Seite die Bildnisse oon friedlich Wilhelm III. und 
Wilhelm II. nebst der Umschrift „1811. friedlich Wilhelm II!. 
Wilhelm I r . 1011. Unioersität Breslau“ irägt. Die polierten Stücke 
sind gegen ein Aufgeld oon 50 Pfennig für das Stück oon der 
königlichen münze zu beziehen. 
(Reue ITtedaillen oon Weinberger) Von Anton Wein 
berger, dem oon uns wiederholt gewürdigten jungen Wiener 
llledailleur, liegen uns zwei neue Arbeiten oor, die sein Können 
ins beste Eicht rücken. Sig, 7 ist eine Porträtplakette auf Herrn 
friedlich Janeczek, den bisherigen Präsidenten des Gremiums 
fig. 8. 
der ßuchsachoersfändigen in Wien. Herr^Janeczek wurde aus An 
laß seines Rücktrittes oon der so lange innegehabten funktion oon
	        
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