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Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 313
Jahre 1151 wurde die Bibliothek nicht mehr gesehen, und die
Schriftstücke reichen gerade bis zum Jahre 1550. Iroan tt., der
Grausame, zog bekanntlich deutsche Handwerker, Gelehrte und
Künstler nach Rußland, um das Tand zu kultiuieren. Dadurch
würde sich das Vorkommen so uieler deutscher Drucke erklären,
fluch legte Jman der Grausame in Rußland die erste Buchdruckerei
an. Sein Interesse für die Buchkunst und die Titeratur war dem
gemäß ein sehr großes, wie ja auch seine Bibliothek seif jeher
einen großen Ruf genießt.
(Gin politisches Flotizbuch uon Rückert.) Binnen
kurzem wird ein politisches flotizbuch non Friedrich Rückert mit
172 ungedruckten Gedichten aus den Jahren 1848 und 1864, das
der Rückerf-Sorscher Dr. T. Hirschberg entdeckt hat, in einer
billigen Ausgabe erscheinen.
(Die Bibliothek der Großherzogin lllaria Paulorona),
die eine stattliche Reihe oon Werken aus der Goethe- und Schiller
zeit umfaßt, ist aus dem Weimarer Residenzschlosse, wo sie sich
bisher befand, nach der Großherzoglichen Staatsbibliothek in
Weimar übergeführt worden.
(Brand einer Bibliothek.) Die zu Anfang des 19. Jahr
hunderts oon Don Johann Six in Rio de Janeiro gegründete
flational-Bücherei ist niedergebrannf. Der ITlaterialschaden beträgt
oiele ITtillionen llJark. Zahlreiche werfuolle flrchioe, Berichte und
Statistiken sind zerstört.
Bilder.
(Gin neuer Rcmbrandt.) Dr. fl. Bredius, der bekannte
holländische Rem brandt-forsch er, erwarb dieser Tage ein bis oor
kurzem gänzlich unbekanntes Werk Rembrandfs. 6s ist ein kleiner
Christuskopf, oielleicht eine Vorstudie zu dem herrlichen 6mmaus
bild in Kopenhagen, das aus dem Jahre 1648 stammt. Das Ge
mälde soll an Kraft und Tiefe des Ausdrucks alle übrigen Christus
studien Rembrandfs überfreffen. Vielleicht wird Dr. Bredius seine
fleuerwerbung eine Zeiflang im Amsterdamer Rembrandt-Haus
ausstellen.
(Gin Tiepolo entdeckt.) Wie aus ITlailand gemeldet
wird, wurde in einer Tandherberge ein Bild entdeckt, das nach
der Reinigung sich als ein echter Tiepolo heraussfellte. Das
Bild, das den heiligen Josef mit dem Jesuskind darstellt, wurde
für die Kirche San Saloafor in Bergamo gemalt.
(Zwei neue Holbeinporträfs.) Jm Prioatbesiß englischer
Iflagnaten hat jeßt Prof. Dr. Paul Ganz (Basel) zwei bisher un
bekannte Bildnisse oon Hans Halb ein aufgefunden. Das eine
Bildnis, das eines Herrn mit einer Gitarre, wird bei Sir John
Ramsden in Bulsfrode Park, Buckinghamshire, bewahrt. Wie
Prof. Ganz im Burlington Rlagazine mifteilf, hält er den Dar
gestellten für Jean de Dinteoille Herrn oon Palisy und Grzieher
des jüngsten Sohnes franz 1., einen der Gesandten, die Holbein
in dem berühmten Bild der Tondoner flatianalgalerie dargestellt
hat. Das andere Bildnis ist das des Kölner Kaufmanns Derick
Berck oom Condoner Stalhof. Die lllünchner Pinakothek besißt
eine Kopie daoon, während das Original sich bei Cord Ceconfield
in Petworth befindet. Ganz erklärt das Bild für eines der ein-
drucksoollsten meistermerke Holbeins.
(Gluck-Porträts oon lltolifor.) Das Kunstantiquariat
oon S. Ken de in Wien hat aus dem Tlachlasse des Komponisten
Ad. lflüller sen. zwei Ölporträfs oon Peter lllolifor erworben,
die Chr. W. Gluck und dessen frau lllarianne, geb. Pergin, dar
stellen. Das Porträt Glucks, ein Hüftbild in reicher Tracht, stammt
aus den jüngeren Jahren des ITlaesfro. Die beiden Porträts waren
1892 in der „Internationalen ITlusik- und Theafer-flusstellung“ in
Wien ausgestellt.
(Spätgotische Sresken in der mark;) In der Dorf
kirche zu findenberg in der mark Brandenburg wurden bei den
gründlichen Renooierungsarbeiten, die Bauraf Heidemann oor-
nahm, in der flpsis des Chores Reste spätgotischer fresken
gefunden, die unter einer dreifarbenen feimfarbenschichte — blauer
Himmel mit goldenen Sternen zum Vorschein kamen. Die
Kirche gehörte in katholischer Zeit einem flonnenkloster und weist
daher eine oiel prächtigere Gestalt und erheblich reicheren Schmuck
auf, als die meisten märkischen Dorfkirchen. Sie wird urkundlich
zuerst im 14. Jahrhundert erwähnt, stammt jedoch in ihrer ursprüng
lichen rein romanischen Gestalt zweifellos aus älterer Zeit, wahr
scheinlich aus dem Beginn des 15., wenn nicht schon aus dem
Gilde des 12. Jahrhunderts. Sie hat dann jedoch zweimal gründ
liche Umbauten erfahren: zuerst um 1400, worauf mehrere Teile
im Übergangsstil oom Romanischen zum Gotischen weisen, sodann
um 1500 in reinem gotischen Geschmack. Bei dieser zweiten Um
gestaltung, die unter die alte flache Balkendecke ein schönes fleß-
gewölbe einbaute, sind offenbar auch jene Wandmalereien in der
flpsis des quadratischen Chores entstanden, die in den Cettern
einer leidlich erhaltenen Schriftrolle und in deutlich erkennbaren
ornamentalen Details durchaus den Charakter jener Gpoche fragen.
Die bildlichen Darstellungen selbst haben leider zu sehr gelitten,
um eine oöllige und einwandfreie Grklärung zuzulassen. Gine
große sißende Gestalt mit reicher 5altenbildung des Gewandes ist
offenbar als Christus zu deuten, der mit erhobenen Händen auf
einem schwarz-gelb-rofen Regenbogenooal thront, während oon
seinem munde Cilie und Schwert ausgehen. Diese Auffassung
Jesu als Weifenrichter wird unterstüßt durch zwei kleine Gngel in
den Ccken, die mit Posaunen zum jüngsten Gerichte blasen, während
zwei anbetende Gestalten rechts lind links oon der,Hauptfigur,
eine männliche und eine weibliche, zu schlecht erhalten sind, um
sich mit Sicherheit bestimmen zu lassen.
(Prähistorische Bilder in lJubien.) Direkt unter dem
Wendekreis, etwas südlich der Stadt Assuan, die in absolut oege
tationsloser Wüste gelegen ist und in deren Umgebung sich nur
in unmittelbarer flachbarschaft der steil ansteigenden Ttilufer und
auf den Kafarakfinseln selbst kleine angebaufe Stellen befinden,
hat Prof. Dr. fl. JA i et he, der bekannte Photochemiker an der
Berliner Technischen Hochschule, in einem wüsten Tal an der West
seite des flils, also auf dem libyschen Ufer, eine eigentümliche
Bilderschrift entdeckt, die bis jeßt den Archäologen entgangen
war. Im „Prometheus“ schreibt er darüber: Das Tal, welches in
einer schmalen ?elskluff nach dem flil zu ausmiindef, ist zum
großen Teil durch eine Sanddüne ausgefüllf, die im steilen
Böschungswinkel zum llil abfällf. Geklimmt man mühsam diesen
Sandhang, so oerengt sich die Talsohle zu einem schluchtartigen
Jelsspalf, dessen Wände oon senkrechtem, malerischem Seldspat
gebildet werden, fln der südlichen Wand erblickt man die Stein
rißungen, die jedenfalls jahrtausendelang unter dem Sand oerbor
gen gewesen und so der abmeßenden Wirkung des Wüstenwindes
entzogen waren. Das Bild selbst besteht offenbar aus zwei zeit
lich oerschiedenen Teilen, einem oberen Bildabschnitt, der eine
Reihe oon Tieren und mehrere Jäger darstellt, die mehr natura
listisch wiedergegeben sind, und aus einer unteren Partie, auf der
gehörnte Tiere oon berittenen, mit Tanzen bewaffneten Jägern oer
folgt werden, die sich für Jagdzwecke eines schakalartigen, ringel-
schwänzigen Hundes bedienen, der in zwei Gxempluren ebenfalls
abgebildet ist. Wahrscheinlich ist die obere Abbildung wesentlich
älter als die untere. Das Bildwerk ist ein interessantes Doku
ment für die — ja auch durch andere Grfahrungen bestätigte
Tatsache, daß die Wüstenregionen des nördlichen flubien in ferner
Vergangenheit ein mehr steppenartiges Klima besessen haben und
nicht so oegetationslos und tierarm gewesen sein können, wie sie
heute sind. Heute kann man meilenweit durch die Wüste wandern,
ohne auch nur die geringste Spur oon Pflanzenleben zu erblicken,
und die ?auna setzt sich aus Springmäusen, Schakalen, Hyänen
und oerhältnismäßig wenig artenreichen Insekten zusammen.
Außerdem findet man nur die charakteristischen Wüstenbewohner
in Gestalt oon Skorpionen und Schlangen. Die Bilderschrift scheint
einer sehr frühen Periode der prähistorischen Zeit Ägyptens an
zugehören.“
Dumismcitik.
(ITtünzaukHonen.) flm 23, Oktober und den folgenden
Tagen findet bei Ceo Hamburger in Srankfurt die Auktion einer
heroorragenden Serie uon ITlünzcn und Jfledaillen statt. Beson-