MAK
Seite 334 
internationale Sammler-Zeitung 
Hummer 21 
dieser Kollektion non oorneherein ein 
besonderes Interesse entgegengebracht 
werden. Piloty erzählt im Vorwort zum 
Auktionskatalog, dafj ihn die Versetzung 
non lllünchen nach Würzburg zunr 
Sammler werden liefj. Der Wechsel der 
künstlerischen Atmosphäre war ein An 
reiz zum Sammeln. AI erdings ist der 
Kontrast ein schroffer: Dorf das frisch 
pulsierende Heben der führenden ffletro- 
pole der gegenwärtigen Kunst; hier, in 
dem stillen idyllischen Weinbergstädtchen 
die mannigfachen leisen und doch so 
beredten Erinnerungen an grafje Epochen 
«ergangener historischer Kunst. Ein 
solches lllilieu mufj freilich auf die Be- 
schäfligung mit Dokumenten alter Kunst 
geradezu hinmeisen Tatsächlich spiegelt 
sich die UlannigfaftigkeW des alten Würz 
burger Kunstlebens auch ganz oorlrefflich 
in den Beständen dieser Sammlung, doch 
war natürlich nie eine einseitige Beoor- 
zugung der alten fränkischen Kunst be 
absichtigt. Als Kenner schätzte Piloty alles, 
was künstlerisch bedeutend oder doch 
charakteristisch aiar. So weist denn 
seine Sammlung grofje Ittannigfaltigkeit 
auf. Klan begegnet präphönikischen 
fig. 6. friihgotische Email- Glasperlen, aber auch Biedermeier- 
madanna. Puppenmöbeln. Bei weitem überwiegen Ar 
beiten der Kleinkunst: Kostbarer Schmuck 
der Gotik und Renaissance, eine kleine Kollektion Ringe, namentlich 
solcher mit Gemsen, sehr hübsche Email-, Silber-, Perlmutter- und 
Elfenbein-Plaketten. Sodann eine folge recht bemerkenswerter 
Porträt-miniaturen oom 16. bis zum Schlüsse des 18. Jahrhunderts. 
Am reichsten und mannigfaltigsten ist aber die Plastik in dieser 
Sammlung oertreten. Von Riemenschneider finden sich zwei grofze, 
bemerkenswerte Werke, einige gute andere fränkische Skulpturen, 
auch manches ikonographisch seltene Stück schliefst sich an. Einen 
(koptische des 5 Jahrhunderts, Antependien des 17. Jahrhunderts, 
Liturgien, Wappen etc.) erweitern die so überaus mannigfaltige 
Reihe der Antiquitäten. Einige Gemäide alter Kleister, dabei ein 
sehr charakteristischer Bauern-ßrueghel, ein interessanter frans 
franken d. J., ein Pieter de Hoogh, ein hübscher I. B. Weenix 
folgen. Als einziger moderner Kleister figuriert Lenbach mit einem 
Bismarkporträt. Handzeichnungen, Stiche und Bücher, teilweise 
oan ziemlicher Seltenheit und. großem Interesse bilden den Schlufj 
der Sammlung. Der Katalog, ein Quarlband mit 50 Lichtdruck 
tafeln, gibt eine Beschreibung der einzelnen Objekte, dazu uiele 
Literatur- und sonstigen Hachmeise. Er ist durch 'die firma Hugo 
Helbing, llliinchen, zu beziehen. — Unsere Abbildungen zeigen 
eine frühgotische Emailmadonna (fig. 6, und ein Antependium: 
Geschichte der Esther (fig. 7). In einem Garten mit Baumschlag 
staffage siljt unter einem oan Säulen getrageneit Baldachin der 
König, umgeben oan zwei Edelleuten und zwei Hdflebardicren, uar 
ihm kniet Esther mit einer ihr die Schleppe tragenden lllagd. Im 
Hintergründe links sieht man Hamann. 
(Die Kunstoersfeigerung bei Honstein in Köln,) auf 
die wir in unserer letzten Hummer hingewiesen haben (s. Hr. 20, 
S. 518), war uon bestem Ei folge gekrönt. Bei lebhafter Beteili 
gung uon Interessenten aus Köln und dem übrigen Deutschland, 
wie auch aus dem Auslande wurden für die zur Auktion gebrach 
ten Objekte aus dem Ilachlafj des Rentners Conrad Kremer und 
aus rheinischem Adelsbesitz durchwegs gute Preise erzielt. Wir 
greifen heraus: Kläbel. Hr. I, Süddeutscher Renaissanceschrank 
Ulk. 250. nr. 5, Holländischer Kastenschrank Ulk. 510. Hr. 6, 
Gr. niederdeutscher Renaissance-Kleiderschrank Ulk. 200. Hr. 7, 
Holländischer Renaissauceschrank Klk 182. Hr. 8, Holländischer 
Leinwandschrank in Eichenholz Klk. 200. Hr. 9, Lütticher Stollen 
schrank 111k. 150. Hr. 10, Renaissance Kleiderschrank, Eiche, 
Klk. 170. nr. 12, Kl. Glasschrank Louis XV!., in Eichenholz ge 
schnitzt, Klk. 155. Ilr. 14, Glasschrank Louis Xi t. 111k. 570. nr. 16, 
Rokoko-Kleiderschrank aus Brügge lllk. 400. nr. 17, Gr. Lein 
wandschrank, Rokoko, Ulk. 260. Ilr. 25. Kleiderschrank Louis XV. 
im Aachen-Lütlicher Stil Ulk. 410. nr. 54, Kredenz, Eichenholz, 
Louis XVJ., Ulk. 250. Ilr. 56, Empirebeft mit Kirschbaumholz 
fourniert Ulk. 260 Ilr. 49, Rokoko-Kommode Ulk. 195. Ilr. 50, 
Truhe in Eichenholz lllk. 62. Ilr. 52 und 53, Eckkommödchen in 
Eichenholz und Gegenstück lllk. 105. nr. 55, Kommode Louis XVI. 
lllk. 210. Ilr. 62, Renaissance-Ballentisch Ulk. 100. Ilr. 104, Sofa 
gestell Louis XVI. in nufzbaumholz lllk. 200. Ilr. 109, Sechs 
Louis XVI.-Stühle Ulk. 195. Skulpturen. Ilr. 157, Reliquien- 
fig. 7. Antependium mit Darstellung der Geschichte der Esther. 
Hauptbestandteil der Sammlung bildet indessen die grofze Gruppe 
der Kleinplastik: Arbeiten in Holz, besonders Buchs, in Elfenbein, 
Stein, Bronze, Porzellan und Ton aus den oerschiedensten Zeiten: 
Eine fülle des Schönen, Dekoratmen oder als Darstellung Interes 
santen. namentlich die Arbeiten in Buchs und Elfenbein bieten 
oiel Wertoolles, so besonders frühe gotische Arbeiten uon grofjer 
feinheit, daneben hauptsächlich feine Barockschnitzereien. Einen 
originellen Anhang bilden die jetzt so begehrten Ulodell- oder 
Puppenmöbel. Sehr bemerkenswertes bietet die Abteilung der 
Ulöbel, namentlich gute Renaissance- und prächtige Barock- und 
Rokokostücke. Auch ein gotisches Chorgestühl uerdient Erwähnung. 
Diuerse Uletallarbeiten, darunter ein gotisches Vortragskreuz, 
Keramik (antike und neuzeitliche) sowie interessante Textilien 
büste Ulk. 450. nr. 158, Uluttcr Anna Selbdritt, gof. fig. in 
Lindenholz lllk. 220. Ilr. 159, Uladonna mit Kind, fast uollrund 
geschnitzt, lllk. 260. Ilr. 146, Gr. Renaissance-Relief in Eichenholz 
lllk 500. Waffen. Ilr. 254, Grofjer Zweihänder, 16. Jahrh., 
Ulk. 175. Ilr. 255, Engl. Korbschmerf, 16. Jahrh, Ulk. 120. Ilr. 256, 
Schwert, zweischneidig, gerade Parierstange, lllk. 90. nr 258, 
Grofjer Zweihänder, 16. Jahrh., lllk. 165. ‘ilr. 260, Grober Zwei 
händer, 16. Jahrh., lllk. 210. Ilr. 262, Korbdegen, 16. Jahrh., 
lllk. 400. Ilr. 265, Schwert, Renaissance, lllk 42, Ilr. 264, Korb 
degen, 16. Jahrh., Klk. 61. nr. 269, Jagddegen, 17. Jahrh, Griff 
aus Hirschhorn, Ulk. 25. nr. 271, Hirschfänger, 18. Jahrh., lllk. 51. 
II. 275, Jagddegen, Solingen, 18. Jahrh., Klk. 41. Ilr. 282, Helle 
barde lllk. 51. Ilr. 297, Hellebarde, Länge 250 cm, lllk. 37. Ilr. 
519, Armbrust mit dem namen des Kleisters Joan Lanco lllk. 50. 
Ilr. 321, Italien. Schnepper für Vogeljagd Ulk. 50. Ilr. 525, Vogel 
büchse (Tschinke) 17 Jahrh., Klk. 500. nr. 525, Radschlofjgewehr,
	        
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