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Rümmer 22 
Seite 345 
SnternationaIe Sammler-Zeitung. 
heilige Glisabefh“ („Die heilige Glisabeth an ihrem Hoch 
zeitsfeste“). „Ich stund an einem IRargen“, Die beiden 
Königshinder („fleh Giselein, liebes GIselein“), Der getreue 
tckardt („In der finstern ITlitternacht“) und das altdeutsche 
Kampflied „Wir stehen hier zur Schlacht bereit“ für oier- 
stimmigen Chor und Solo. Der englische Grufj „Gegrüfjet 
ITlaria, du Iflutter der Gnade“ ist in der oorliegenden, 
oon ap. 22 I (ITlarienlieder) abroeichenden Vertonung eben 
falls noch nicht gedruckt. 
Das flutograph mit dem Bildnisse Richard Straufj 
(fio. 10) entstamme einer Sammlung oon 147 musikalischen 
fllbumbläftern berühmter zeitgenössischer Künstler aus den 
Jahren 1893—1907. Jedes der 74 doppelseitigen, aus 
| starkem Karton bestehenden Blätter roird zur einen Hälfte 
non der Photographie des Künstlers (in Kabinettformat), 
zur anderen oon einem danebenstehenden eigenhändigen 
musikalischen Stammbuchblatt mit Widmung und Unter 
schrift ausgefüllt. Jedes Blatt mifjt 22 : 30 cm. 
In der Sammlung sind oertrefen Gdroard Grieg mit 
einer Gintragung oon acht Takten eines Allegro alla ITIinu- 
etto seiner f-dur Sonate, Sarasate mit oier Tasten eines 
flllegreffo in G, Hans Pfitpier mit musikalischen Zitaten 
aus dem „fest auf Solhaug“, dem „Armen Heinrich“ und 
einem Scherzo, ferner C. V. Stanford, Glgar, Sousa, Joachim, 
Usaye, d’fllbert, Paderetoski, Kubelik, felix oon Weingartner, 
Heinrich Knote, G. oan Dyck, Ul. Brema, Georg flnthes u, a. 
Die Zeit, da leipzig noch ITlünzstätte uiar, ein Priuilegium 
besaß, selbst Geld herzustellen, ist schon längst oerflossen. Heute 
erinnert eigentlich nur noch der Raine ITUinzgasse daran, ln der 
Geschichte indessen haben sich aus jener Zeit mancherlei inter 
essante Ginzelheiten erhalten, die daoon Zeugnis geben, daß es 
früher auf dem Gebiete der Geldfabrikation schlimm ausgesehen 
hat. Solange die Städte ihr münzrecht für sich selbst ausüben 
konnten, «rar das weniger der Sali; desto mehr aber, als die 
fürsten durch Pächter, denen sie, je nach dem Höchstgebot, das 
Rlünzprioilegium übertrugen, das Geld hersteilen liefjen. Die Stadt 
feipzig kann daoon ein £ied singen. 
Das fllünzgebäude, ursprünglich „auf dem Hauke“, wurde 
1621 „nach einer Breyhan-Schencke norm Ranstäder Thore beym 
Cazareth“ oerlegt. „Den 30. Juni wurde der Anfang mit dem 
JTlünzen gemacht“, man fertigte Groschen, Achtpfenniger, Dreier 
und Pfennige, nachdem man eine lange Zeit nichts wieder oon 
der münze erfährt, schreibt Vogel oom Jahre 1670, dafj die „Geld- 
müntje gesperrt und geschlossen wurde“. Das hotte seinen guten 
Grund gehabt. Der damalige lllünzmeister nämlich, Jonas Zipfel, 
mar als zu leicht befunden morden. Gr hatte seine Groschenstücke 
minderwertig hergestellt und mar, nachdem er sich entsprechend 
mit mitfein uersehen hatte, ausgerissen. Die leichte Ware mußte 
eingeschmolzen und neu «erarbeitet werden. Jm Jahre 1693, im 
lllai, richtete man norm Peterstor beim Schiefjgraben die münze 
wieder ein, „darinnen den 26. mit dem Hammer zu arbeiten ange 
fangen morden ist“. Jn dem neuen Werke wurde später ein ge 
wisser Grnst Hecht münzmeister. Gr war älter wie der weiland 
Zipfel, aber er mar nicht besser. Denn die oan ihm angefertigten 
sogenannten Kreuz- und Beichlingstaler, ebenso roie die geringen 
Sechser und die sonstigen münzen brachten im Volke durch ihre 
minderwertigkeif einen förmlichen Hufruhr heruor. Hecht hatte 
mehr als eine halbe lllillion schlechter Sechser mit den Jahres 
zahlen 1701, 1702 und 1703 prägen lassen. Das Stück daoon 
mar noch keine 2 Pf. wert. Wenn eine solche münze mehrere 
Wochen durch oerschiedene Hände gegangen mar, mar auch der 
Silbermerf mitgegangen. Diese Hechfschen Sechser fielen bis auf 
2 Pf. Durch ein besonderes Reskript oom februar 1705 suchte 
man sie wenigstens auf 3 Pf. zu erheben. Da das nicht gelang, 
wurde die )Tlünze schließlich widerrufen. Dem Grofjkanzler Wolf 
Dietrich oon Beichling aber (Beichl ngstaler), der die traurige lllünz- 
geschichte als Staatsbeamter zu oerantworten hatte, gab man für 
die leichten Sechser sechs Jahre schwere festungshaft auf dem 
Königstein. Diese Sechser erhielten später wegen der oielen 
Klagen im Handel den Rainen: „(leipziger Seufzer“. 
Rach den schlechten Grfahrungen wurde im Jahre 1714 die 
ITliinze geschlossen. Grst ziemlich 40 Jahre später roird sie wieder 
aufgemachf. (Was man sicher unterlassen hätte, roenn die Zeit 
ereignisse [Siebenjähriger Krieg] oorauszusehen gewesen wären.) 
Friedrich !!., der das Geld — oor allem das (leipziger Geld — zu 
schößcn mufjte, belegte die (leipziger münze im Siebenjährigen 
Kriege sofort mit Beschlag. Und um aus dem einen Vorteil gleich 
noch einen zweiten zu schlagen, oerpachtete er das IRünzrecht an 
die Sünna Gphraim Kjig & Comp. Diese schlugen ihr Domizil in 
der Pleißenburg auf und fertigten dort mit großem fleiß und mit 
noch größerem Rußen flchtgroschenstücke. Die Grzeugnisse dieser 
IRünzpächter erfreuten sich wegen ihres geringen Gehaltes eines 
großen Verrufes; sie erhielten die Bezeichnung „Gphrairaiten“ und 
jeder mar froh, roenn er sie wieder los mar. — Rach dem Kriege 
im Jahre 1763 schloß man die münze in (leipzig für immer. 
Ulan hatte damit oiel Grfahrungen, aber wenig gute gemacht. 
Daß dieselben auch auf Handel und Wandel nachteiligen Ginfluß 
hatten, ist selbstoerständlich. 
Hm schlimmsten lagen die Geldoerhältnisse in leipzig aber 
mährend des dreißigjährigen Krieges. Die ITtünzpächter der fürsten 
seßten leichte und schlechte münzen in Umlauf, mährend sie die 
guten münzen an zieh zogen. Vornehmlich die benachbarten 
brandenburgischen Wucherer und Wechsler arbeiteten ihnen dabei 
in die Hände. Alles Geld, was ihnen durch die Singer ging, unter 
suchten sie auf das Gewicht. Zog die münze die Wagschale nieder 
— kippte sie —, so beschnift man sie oder man schmolz sie ein; 
schnellte die Wage dagegen in die Höhe — wippte sie -, so 
wurde das Geldstück wieder nusgegeben. Die teufe, die diesen 
einträglichen Unfug trieben, hießen daoon „Kipper und Wipper“. 
Diese „Geldschneiderei“ ging so weit, daß an den münzen schließ 
lich nur noch ein ganz geringer Teil Silber zu finden war. Wie 
stark das Kippen und Wippen oerbreifet war, läßt sich daraus 
ersehen, daß selbst der Oberhofprediger Hae oon Hoenegg dieser 
Handlung beschuldigt wurde. Dieser Geldwucher muß lange Zeit 
und allgemein im Schwange gewesen sein, denn schon Sebastian 
Brand schreibt (1494) in seinem „narrenschiff“; 
Den Weg man jeßt zur furche schlägt; 
Die alte münz’ ist blind und schlecht. 
Die lllünze schwächt sich selbst nicht klein: 
falsch Geld ist worden jeßt gemein. 
e. W.
	        
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