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SnternationaIe Sammler-Zeitung.
heilige Glisabefh“ („Die heilige Glisabeth an ihrem Hoch
zeitsfeste“). „Ich stund an einem IRargen“, Die beiden
Königshinder („fleh Giselein, liebes GIselein“), Der getreue
tckardt („In der finstern ITlitternacht“) und das altdeutsche
Kampflied „Wir stehen hier zur Schlacht bereit“ für oier-
stimmigen Chor und Solo. Der englische Grufj „Gegrüfjet
ITlaria, du Iflutter der Gnade“ ist in der oorliegenden,
oon ap. 22 I (ITlarienlieder) abroeichenden Vertonung eben
falls noch nicht gedruckt.
Das flutograph mit dem Bildnisse Richard Straufj
(fio. 10) entstamme einer Sammlung oon 147 musikalischen
fllbumbläftern berühmter zeitgenössischer Künstler aus den
Jahren 1893—1907. Jedes der 74 doppelseitigen, aus
| starkem Karton bestehenden Blätter roird zur einen Hälfte
non der Photographie des Künstlers (in Kabinettformat),
zur anderen oon einem danebenstehenden eigenhändigen
musikalischen Stammbuchblatt mit Widmung und Unter
schrift ausgefüllt. Jedes Blatt mifjt 22 : 30 cm.
In der Sammlung sind oertrefen Gdroard Grieg mit
einer Gintragung oon acht Takten eines Allegro alla ITIinu-
etto seiner f-dur Sonate, Sarasate mit oier Tasten eines
flllegreffo in G, Hans Pfitpier mit musikalischen Zitaten
aus dem „fest auf Solhaug“, dem „Armen Heinrich“ und
einem Scherzo, ferner C. V. Stanford, Glgar, Sousa, Joachim,
Usaye, d’fllbert, Paderetoski, Kubelik, felix oon Weingartner,
Heinrich Knote, G. oan Dyck, Ul. Brema, Georg flnthes u, a.
Die Zeit, da leipzig noch ITlünzstätte uiar, ein Priuilegium
besaß, selbst Geld herzustellen, ist schon längst oerflossen. Heute
erinnert eigentlich nur noch der Raine ITUinzgasse daran, ln der
Geschichte indessen haben sich aus jener Zeit mancherlei inter
essante Ginzelheiten erhalten, die daoon Zeugnis geben, daß es
früher auf dem Gebiete der Geldfabrikation schlimm ausgesehen
hat. Solange die Städte ihr münzrecht für sich selbst ausüben
konnten, «rar das weniger der Sali; desto mehr aber, als die
fürsten durch Pächter, denen sie, je nach dem Höchstgebot, das
Rlünzprioilegium übertrugen, das Geld hersteilen liefjen. Die Stadt
feipzig kann daoon ein £ied singen.
Das fllünzgebäude, ursprünglich „auf dem Hauke“, wurde
1621 „nach einer Breyhan-Schencke norm Ranstäder Thore beym
Cazareth“ oerlegt. „Den 30. Juni wurde der Anfang mit dem
JTlünzen gemacht“, man fertigte Groschen, Achtpfenniger, Dreier
und Pfennige, nachdem man eine lange Zeit nichts wieder oon
der münze erfährt, schreibt Vogel oom Jahre 1670, dafj die „Geld-
müntje gesperrt und geschlossen wurde“. Das hotte seinen guten
Grund gehabt. Der damalige lllünzmeister nämlich, Jonas Zipfel,
mar als zu leicht befunden morden. Gr hatte seine Groschenstücke
minderwertig hergestellt und mar, nachdem er sich entsprechend
mit mitfein uersehen hatte, ausgerissen. Die leichte Ware mußte
eingeschmolzen und neu «erarbeitet werden. Jm Jahre 1693, im
lllai, richtete man norm Peterstor beim Schiefjgraben die münze
wieder ein, „darinnen den 26. mit dem Hammer zu arbeiten ange
fangen morden ist“. Jn dem neuen Werke wurde später ein ge
wisser Grnst Hecht münzmeister. Gr war älter wie der weiland
Zipfel, aber er mar nicht besser. Denn die oan ihm angefertigten
sogenannten Kreuz- und Beichlingstaler, ebenso roie die geringen
Sechser und die sonstigen münzen brachten im Volke durch ihre
minderwertigkeif einen förmlichen Hufruhr heruor. Hecht hatte
mehr als eine halbe lllillion schlechter Sechser mit den Jahres
zahlen 1701, 1702 und 1703 prägen lassen. Das Stück daoon
mar noch keine 2 Pf. wert. Wenn eine solche münze mehrere
Wochen durch oerschiedene Hände gegangen mar, mar auch der
Silbermerf mitgegangen. Diese Hechfschen Sechser fielen bis auf
2 Pf. Durch ein besonderes Reskript oom februar 1705 suchte
man sie wenigstens auf 3 Pf. zu erheben. Da das nicht gelang,
wurde die )Tlünze schließlich widerrufen. Dem Grofjkanzler Wolf
Dietrich oon Beichling aber (Beichl ngstaler), der die traurige lllünz-
geschichte als Staatsbeamter zu oerantworten hatte, gab man für
die leichten Sechser sechs Jahre schwere festungshaft auf dem
Königstein. Diese Sechser erhielten später wegen der oielen
Klagen im Handel den Rainen: „(leipziger Seufzer“.
Rach den schlechten Grfahrungen wurde im Jahre 1714 die
ITliinze geschlossen. Grst ziemlich 40 Jahre später roird sie wieder
aufgemachf. (Was man sicher unterlassen hätte, roenn die Zeit
ereignisse [Siebenjähriger Krieg] oorauszusehen gewesen wären.)
Friedrich !!., der das Geld — oor allem das (leipziger Geld — zu
schößcn mufjte, belegte die (leipziger münze im Siebenjährigen
Kriege sofort mit Beschlag. Und um aus dem einen Vorteil gleich
noch einen zweiten zu schlagen, oerpachtete er das IRünzrecht an
die Sünna Gphraim Kjig & Comp. Diese schlugen ihr Domizil in
der Pleißenburg auf und fertigten dort mit großem fleiß und mit
noch größerem Rußen flchtgroschenstücke. Die Grzeugnisse dieser
IRünzpächter erfreuten sich wegen ihres geringen Gehaltes eines
großen Verrufes; sie erhielten die Bezeichnung „Gphrairaiten“ und
jeder mar froh, roenn er sie wieder los mar. — Rach dem Kriege
im Jahre 1763 schloß man die münze in (leipzig für immer.
Ulan hatte damit oiel Grfahrungen, aber wenig gute gemacht.
Daß dieselben auch auf Handel und Wandel nachteiligen Ginfluß
hatten, ist selbstoerständlich.
Hm schlimmsten lagen die Geldoerhältnisse in leipzig aber
mährend des dreißigjährigen Krieges. Die ITtünzpächter der fürsten
seßten leichte und schlechte münzen in Umlauf, mährend sie die
guten münzen an zieh zogen. Vornehmlich die benachbarten
brandenburgischen Wucherer und Wechsler arbeiteten ihnen dabei
in die Hände. Alles Geld, was ihnen durch die Singer ging, unter
suchten sie auf das Gewicht. Zog die münze die Wagschale nieder
— kippte sie —, so beschnift man sie oder man schmolz sie ein;
schnellte die Wage dagegen in die Höhe — wippte sie -, so
wurde das Geldstück wieder nusgegeben. Die teufe, die diesen
einträglichen Unfug trieben, hießen daoon „Kipper und Wipper“.
Diese „Geldschneiderei“ ging so weit, daß an den münzen schließ
lich nur noch ein ganz geringer Teil Silber zu finden war. Wie
stark das Kippen und Wippen oerbreifet war, läßt sich daraus
ersehen, daß selbst der Oberhofprediger Hae oon Hoenegg dieser
Handlung beschuldigt wurde. Dieser Geldwucher muß lange Zeit
und allgemein im Schwange gewesen sein, denn schon Sebastian
Brand schreibt (1494) in seinem „narrenschiff“;
Den Weg man jeßt zur furche schlägt;
Die alte münz’ ist blind und schlecht.
Die lllünze schwächt sich selbst nicht klein:
falsch Geld ist worden jeßt gemein.
e. W.